Pfarrer Wolfgang Pucher spricht
APA/Herbert Neubauer
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Roma sam | gegen Armut

Armenpriester und Gründer der VinziWerke Wolfgang Pucher

Der Lazarist Wolfgang Pucher ist verantwortlich dafür, dass das generelle Bettelverbot in der Steiermark im Jahre 2013 vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurde.

Bettler auf einem Gehsteig
ORF.at/Christian Öser
Ein Roma-Dorf in der rumänischen Stadt Baia Mare.
dpa

In der aktuellen Sendung ist der Priester Wolfgang Pucher zu Gast. Pucher ist seit 1973 Pfarrer der Grazer Gemeinde St. Vinzenz und Gründer der VinziWerke Österreich. Als Lazarist war es für ihn schon immer klar, dass er sich deren annimmt, die Hilfe am meisten brauchen. 1996 kam er das erste Mal in Kontakt mit Angehörigen der Volksgruppe der Roma, als er einen Bettler des slowakischen Dorfes Hostice in Graz kennen lernte und dabei auf die Problematiken der Roma aufmerksam wurde. Hostice ist eine kleine Gemeinde in der südlichen Mittelslowakei mit ungefähr 1000 Einwohnern.

Schicksal der Bettler als Auslöser

Die Armut und die Verhältnisse, in denen die Roma in ihrem Heimatort lebten, führten sie dazu, dass ein Großteil der Bewohner dieses Dorfes ihren Unterhalt in Graz mit betteln verdiente. Geschlafen haben viele in Autos oder im Winter in öffentlichen Toilettenanlagen, d bet waren. Das Schicksal dieser Menschen bewegte Pucher so sehr, dass er sich in den Kopf gesetzt hat, diesen Leuten helfen zu wollen.

ORF-Radio „Roma sam“ 25.1.2021 | 20:50 Uhr | Live

Haarsträubende Elend und Armut

Dass ein Schlafplatz in Österreich an der Grundsituation der Roma aus Hostice nichts änderte, wusste der Geistliche und so machte er sich mit einigen Journalisten und Dolmetschern auf die Reise und überzeugte sich selbst von der Situation der Volksgruppenangehörigen in der Slowakei. Das Elend und die Armut, die der Armenpfarrer dort vorfand, waren haarsträubend und einfach nicht zu ertragen.

Durch Zahlreiche Sozialprojekte wie das Projekt „Vinzipasta“, durch Spenden aus Österreich und der Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister von Hostice, hat sich die Situation der Roma in dem kleinen slowakischen Ort gebessert, erzählt Pucher.

Der „Vinzibus“ in Graz wird ab dem kommenden Montag am Abend wieder Tee und Brote an Hilfsbedürftige austeilen.
APA/VINZIWERKE

Seit 1991 „Vinzibus“ unterwegs für Hilfe

Wolfgang Pucher wurde am 31. März 1939 in Hausmannstätten bei Graz geboren. Er verbrachte seine Kindheit in der kleinen oststeirischen Ortschaft Zerlach. Schon früh und mit Unterstützung seiner Mutter beschloss er Pfarrer zu werden. Nach der Matura trat Pucher in den Lazaristen Orden ein, wurde Priester und 1973 als Pfarrer in die Pfarre St. Vinzenz berufen. 1991 startete Pucher mit der Jugend-Vinzigemeinschaft das Projekt „Vinzibus“

Pfarrer Wolfgang Pucher lacht
APA/Herbert Neubauer
Wolfgang Pucher

Mit einer Million dotierter „Essl Sozialpreis“

Heute bieten die Vinziwerke in Österreich täglich 450 Personen einen Schlafplatz und versorgen 1.400 Personen mit Lebensmitteln. Pucher hat für seine Verdienste schon zahlreiche Preise erhalten, unter anderem das silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich oder den mit einer Million Euro dotierten Essl Sozialpreis. Das Geld investierte der Priester weiter für seine Armenprojekte. Trotz all seiner Verdienste bleibt Pucher Bescheiden.

Der Lazarist war auch verantwortlich dafür, dass das generelle Bettelverbot in der Steiermark im Jahre 2013 vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurde.

Rumänische Roma kamen mit Familien

Im Jahre 2013 kamen dann auch immer mehr rumänische Roma nach Graz, um zu betteln. Besonders auffällig war, dass sie mit der ganzen Familie kamen und auch zusammen mit ihren Kindern bettelten. Pucher entschied auch diese Roma aufzunehmen und so wohnen heute 40 Roma aus Rumänien, meist Familien in seinem Keller, die vom Betteln oder Gelegenheitsjobs leben.

Pucher wünscht sich, dass die Gesellschaft das Schicksal der Roma in ihr Bewusstsein bringt und ihre Armut und ihr Leben versteht.