KZ Jasenovac
HRT
zVg/iStock
GEDENKEN

Kroatien – Gedenkfeier im KZ Jasenovac

In Kroatien ist am Donnerstag der Opfer des Vernichtungslagers Jasenovac des faschistischen Ustascha-Staates NDH (1941-1945) gedacht worden. Die traditionelle Zeremonie mit einem Gedenkzug fiel wegen Corona-Einschränkungen bereits das zweite Jahr hintereinander aus.

Die Vertreter des Staates und der Opferverbände legten bei der „Steinernen Blume“, dem Denkmal von Jasenovac, die Kränze getrennt nieder.
zVg/iStock
Die Vertreter des Staates und der Opferverbände legten bei der „Steinernen Blum1e“, dem Denkmal von Jasenovac, die Kränze getrennt nieder, wie kroatische Medien berichteten.

Utl.: Keine gemeinsame Teilnahme von Staatsspitze und Opferverbänden – Wegen Corona-Restriktionen und Streits zwischen Präsident und Premier Jasenovac.

Kein gemeinsames Gedenken

Anders als im Vorjahr, als erstmals seit 2015 die staatliche Zeremonie nicht von Opferverbänden boykottiert wurde, und diese zusammen mit der Staatsspitze teilnahmen, gab es heuer kein gemeinsames Gedenken. Nicht einmal die Staatsvertreter gedachten gemeinsam der Opfer, stattdessen besuchten mehrere Delegationen zeitlich getrennt die Gedenkstätte. Daran waren allerdings nicht nur Corona-Restriktionen schuld, mit denen das kroatische Kulturministerium das diesjährige Protokoll begründete. Als Hauptgrund dafür wird ein Streit zwischen Staatspräsident Zoran Milanovic und Regierungschef Andrej Plekovic, die ihre Meinungsverschiedenheiten seit längerem öffentlich austragen, gesehen.

Plenkovic bezeichnete den NDH-Staat als „eine der tragischsten Perioden der kroatischen Geschichte“. Bezüglich einer Initiative aus der jüdischen Gemeinschaft, jeden Gebrauch von Ustascha-, Tschetnik- und faschistischen Symbolen zu sanktionieren, betonte der Ministerpräsident, dass diese bereits gesetzlich verboten seien. Es gehe darum, das Gesetz anzuwenden.

Duldung des Ustascha-Grußes „Za dom – spremni“

Die Initiative scheint sich auf die derzeitige Duldung des Ustascha-Grußes „Za dom – spremni“ (Für die Heimat – bereit) zu beziehen. Der Ausruf wird bei Gedenkfeiern für Angehörige der rechten Paramilitärgruppe HOS aus dem Kroatien-Krieg, die ihn auf ihrem Emblem hat, geduldet. Präsident Milanovic setzt sich seit längerem für ein absolutes Verbot ein, am Donnerstag bekräftigen das auch Ex-Präsident Ivo Josipovic und Ex-Regierungschefin Jadranka Kosor. Parlamentspräsident Gordan Jandrokovic von der Regierungspartei HDZ unterstützt die gesetzliche Sanktionierung, betonte aber, dass man den Unterschied zwischen den Ustascha-Symbolen und jenen der HOS kennen müsse. Er würde außerdem den Gebrauch von kommunistischen Symbolen, darunter der Rote Stern, regulieren.

Namensliste mit rund 83.000 Opfern

Der Gedenktag für die Opfer des KZ Jasenovac erinnert an einen Fluchtversuch am 22. April 1945. Nachdem die Ustascha begonnen hatten, das Lager zu zerstören und die Gefangenen zu töten, kam es zum Ausbruch, den nur rund 90 von 600 Häftlingen überlebten. Das Vernichtungslager in Jasenovac, rund 100 Kilometer südöstlich von Zagreb, gehörte zu den größten Lagern dieser Art in Europa. Im Lager starben überwiegend Serben, aber auch zahlreiche Juden und Roma sowie Regimegegner, darunter antifaschistische Kroaten. Die Schätzungen über die Zahl der Opfer sind unterschiedlich. Das Museum von Jasenovac führt eine Namensliste mit rund 83.000 Opfern und schätzt die Gesamtzahl auf rund 100.000 Opfer.