Peter Wagner
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ROMA SAM | KULTURA

Peter Wagner | Regisseur, Aktivist und Schriftsteller im Gespräch

In unserer Sendung am 18. September haben wir den Schriftsteller und Regisseur Peter Wagner zu Gast. Schon seit über 30 Jahren tritt er gegen Rassismus und Vorurteile auf. Redakteur Adolf Gussak hat mit dem Künstler über sein Filmprojekt „Gehen unter schwebendem Geleise, Erinnerungskaskaden eine Bahnstrecke entlang“ und über seinen Bezug zur Volksgruppe der Roma gesprochen.

Filmausschnitt: „Gehen unter schwebendem Geleise“
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Filmausschnitt | „Gehen unter schwebendem Geleise“

Im September 2020 brach Peter Wagner für den Film „Gehen unter schwebendem Geleise“ auf, um die Bahnstrecke zwischen Rechnitz und Oberschützen abzugehen. Ein Teil dieser Bahnstrecke war sein täglicher Schulweg, da er in Oberwart wohnte und das Gymnasium Oberschützen besuchte. Zu dieser Zeit lernte Peter Wagner den Oberwarter Rom Stefan Horvath kennen, dem er auch sein erstes Hörspiel mit dem Namen „Purdi Pista sagt, die Cymbal ist tot“ widmete und als künstlerischen Urvater bezeichnet. Im Film „Unter schwebendem Geleise“, spielt auch die Erinnerung an diese Beziehung eine Rolle.

opera Vanessa ide kitom, Peter Wagner
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Peter Wagner | Autor und Regisseur

Radio „Roma sam“ | 18. September 2023 | 20:50 Uhr

Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland

Mit seinem Hörspiel über den KZ-Überlebenden Rom, Stefan Horvath, ist Peter Wagner, ein Roma-Aktivist der ersten Stunde, denn „Mitte der siebziger Jahre hat man den Holocaust an Romnja und Roma noch nicht öffentlich thematisiert“, so Peter Wagner. Ein paar Jahre danach, schloss sich der Künstler mit einigen Persönlichkeiten zusammen, die man heute aus der Volksgruppenarbeit kennt, darunter ORF Redakteur Erich Schneller, Historiker Gerhard Baumgartner oder die ehemalige Nationalratsabgeordnete der Grünen, Terezija Stoisits, um nur einige zu nennen. Gemeinsam riefen sie eine Veranstaltungsreihe mit dem Namen „Ausnahmsweise Oberwart“ ins Leben und errichteten unter anderem eine Denkmalattrappe vor dem Kriegerdenkmal in Oberwart, das auf das Schicksal der Roma in der NS-Zeit aufmerksam machen sollte. Zu dieser Zeit gab es noch kein Roma-Denkmal im Burgenland.

Denkmal Atrappe Oberwart
Peter Wagner
Denkmalattrappe | 1980 in Oberwart

Bei der Anerkennung der Volksgruppe der Roma vor 30 Jahren, hat Peter Wagner nicht aktiv mitgewirkt. Die Entwicklungen rund um die Volksgruppe hat er aber weiterhin verfolgt. Das Bombenattentat 1995 hat dazu geführt, sich wieder mehr für die Volksgruppe einzusetzen. Drei Jahre später schrieb er ein Theaterstück nach dem gleichnamigen Roma-Märchen „Die schwarze Kaiserin“.

Die schwarze Kaiserin
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Uraufführung | „Die schwarze Kaiserin“

Fast 20 Jahre danach, portraitierte er den Oberwarter Rom und Schriftsteller Stefan Horvath in dem Film „Stefan Horvath, Zigeuner aus Oberwart“, der im Jahre 2004 erschien. Ein Jahr später produzierte er die „Charly & Pepi Show“, eine Comedyreihe, in Burgenland-Romani mit deutschen Untertiteln. Neben seinen Produktionen hat Peter Wagner auch jahrelang im Vorstand des damaligen Roma-Vereins mitgearbeitet. Er wollte aber nie ein Sprachrohr der Roma sein oder karitativ für die Volksgruppe arbeiten. Vielmehr hat er seine Aufgabe darin gesehen, die Mehrheitsbevölkerung zu sensibilisieren, wenn es um das Thema Romnja und Roma ging.

Bei der 20-Jahre-Jubiläumsfeier der Volkshochschule der Roma im Jahr 2019, sollte Peter Wagner mit einem Ehrenpreis für sein Engagement für die Volksgruppe ausgezeichnet werden. Peter Wagner lehnte dankend ab.

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Für die Zukunft der Volksgruppe wünscht sich Peter Wagner einen funktionierenden Willen, der Kräfte entwickeln soll, um weiterhin Dinge umzusetzen und sich zu behaupten, sodass der Fortbestand der Volksgruppe und ihrer Kultur auch weiterhin gegeben sind.