Ortstafel Oberwart
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OBERWART | VOLKSGRUPPEN

Ein Haus für Volksgruppen

In Oberwart wird am Konzept eines Volksgruppenhauses für alle burgenländischen Volksgruppen gearbeitet. Die Idee versuchen der Burgenländisch-Ungarische Kulturverein (BUKV), Roma-Service und der Kroatische Kulturverein (HKD) gemeinsam mit der Stadtgemeinde Oberwart umzusetzen. NOVI GLAS hat mit Vertreter und Vertreterinnen dieser Vereine gesprochen und nach dem Fortschritt gefragt.

Seit einiger Zeit träumen ein paar Volksgruppenvereine von einem gemeinsamen Haus, einem Volksgruppenhaus in Oberwart. Die einen sehen darin eine Möglichkeit für die Aufbereitung der Geschichte ihrer Minderheiten, die anderen wollen sich auf den Nachwuchs konzentrieren. Dritte stellen sich schöne Bälle in dem Gebäude vor. All diese Träume sind in gewisser Art wichtig für den Erhalt der Volksgruppen. Während draußen die Pandemie wütet, herrscht hier Optimismus vor, dass der Traum erfüllt werden könnte.

Was ist die Grundidee?

Bis jetzt wurde über Wünsche und Ideen eines gemeinsamen Zentrums diskutiert, so Martin Kerstinger, der erst kurz das Büro des Kulturvereins HKD in Oberwart betreut. Tiefer in die Details gehen die Angehörigen der Roma und Ungarn, die länger Vorort aktiv sind und für die Oberwart auch das geographische Zentrum ist. Ludwig Frauer, der Vorsitzende des BUKV burgenländisch-ungarischen Kulturvereins, hat NG erklärt, dass die Vereine gemeinsam einen Antrag beim Bundeskanzleramt gestellt haben und um Unterstützung bei der Konzipierung des Volksgruppenhauses ersucht haben. Iris Zsoter, die die Initiative gestartet hat, betont, dass noch ein weiter Weg bis zur Realisierung bevorstehe.

Kinder und Nachwuchs

Momentan fehle es in Oberwart an Räumlichkeiten für kleinere Veranstaltungen, so Frauer. Das OHO und die Messehalle bieten Veranstaltungsräume, aber die seien zu groß für kleinere Kinderveranstaltungen. Hieran kann man einen Schwerpunkt des Volksgruppenhauses erkennen, das mit Iris Zsoter von einer mehrsprachigen Lehrerin initiiert wurde.

Der Fokus soll auf Kindern und dem Nachwuchs im Bildungs- wie im Kulturbereich liegen. Frauer erklärt, dass Räumlichkeiten draußen und drinnen für die Betreuung von Kindern, für Sprachkurse, für Seminare und für Proben von Musik-, Schauspiel- und Folkloregruppen geplant sind. Auch eine Küche und gemeinsame Bibliothek soll es geben. Zusätzlich werden die drei Vereine Büros im Komplex haben, so Frauer. Zsoter betont, dass sie so auch leichter gemeinsame Projekte mit Schulen umsetzen könnten. Im Moment bieten separat ungarische Vereine regelmäßige Kurse für Kinder und Vereine der Roma Kinderbetreuungen nach der Schule an. Mit einem gemeinsamen Zentrum könnten Kinder in einem Raum der Mehrsprachigkeit aufwachsen, so die Vision von Zsoter.

Gärtner-Horvath, nicht nur Vorsitzender des Vereins Roma-Service, sondern auch der Vorsitzende ihres Volksgruppenbeirates, führt an, dass pro Volksgruppe mehrere Vereine ihren Sitz im Haus haben könnten. Logisch erscheint, dass dadurch eine engere Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den Volksgruppen ermöglicht und gemeinsame Ziele leichter umgesetzt werden. Eines dieser Ziele wäre zum Beispiel die Aufbereitung geschichtlicher Informationen der Volksgruppen und Sensibilisierungsarbeit, so Gärtner-Horvath. Initiatorin Zsoter erklärt, dass das Haus für alle sein soll – zum Beispiel könnte die Stadtkapelle Oberwart die Proberäume und Veranstaltungsräume nutzen, auch wenn sie kein Volksgruppenverein sei.

Phase 1

Die Volksgruppenvereine hatten schon einige Sitzungen mit der Stadtgemeinde, denen auch der Bürgermeister Georg Rosner (ÖVP) beiwohnte. Gegenüber NOVI GLAS meldet er, dem Projekt positiv gegenüberzustehen: „Dieses Haus wäre für Oberwart eine große Bereicherung.“ Ob sich die Stadt auch finanziell daran beteilige, beantwortet er mit dem Verweis, dass es noch keine konkreten Pläne, keine Informationen zu Grundstücken, Räumlichkeiten oder Finanzierung gebe.

Die Idee eines Volksgruppenhauses ist schon einige Jahre alt, doch da die Bundesregierung und auch das Bundeskanzleramt den weiteren VG-Fördertopf „Sonstige“ geschaffen hat, hat man intensiver zu diskutieren begonnen. Noch ist nicht fix, ob das BKA die Konzipierung und die Planung unterstützen wird. Auch bei den Vereinen ist noch vieles unklar: Wer wird planen? Wie hoch ist das Budget? Wie soll die Organisation und die Geschäftsführung aussehen? Miete oder eine Kaufoption? Auch wenn es noch etliche Jahre dauern könnte, bis dieses Gebäude in Oberwart steht, geht der Weg in eine gute Richtung, so Martin Kerstinger vom HKD.

Ein guter Zeitpunkt

Wenn man das erste Mal von dieser Idee hört, kann sie außergewöhnlich vorkommen. Sie liegt aber nahe. Drei Gründe, wieso es jetzt wert ist, sich für dieses Projekt einzusetzen. Erstens hat man hinter sich eine Gemeinde stehen, die das Projekt unterstützt. Der zweite Grund sind Subventionen im Fördertopf „Sonstige Zuschüsse“ des BKA, wo das Projekt einige Anforderungen abdeckt. Drittens hat auch die EU Fördertöpfe, die sich anbieten würden, wie zum Beispiel „EU fundig for Roma equality, inclusion and participation“.