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Parlamentsdirektion/Thomas Topf
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Politik

50 Jahre Romapolitik | Romnja und Roma in der EU – Chancen und Herausforderungen.

Am 8. April, dem Internationalen Tag der Roma und Romnja, lud der Präsident des Österreichischen Nationalrates, Wolfgang Sobotka zur Diskussionsveranstaltung im großen Redouten Saal ein. Neben den Reden von Manuela Horvath, Bundesministerin Susanne Raab und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, diskutierten Experten über das Thema Romapolitik.

Manuela Horvath, Leiterin der Roma Pastoral der Diözese Eisenstadt und Gemeinderätin in Oberwart, hielt die Eröffnungsworte. In diesen begann sie darüber zu sprechen, wie Roma und Romnja immer noch von Alltagsrassismen betroffen sind. Das Wort „Zigeuner“ ist immer noch nicht aus dem Lebensmittelgebrauch oder der Alltagssprache verschwunden, auch wenn es positive Entwicklungen gibt. Schockiert ist sie nach wie vor über die Unwissenheit innerhalb der Mehrheitsbevölkerung, die sich teilweise durch Namensänderungen in ihrer Kultur bedroht fühlen. Der Anti-Romaismus gehört in vielen Bereichen, in vielen europäischen Ländern immer noch zum Alltag von Roma und Romnja trotz der sogenannten EU-Rahmenstrategien zur Inklusion von Roma und Romnja.

Manuela Horvath
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Manuela Horvath | Leiterin der Romapastoral der Diözese Eisenstadt

Radio „Roma sam“ | 26. April 2021 | 20:50 Uhr

Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland

Die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration Susanne Raab hielt die Keynote Speech zum Thema Romapolitk in der EU und in Österreich. Als Ministerin ist sie auch für die Volksgruppen zuständig. Erst im letzten Jahr wurde vom Ministerrat die Verdopplung der Volksgruppenförderung auf acht Millionen Euro beschlossen, für Raab ein deutliches Zeichen Österreichs, dass es sich zu seinen Volksgruppen bekennt. Das österreichische Parlament erklärte einen Tag zuvor, dass es die sogenannten „Strategien zur Inklusion von Roma bis 2020“ fortführen werde und auch die offizielle Arbeitsdefinition von „Antiziganismus“, die im Oktober 2020 von der International Holocaust Remembrance Alliance verfasst wurde, annimmt, erklärte Raab in ihrer Rede.

Bundesministerin Susanne Raab
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Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP)

24 Vertreter aus 9 Staaten diskutierten vor 50 Jahren beim ersten Roma Kongress in London über die anhaltende Diskriminierung gegenüber der Volksgruppe und wie man dagegen vorgehen könne. Vieles hat sich seit diesem Tag getan, in Österreich aber auch in Europa. Vieles muss aber auch noch erreicht und getan werden, denn viele Roma und Romnja, Sinti und Sintizze sind immer noch von Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen, vor allem im Osten Europas ist ihre Situation mehr als prekär. Darüber sprach auch Ursula Till-Tentschert, Stellvertretende Abteilungsleiterin an der EU-Grundrechteagentur, in der Podiumsdiskussion. 80% der Roma in der EU leben immer noch unter der Armutsgrenze und jeder zweite hat in den letzten Monaten eine Diskriminierung in verschiedenen Bereichen des Lebens erfahren. Positive Veränderungen gibt es im EU-Raum nur wenige, die Corona Pandemie hat all dies nur verschlimmert, so Till-Tentschert.

Ursula Till-Tentschert
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Ursula Till-Tentschert | EU-Grundrechteagentur

Emmerich Gärtner-Horvath, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma, sprach über die Entwicklungen in Österreich. Er sieht Österreich im EU-Vergleich als Vorzeigemodell, was die Romapolitik betrifft. Österreich ist eines der wenigen Länder, in denen es einen Volksgruppenbeirat der Roma gibt, das heiße politische Interessenvertreter der Volksgruppe. Auch die Roma Dialogplattform des Bundeskanzleramtes sieht er als positive Entwicklung im Land, denn seitdem konnten mehr Menschen mit den eigenen Anliegen erreicht werden, wie er in seinem Vortrag erklärt.

Emmerich Gärtner-Horvath
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Vorsitzender des Volksgruppenbeirats der Roma | Emmerich Gärtner-Horvath

Vergangenes Jahr legte die Europäische Kommission den neuen strategischen EU-Rahmen zur Gleichstellung, Inklusion und Teilhabe der Roma bis 2030 vor. Im Vorfeld des Internationalen Roma-Tags hat die Bundesregierung bei der Ministerratssitzung eine Fortschreibung dieser Strategie zur Inklusion beschlossen. Darin werden Schwerpunkte in den Bereichen Bildung und Arbeitsmarkt, die Bekämpfung von Anti-Romaismus, die Stärkung von Romnja und Jugendlichen sowie die Stärkung der organisierten Zivilgesellschaft und die Förderung einer verbesserten Teilhabe der Volksgruppe gesetzt. Ein Projekt, das im Rahmen der Strategien gefördert wurde, war das Arbeitsmarkprojekt „THARA“, das von Usnija Buligović geleitet wird. Sie erklärt, wie sich die Situation der Roma und Romnja vor allem im Bereich Arbeitsmarkt verändert hat.

Usnija Buligovic
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Usnija Buligović | THARA Arbeitsmarktprojek

Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch die Aufarbeitung der Geschichte. Gerade wurden Roma und Romnja oft von der Geschichtsschreibung ausgeklammert. Lange Zeit wurde nicht erwähnt, dass auch Rom_nja und Sinti_zze Opfer des Nationalsozialismus waren. In den letzten Jahrzehnten hat sich dies verändert. Es wird geforscht und aufgearbeitet. Die Historikerin Sabine Schweitzer erklärt, dass nur durch Wissen gegen Rassismus und Anti-Romaismus vorgegangen werden kann. Die Geschichte der Roma und Romnija in Österreich wurde in den letzten Jahren grundlegend erforscht, jedoch gibt es immer noch Lücken, die es zu schließen gilt.

Sabine Schweitzer
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Sabine Schweitzer | Historikerin

Auch 28 Jahre nach der Anerkennung der Roma und Romnja durch die Republik Österreich sind Mitglieder der Volksgruppe noch immer mit Ausgrenzung, Diskriminierung und Anti-Romaismus konfrontiert. Nationalratspräsident Sobotka wies in seiner Rede darauf hin, dass es einer höheren Sensibilität bedarf, was die Verwendung der Sprache und der Bilder betrifft.

Nationalratspräsident Wolgang Sobotka
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Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP)

Auch das Romanes bzw. Romani muss gefördert und unterstützt werden, damit es für die zukünftigen Generationen erhalten bleibt. So der Nationalratspräsident in seiner Rede.

Musikalisch begleitet wurde Veranstaltung von Ferry Janoska.