Verein Vivaro Viva Romnja
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ROMA SAM | Frauenemanzipation

Die Stimmen der Romnja

Als Romnja erfährt man häufig eine multiple Ausgrenzung. Als Angehörige einer Minderheit und eben auch weil man eine Frau ist. Die Fremdzuschreibungen der Mehrheitsgesellschaft haben viel dazu beigetragen, wie man als Romnja immer noch von der Mehrheitsgesellschaft gesehen werden.

Wir haben mit Romnja-Aktivistinnen über dieses Thema und die Bedeutung des Internationalen Roma Tages gesprochen.

Der Internationale Roma Tag am 8. April geht auf den ersten Roma Kongress im Jahr 1971 zurück und gilt als Beginn des Roma Aktivismus. Dass die Bewegung auch von Romnja mitgetragen wurde, bleibt häufig unerwähnt. Grundsätzlich werden im Aktivismus häufig nur die männlichen Protagonisten vorgestellt. Der 8. April ist wie der 8. März, der Welt Frauen Tag, ein Tag, der die Arbeit der Aktivist_innen würdigt. Der Aktivismus selbst muss aber über das ganze Jahr hinweg getragen werden, erklärt Marion Dworzack, stellvertretende Obfrau vom Verein Voice of Diversity. In der Romnja Jugend sieht sie eine große Hoffnung, dass auch in Zukunft der weibliche Aktivismus in guten und fähigen Händen liegt. Trotzdem gibt es noch einige Baustellen, wie Dworzack feststellt.

Marion Dworzack
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Marion Dworzack

Radio „Roma sam“ | 19. April 2021 | 20:50 Uhr

Präsentiert von Susanne Horvath | Live Radio Burgenland

Auch wenn der Beginn der Roma Bewegung in Österreich mit dem Jahr 1989 festgemacht wird, so war es das Buch einer Romni, das 1988 vieles verändert hat. Ceija Stojkas Buch „Wir leben im Verborgenen“ brachte die Realitäten der Roma und Rom_nja einer breiten Öffentlichkeit nahe und sorgte dafür, dass man sich mit der Geschichte der Volksgruppe auseinandersetzte. Viele starke Romnja prägen heute den Aktivismus und das Selbstbild. Doch war dies immer so? Mirjam Karoly, Mitglied des Volksgruppenbeirates der Roma, erklärt, dass die weibliche Stimme durchaus immer vorhanden war, jedoch wurde sie nicht immer wahrgenommen. Das liegt auch daran, dass immer wieder dieselben, meist männlichen Protagonisten, befragt und hervorgehoben wurden und teilweise immer noch werden.

Mirjam Karoly
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Mirjam Karoly

1993 wurden die Rom_nja in Österreich endlich als Volksgruppe anerkannt. Verantwortlich dafür waren viele, Roma und Romnja – genannt werden meist nur Männer. Dass dies aber auch die Leistung von Romnja wie Ceija Stojka, Susanne Baranyai, und vielen mehr war, bleibt häufig unerwähnt – diese Heldinnen bleiben in den meisten Erzählungen der Geschichte der Ankerkennung wieder einmal im Verborgenen, wie Žaklina Radosavljević vom Verein Vivaro-Viva Romnja erklärt.

Žaklina Radosavljević  und Lavinia Seidel
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Žaklina Radosavljević und Lavinia Seidel

„Wir leben im Verborgenen.“, ein Satz, der die Frauenbewegung und somit natürlich auch Romnija begleitet. Sichtbarkeit. Darum geht es. Romnja wollen und müssen gesehen werden. Daher startete der erste österreichische Rom_nja Verein „Vivaro-Viva Romnja“ im Jahr 2017 das Projekt „Sichtbarkeit“. Denn den Vereinsmitgliedern rund um Obfrau Žaklina Radosavljević ist bewusst, dass man als Frau, vor allem aber als Romni oft weder gehört noch gesehen wird. Ihr Ziel:

„Heterogenität unter Frauen, aber auch als Romnja, aufzuzeigen und das klischeehafte und romantisierte Bild ‚der Roma Frau‘ abzubauen, zu bekämpfen und realistische Bilder darzubieten. Frauen haben Stimmen, sind individuell, heterogen und vielfältig.“

Lavinia Seidel vom Verein Vivaro erklärt wie man versucht, durch die Vereinsarbeit für Frauen einen Raum zu schaffen, in dem sie sich auch sicher fühlen und gesehen werden.

Das Romano Centro setzt einen Themenschwerpunkt im Empowerment von Romnja. Denn diese sind, wie schon erwähnt, oft einer mehrfachen Diskriminierung ausgesetzt. In Workshops soll das Selbstbewusstsein von Mädchen und Frauen gestärkt werden, erzählt die Sozialarbeiterin und Beraterin im Romano Centro, Danijela Cicvarić. Sie beschreibt sogar eine dreifache Diskriminierung: Als Frau, als Romni und als Migrantin.

Danijela Cicvaric
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Danijela Civarić

Der Aktivismus ist ein stetiger Prozess, der sich über die Jahre verändert und die Themenschwerpunkte verschoben hat. Es ist der Arbeit der zahlreichen Romnja und Sintizze zu verdanken, dass dieser Prozess weitergeht und sie sichtbar bleiben.