ARCHIV – Blumen liegen vor einem 1976 errichteten Denkmal für die während der deutschen Besatzungszeit 1941-1943 in Babyn Jar („Weiberschlucht“) erschossenen Bürger der Stadt Kiew
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Massaker an Juden in Kiew | Gedenkstätte veröffentlicht Täter-Namen

80 Jahre nach dem Massaker an Juden in Kiew hat die Babyn-Jar-Gedenkstätte eine erste Liste mit 159 Beteiligten an dem von Deutschen in der Ukraine verübten Verbrechen veröffentlicht. „Einige waren Schützen, andere holten die Juden aus ihren Häusern, andere nahmen ihre Habseligkeiten und ihr Gepäck“, sagte der Leiter des akademischen Beirats der Holocaust-Gedenkstätte, Patrick Desbois.

Menschen beten an einer Gedenkstätte für die Opfer des Massakers an jüdischen Bürgern in Babyn Jar (Altweiberschlucht). Die Babyn-Jar-Gedenkstätte hat 80 Jahre nach dem Massaker eine erste Liste mit 159 Beteiligten an dem von Deutschen in der Ukraine
Keystone/AP/Efrem Lukatsky
Menschen beten an einer Gedenkstätte für die Opfer des Massakers an jüdischen Bürgern in Babyn Jar (Altweiberschlucht). Die Babyn-Jar-Gedenkstätte hat 80 Jahre nach dem Massaker eine erste Liste mit 159 Beteiligten an dem von Deutschen in der Ukraine.

Die Täter seien aus ganz Deutschland und anderen von Hitler-Deutschland besetzten Ländern gekommen. Auch das heutige Österreich zählte von 1938 bis 1945 dazu. Nur einige Offiziere wurden der Gedenkstätte zufolge nach Ende des Zweiten Weltkriegs verurteilt. „Die große Mehrzahl kehrte zu einem normalen Leben nach dem Krieg zurück“, hieß es in der Mitteilung. Historiker vermuten, dass niemand der Beteiligten mehr am Leben ist.

Kriegsgefangene, Partisanen, Roma und geistig Kranke

Am 29. und 30. September 1941 erschossen deutsche Einsatzgruppen aus Wehrmacht, Polizisten und SS-Männern 33.771 jüdische Bewohner des besetzten Kiew. Bis zur Befreiung durch die Rote Armee im November 1943 wurden in Babyn Jar (Altweiberschlucht) rund 100.000 Menschen ermordet, darunter Kriegsgefangene, Partisanen, Roma und geistig Kranke. Die Schlucht gilt als das größte Massengrab in Europa.

ARCHIV – Blumen liegen vor einem 1976 errichteten Denkmal für die während der deutschen Besatzungszeit 1941-1943 in Babyn Jar („Weiberschlucht“) erschossenen Bürger der Stadt Kiew
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Blumen liegen vor einem 1976 errichteten Denkmal für die während der deutschen Besatzungszeit 1941-1943 in Babyn Jar („Weiberschlucht“) erschossenen Bürger der Stadt Kiew. F

In der veröffentlichten Liste mit 159 Personen befindet sich lediglich ein Name, der eindeutig einem zumindest gebürtigen Österreicher zuzuordnen ist. Die Rede ist von einem den Daten zufolge damals 36-Jährigen, dessen Geburtsort mit Wien angegeben wird.

2016 war der Bau einer Holocaust-Gedenkstätte in Babyn Jar zur Erinnerung an die 2,5 Millionen ermordeten Juden in Osteuropa angekündigt worden. Wann die Arbeiten beginnen, ist unklar. In der Ukraine ist das Vorhaben umstritten. Nationalistische Kreise werfen dem Projekt vordergründig wegen russischer Geldgeber eine zu große Nähe zum Nachbarland vor. Sie befürchten, dass der Beteiligung von ukrainischen Helfern am Holocaust zu viel Raum gegeben werde.