KZ-Lager Bild
DW.Co
Kathpress

Kroatien: Papstgesandter besucht früheres KZ Jasenovac

Der Apostolische Nuntius in Kroatien, Erzbischof Giorgio Lingua, hat anlässlich eines Aufenthalts in der Diözese Pozega das frühere Konzentrationslager Jasenovac besucht.

In der katholischen Pfarrkirche zum Hl. Nikolaus feierte er gemeinsam mit dem katholischen Ortsbischof Antun Skorcevic und dem serbisch-orthodoxen Bischof von Slawonien, Jovan (Culibrk), einen ökumenischen Gedenkgottesdienst, berichtete die kroatische Nachrichtenagentur IKA laut Kathpress am Mittwoch.

Papstgesandter besucht früheres KZ Jasenovac
Kathpress

Er sei nicht nach Jasenovac gekommen, um zu urteilen, sondern „um zu beten, meine Knie zu beugen und mit all denen zu weinen, die geweint, gelitten und zu Gott geschrien haben“, sagte der Nuntius. Mit den Worten von Papst Franziskus in dessen neuer Enzyklika „Fratelli tutti“ rief der Vatikandiplomat auf, zu vergeben, aber nicht zu vergessen.

„Rache ist keine Lösung“

„Diejenigen, die vergeben, vergessen nämlich nicht. Aber sie weigern sich, von der gleichen zerstörerischen Kraft besessen zu werden, die ihnen Leid zugefügt hat. Sie durchbrechen den Teufelskreis und stoppen das Vordringen der zerstörerischen Kräfte. Sie beschließen, die Gesellschaft nicht weiterhin mit der Rachsucht anzustecken, die früher oder später wieder auf sie selbst zurückfällt. (…) “, zitierte Lingua aus dem Anfang Oktober veröffentlichten Papst-Dokument.

Papstgesandter besucht früheres KZ Jasenovac
Kathpress

Im Anschluss an das Gebet besuchte der Nuntius das serbisch-orthodoxe Kloster in Jasenovac und die Gedenkstätte zu Ehren der Opfer des Faschismus sowie Stara Gradiska, das frühere Außenlager des Konzentrationslagers.

Jasenovac war im Zweiten Weltkrieg das größte Arbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslager des faschistischen Unabhängigen Staates Kroatien (NDH), eines Satellitenstaates Nazideutschlands, und zugleich nach Gefangenenzahlen eines der größten in ganz Europa. Im Lager starben überwiegend Serben, aber auch zahlreiche Juden und Roma sowie Regimegegner, darunter antifaschistische Kroaten.

Die Schätzungen über die Zahl der Opfer sind unterschiedlich. Das Museum von Jasenovac führt eine Namensliste mit rund 83.000 Opfern und schätzt die Gesamtzahl auf rund 100.000 Opfer.