OHO Fest | 20 Jahre Roma VHS, 30 Jahre Roma Bewegung
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Horst Horvath | Aktuelles aus der Roma VHS

Am vergangenen Dienstag trat der zweite Lockdown in Österreich aufgrund der Corona Pandemie in Kraft. Ein herber Schlag auch für Roma Vereine, die Veranstaltungen und Kurse absagen mussten. Wir haben mit dem Geschäftsführer der Roma Volkshochschule Burgenland, Horst Horvath, über die Auswirkungen der Pandemie und andere Themen gesprochen.

Die Roma Volkshochschule Burgenland ist bekannt für ihr umfangreiches Programm, vor allem was Konzerte, Gedenkveranstaltungen, Lesungen, Vorträge und den Roman-Sprachkurs betrifft. Alle Veranstaltungen wurden in Österreich bis Ende November abgesagt, der Verein hat nun sicherheitshalber alle Termine, die bis Ende des Jahres geplant gewesen wären, auf nächstes Jahr verschoben. Einzig die Tagung im Oktober zum Internationalen Roma Tag zum Thema „Gewalt Gegen Roma“ konnte online umgesetzt werden – wir berichteten in Roma sam.

Horst Horvath
Franz Stangl
Horst Horvath

Man plant schon für 2021

Wie viele andere Roma Vereine musste sich auch die Roma Volkshochschule Burgenland Strategien einfallen lassen, um den Informationsfluss trotzdem aufrecht zu erhalten. Daher wird man in der heurigen Herbst-/Winter-Ausgabe der Roma Cajtung eine ausführlichere Aufarbeitung verschiedener Themen abbilden. Horst Horvath zeigt sich trotz aller temporäreren Einschränkungen zuversichtlich und hofft auf eine Gedenkveranstaltung im Februar, zum Gedenken an das Bombenattentat in Oberwart und weitere Veranstaltungen im Frühjahr. Eine Tagung zum Internationalen Romatag 2021 ist ebenfalls wieder geplant.

Romani Lehrmaterial
Roma-Service

Auch der Roman Sprachkurs konnte heuer nicht wie geplant stattfinden. Sehr zum Bedauern der Organisatoren wird der Kurs nur von wenigen besucht – Roma als auch Nicht-Roma. Horst Horvath sieht hierfür den Grund vor allem in der „Unwirtschaftlichkeit“ des Roman. Andere Volksgruppensprachen wie Ungarisch, Slowakisch oder Kroatisch können zum Beispiel im Beruf verwendet werden – es sind Amtssprachen, die auch in den österreichischen Nachbarländern gesprochen werden. Roman hingegen wird weitgehend nur zuhause gesprochen und dies auch nur von einer kleinen Gruppe. Man hofft, dass man die Muttersprache durch die Roman Sprachkurse wiederbeleben kann, um sie somit besser innerhalb der Volksgruppe zu verankern, so Horvath. Als Schimmer am Horizont bezeichnet er das Projekt des Oberwarter Vereins „Roma Service“, das Roman Unterricht als unverbindliche Übung an der Volksschule und EMS Oberwart seit September 2020 anbietet. Auchdarüber berichteten wir in Roma sam.

Die Roman Kurse werden unter anderem durch die Volksgruppen Förderung finanziert. Vor kurzem wurde ein Beschluss gefasst, dass die Volksgruppen Förderung von 4 Millionen Euro auf 8 Millionen verdoppelt wird. Damit könne in wichtige Projekte, vor allem in den Bereich Bildung, Digitalisierung und Medien investiert werden, so der ÖVP-Volksgruppensprecher Abg. DI Nikolaus Berlakovich. Doch was und wer genau fällt in den Bereich der Volksgruppen Förderung? Horst Horvath erklärt es: Die Förderung steht nur autochthonen Roma zu, die eine Vereinsstruktur haben. Gefördert wird jegliche Form von Vereinsarbeit: Gedenkprojekte, Publikationen und eben auch die Sprachkurse.

ROMA2000 wird aktualisiert

Die Roma Volkshochschule Burgenland plant, im Rahmen der Erhöhung der Förderungen, unter anderem ein Sprachprojekt mit der Uni Graz, aber auch die Aktualisierung des Projekts „Roma2000“. Dies soll unter dem Namen Roma2020 weitergeführt werden und durch Ereignisse der letzten 20 Jahre ergänzt werden.

Andreas Lehner
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Der Vorsitzende der Roma Volkshochschule Burgenland, Andreas Lehner, erklärt, warum es so wichtig ist, das Projekt 2000 zu aktualisieren. Es gibt ein neues Wording, das verwendet wird: Die Begrifflichkeiten müssen dementsprechend kritisch hinterfragt und wenn nötig überarbeitet werden. Es habe sich aber auch in den letzten 20 Jahren vieles bezugnehmend auf die Volksgruppenarbeit in Österreich getan, positiv als auch negativ, dass es nun gilt diese aufzuarbeiten und ebenfalls zu dokumentieren. Dasselbe gilt für die Situation der Roma in anderen Ländern. Das Projekt Roma2000 hat von Anfang an versucht, einen objektiven Überblick über die Geschichte und das Leben, sowie verschiedenste Leistungen der Roma zu geben, es ist dieser Objektivität geschuldet, dass man das Projekt nun ergänzt, und aktualisiert, so Lehner.

Es geht voran, wenn auch nur langsam

In Hinsicht auf die Aufarbeitung der letzten 20 Jahre kommen den Protagonisten natürlich zwangsläufig eigene Erinnerungen für diesen Zeitraum ins Gedächtnis. Horst Horvath sieht als positive Entwicklung, dass es mehr Gedenkstätten als früher gibt und nun auch Projekte an Schulen umgesetzt werden können – wenn auch nur langsam. All dies kann und wird dazu beitragen, dass Vorurteile nachhaltig abgebaut werden können.

Auch für Andreas Lehner hat es in den letzten Jahren wichtige Projekte und Erfahrungen gegeben. Vor allem, dass immer mehr junge Roma AktivistInnen in den Vordergrund treten und dies mit Projekten, die vor 20 Jahren noch undenkbar waren. Wie Horvath kritisiert auch er, dass die Entwicklung, vor allem im Bildungsbereich nur sehr langsam vorangeht.

In einer der nächsten Sendugen hören Sie mehr von Andreas Lehner, der über das neue EU Projekt „Dream Road“ und die Beteiligung der Roma Volkshochschule Burgenland an dieser internationalen Partnerschaft spricht.