Robert Gabris
Michal Blecha
Johannes Stoll / Belvedere

Belvedere 21 zeigt 30 Arbeiten von Robert Gabris

Dass man den Slogan „my country, my blood“ auch anders, nämlich zu einer Identitätsbefragung statt einer Zugehörigkeitsverteidigung verstehen kann, möchte das Belvedere 21 mit der Ausstellung des Künstlers Robert Gabris zeigen, die gestern unter großer Publikumsbeteiligung eröffnet wurde.

Gabris, 1986 in der Slowakei als Teil der Roma-Community geboren, arbeitet seit Jahren an der Hinterfragung von Geschlechteridentitäten und Zuschreibungsmechanismen. Für seine Arbeit wurde der Erich-Wonder-Schüler im Vorjahr mit dem Belvedere Art Award ausgezeichnet.

„This Space Is Too Small For Our Bodies“

heißt die mit der Verleihung des Art-Preises verbundene Schau, die auch die Arbeitsserie von Gabris’ „My Country, my Blood“ inkludiert, mit der sich Gabris intensiv mit der Marginalisierung der Roma in den Gesellschaften Europas auseinandersetzt.

„Unsere Identität ist eine störende Lücke in eurem Bewusstsein“, sagt ein Manifest aus der Hand des Künstlers, das an einer der Wände zu lesen ist: „Die Exotik des Romakörpers ist für euch ein Fetisch der schmerzhaften Lust.“

Gabris, 1986 in der Slowakei als Teil der Roma-Community geboren, arbeitet seit Jahren an der Hinterfragung von Geschlechteridentitäten und Zuschreibungsmechanismen.
Johannes Stoll / Belvedere
Robert Gabris hinter seiner aktuellen Arbeit „This Space Is Too Small For Our Bodies“

„Unsere Identität ist eine störende Lücke in eurem Bewusstsein“

„Unsere Identität ist eine störende Lücke in eurem Bewusstsein“, sagt ein Manifest aus der Hand des Künstlers, das an einer der Wände zu lesen ist: „Die Exotik des Romakörpers ist für euch ein Fetisch der schmerzhaften Lust.“

Im Belvedere 21 zeigt Gabris rund 30 Arbeiten, die zwischen 2014 und 2023 entstanden, darunter auch die Werkserie „The Blue Heart“ (2014) bestehend aus fünf Kupferstichen, die sich auf die tätowierten Lebensgeschichten seines biologischen Vaters und im weiteren Sinne auf die Geschichte eines ganzen Roma-Dorfes in der Slowakei beziehen.

Wie man die Geschichte der Roma weitererzählen müsse, habe für ihn, so Gabris jüngst in einem Interview mit ORF Topos, auch sein Vorbild Ceija Stojka vorgelegt.

„Diese Schau entstammt einem Wir“

Die eigens für die Ausstellung entwickelte Serie „This Space Is Too Small For Our Bodies“ (2023) experimentiert mit der Idee, dem Körper neu entwickelte Formen als Objekte anzufügen. Damit soll ein Lebewesen entstehen, das seine Anatomie selbst bestimmt und gestaltet, wobei es zeitweise Teile löst und wieder neu zusammensetzt.

„Diese Schau ist nicht meine Schau, denn nicht ich habe sie gemacht, sondern sie kommt aus einem Wir“, sagte Gabris gestern im Rahmen der Eröffnung.

Dass seine Arbeiten noch im Status von Statements angesiedelt sind, zeigte das Ausbleiben der Roma-Community bei der Eröffnung. Noch, so Gabris, sei eine Ausstellung nicht der „sichere Ort“, an dem Schichtungen der Gesellschaft überwunden würden.

Belvedere-Chefin Stella Rollig warnte in ihrer Rede auch vor der Gefahr einer Haltung, das eigene Engagement für einen queeren Künstler aus der Roma-Community als einen Akt der Selbstbespiegelung zu zelebrieren.