Ferry Janoska
Lisa Halvax
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Roma sam | Kunst

Ferry Janoska über das Künstlerdasein in Zeiten von Corona

Die Zeit, in der wir leben, stellt viele vor Herausforderungen – wir alle müssen lernen, unsere Prioritäten neu zu setzen. Vor allem für Selbstständige und Künstler war und ist es nicht leicht ihrem Beruf nachzugehen, da die Corona Maßnahmen nach wie vor den Kulturbetrieb stark einschränken.

Wir haben mit dem Komponisten und Musiker Ferry Janoska darüber gesprochen, wie er als Künstler die vergangene Zeit erlebt hat.

Ferry Janoska
ORF
Ferry Janoska

„2020 werde ich nicht so schnell vergessen“

Eigentlich wäre der Kalender des Künstlers Ferry Janoska im Jahr 2020 gut gefüllt gewesen. Doch die Corona Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen, die vor allem den Kunst- Kulturbereich hart trafen, führten dazu, dass Janoska mehr „Freizeit“ hatte als ihm lieb war. Geplant waren unter anderem eine Oper mit den Wiener Sängerknaben und ein Ethnofestival im Burgenland – beides wurde verschoben, denn es ist immer noch nicht klar, wann der Kulturbetrieb wieder ungehindert laufen kann. Nach den stressigen Jahren zuvor, war Janoska zu Beginn froh über die unfreiwillige Auszeit, die es ihm ermöglichte nach all dem Druck durchzuatmen. Als klar wurde, dass beinahe alle Projekte nicht stattfinden konnten, schlug die Erleichterung in eine Unsicherheit über die berufliche Zukunft um. „Es war ein Jahr, dass ich nicht so schnell vergessen werde“, so der Künstler Ferry Janoska.

Radio „Roma sam“ | 22.2.20212 | 20:50 Uhr

Live Radio Burgenland

Ganze Kulturszene steht still

Nicht nur bei Ferry Janoska hinterließ das Jahr seine Spuren. Die gesamte Kunst- und Kulturszene leidet unter den Folgen der Pandemie, die bis jetzt noch nicht abzuschätzen sind. Museen sind aktuell zwar wieder geöffnet, wann Konzerte wieder stattfinden können, bleibt abzuwarten. Ferry Janoska glaubt aber daran, dass es etablierte Künstler schaffen könnten, nachdem Corona nicht mehr unseren Alltag dominieren wird, ihre Karriere weiter zu verfolgen, da ihnen die Fans treu bleiben werden. Vor einer großen Herausforderung stehen, so Janoska, unbekannte Künstler, aber auch hier sieht er Chancen, denn es könnte zu einer Neuausrichtung der Kreativität kommen. Am wichtigsten sei trotz allem die Gesundheit und diese gelte es nun weiterhin zu schützen, so der Künstler.

„Mir fehlt das Publikum“

Die Kunst hat einen enormen Einfluss auf die Psyche der Menschen, die gerade jetzt besonders gefordert wird. Viele leiden unter dem Lockdown und der Beschränkung der sozialen Kontakte. Die Musik könne hier viel leisten und einen positiven Einfluss auf die Stimmung der Menschen nehmen, so der Musiker Janoska. Eine Möglichkeit, die viele Künstler während des Lockdowns gewählt haben, um ihr Publikum trotzdem zu erreichen, ist der Live-Stream. Auch die pannonische Weihnachtsgala im Schloss Esterhazy, deren künstlerischer Leiter Janoska ist, fand ohne Publikum statt und wurde live im Internet übertragen. Für den Musiker, der selbst mit seinem Bandoneon auf der Bühne vertreten war, ein ungewohntes Erlebnis, denn ihm fehlten die ZuhörerInnen im Saal. Trotzdem sieht Janoska das Streamen von Konzerten als eine gute Möglichkeit, den Menschen zuhause etwas Trost zu spenden und sie auf andere Gedanken zu bringen, auch wenn er die digitale Lösung für noch nicht ausgereift genug hält.

Ferry Janoska
ORF
Ferry Janoska

Das vergangene Jahr sah der Künstler als eine Art Auszeit vom Beruf, oft fehlte auch einfach die Motivation, wir er selbst sagt, nachdem so gut wie alle Projekte abgesagt wurden. Und doch blickt er optimistisch in die Zukunft, denn es gibt schon einige Anfragen und es ist schon so manches für heuer geplant – unter anderem ein Projekt mit Peter Wagner, mit dem ihn schon eine lange künstlerische Freundschaft verbindet, sowie Konzerte mit der Parndorfer Tamburizza Gruppe Ivan Vuković und natürlich findet auch wieder die alljährliche Pannonische Weihnachtsgala im Schloss Esterhazy statt, für die sich Janoska heuer etwas ganz Besonderes überlegen möchte. Was genau möchte er allerdings noch nicht verraten. Er ist sich aber sicher, dass wenn es wieder losgehen wird, und das kann er kaum erwarten, auch die Motivation wieder zurückkommt und dem künstlerischen Schaffen nichts mehr im Wege stehen wird.

Der Fluss
Peter Wagner
Ferry Janoska | Der Fluss

Am wichtigsten ist es nun nicht aufzugeben

Für junge Künstler, die gerade am Anfang ihrer Karriere stehen und die die Pandemie besonders schwer getroffen hat, hat Janoska noch Ratschläge, wie sie durch diese Zeit kommen könnten. Denn auch er selbst weiß, was es heißt, einstecken zu müssen, hinzufallen und wieder aufzustehen und das nicht erst seit Corona. Am wichtigsten sei, so Janoska, die Familie, die an einen glaubt, auch wenn man das selbst nicht mehr tut. Und: Zu Träumen und diese Träume niemals aufzugeben. Wenn man dranbleibt und nun nicht das Handtuch wirft, dann könne man es auch durch diese Zeiten schaffen, so der Künstler.

Ferry Janoska feierte vor kurzem seinen 62. Geburtstag. Er kann auf eine langjährige und erfolgreiche Karriere zurückblicken, die natürlich nicht abgeschlossen ist und auch durch Corona nicht so leicht ins Wanken gerät. Für die Kunst- und Kulturwelt bleibt abzuwarten, was die Zukunft bereithält, bis dahin heißt es wie Ferry Janoska im Interview sagt „Durchhalten und nicht aufgeben“.