Bildung

Bildungsstudie zur Lage der Sinti und Roma in Deutschland

Die RomnoKher gGmbH legt eine neue Studie zur Lage der Sinti und Roma in Deutschland vor. Eine bundesweite Arbeitsgemeinschaft der RomanoKher gGmbH organisierte die Befragung und wertete nach sorgfältiger Prüfung 614 Interviews mit einheimischen und zugewanderten Roma und Sinti aus allen Bundesländern aus über 700 durchgeführten Befragungen im Zeitraum von September bis Dezember 2020 aus.

Ein Viertel der Befragten spricht mindestens drei Sprachen

Bereits vor zehn Jahren hatte die RomnoKher-Studie 2011 die Bildungsbenachteiligung deutscher Sinti und Roma plausibel aufzeigen können. Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen einerseits die gestiegenen Erwartungen und Potentiale der Minderheit als Ergebnis von Empowerment-Strategien der nunmehr seit 50 Jahren aktiven Bürgerrechtsbewegung. So gaben 85% der Befragten an, dass es zu ihrem kulturellen Selbstverständnis gehört, Romanes, die Sprache der Roma und Sinti, zu sprechen und zu pflegen. Knapp ein Viertel der Befragten spricht mindestens drei Sprachen.

Extreme Benachteiligung von Sinti und Roma im Bildungsbereich

Der erste Teil der Studie wird im Rahmen einer Online-Konferenz am 24.2.2021 um 12 Uhr veröffentlicht. Anmeldungen sind ab sofort unter info@romnokher.de möglich.

Gleichzeitig belegt die RomnoKher-Studie 2021 die extreme Benachteiligung von Sinti und Roma im Bildungsbereich. Diese konnte mit den von der Bundesregierung – entgegen der Aufforderung der EU-Kommission nach nationalen Strategien mit gezielten Förderprogrammen für Sinti und Roma – bevorzugten, unspezifischen (Mainstream-)Fördermaßnahmen bisher nicht ausgeglichen werden. Ebenso wie 2011 ermittelt die RomnoKher-Studie 2021 alarmierend hohe Angaben zur Diskriminierung: Etwa 40% der Befragten mit Kindern haben angegeben, dass ihre Kinder Diskriminierung erfahren mussten (davon ca. 60% mit Gewalt, ca. 40% im Unterricht, ca. ein Drittel von Lehrkräften), und etwa zwei Drittel aller Befragten fühlen sich im heutigen Leben wegen ihrer Zugehörigkeit diskriminiert, davon ca. 80% auch im Bildungssystem.

Immer noch 40% der 18-50-jährigen Roma und Sinti haben keinen beruflichen Abschluss. Hier hat sich die Lage seit Jahrzehnten nicht verändert. 15 % der unter 30-Jährigen haben die Schule ohne Abschluss verlassen. Dabei ergibt sich zwar eine Verbesserung im Vergleich zur Nachkriegsgeneration, in der noch 50% der Sinti und Roma keinen Schulabschluss haben. Jedoch ist der Unterschied zur Gesamtbevölkerung signifikant: Der Anteil von Erwachsenen aller Altersstufen ohne Schulabschluss liegt in der Bundesrepublik heute bei 5 %.

Die InterviewerInnen und auch ein Teil der wissenschaftlichen AutorInnen der RomnoKher-Studie 2021 sind selbst Angehörige der Minderheit, die Verantwortung für die Durchführung der Studie lag bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der RomnoKher gGmbH, einer Selbstorganisation der Sinti und Roma.

Die „RomnoKher-Studie 2021“ wird von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) im Rahmen des „Programms zur Stärkung der Bildungsteilhabe und der Selbstorganisationen von Sinti und Roma in Deutschland“ gefördert.