Platz der Erinnerung
ORF
ORF
Roma sam | Gedenkkultur

Im Gedenken an die Pinkafelder Opfer der NS-Gewaltherrschaft

Am gestriegen Sonntag wurde in Pinkafeld ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Standort vor dem Rathaus heißt nun „Platz der Erinnerung“ und soll von nun an der Bevölkerung einen Ort für das Gedenken bieten.

Schon 2018 fasste der Gemeinderat in Pinkafeld den Beschluss, einen Gedenkort zu schaffen. Verschiedene Künstlerinnen und Künstler der Region reichten ihre Ideen ein, bis man sich 2019 für den Entwurf von Gottfried Reszner entschied.

Neben dem Denkmal befinden sich Tafeln mit den Namen jener 33 Menschen, die der NS Vernichtungsmaschinerie zum Opfer fielen. 15 von ihnen waren Juden, neun Widerstandskämpfer, sieben Euthanasieopfer sowie ein politisch Verfolgter und eine Romni.

„Niemals vergessen!“,

Dies war die Hauptbotschaft beim Festakt zur Einweihung des Gedenkplatzes und vor allem in den Worten der Redner deutlich zu vernehmen. Der Pinkafelder Bürgermeister Kurt Maczek betonte in seiner Rede die Wichtigkeit, sich mit der Vergangenheit kritisch auseinander zu setzen, vor allem jene die Verantwortung in der Gesellschaft und der Politik tragen. Ein wachsamer Blick in die Zukunft sei ebenso unverzichtbar.

Bürgermeister Kurt Maczek
ORF
Bürgermeister Kurt Maczek

In einem Zusatztext auf einer weiteren Tafel erinnert man auch an 1000 Roma und Romnia, die aus der Oberwarter Umgebung mit der Bahn von Pinkafeld in die Konzentrationslager deportiert wurden. Am 1. November 1941 wurden diese 1000 Roma und Romnia in ein Sammellager in Pinkafeld gebracht, in dem sie kurze Zeit später von der SS, die Unterstützung von der örtlichen Gendarmerie erhielt, verhaftet und am 7. und 8. November nach Łódź deportiert. Ihr Schicksal im Łódźer Ghetto ist bezeichnend für die menschenverachtende und grausame Todesmaschinerie der Nationalsozialisten. Viele der Roma und Romnia verhungerten oder starben in Folge einer ausgebrochenen Typhus Epidemie. Jene, die überlebten, wurden im Dezember 1941 und Jänner 1942 im Vernichtungslager Chełmno/Kulmhof vergast. Es wird vermutet, dass keiner von ihnen überlebte.

Die Pinkafelder Romni Rosalia Felkl wurde im April 1944 im KZ Auschwitz ermordet.

Emmerich Gärtner-Horvath
ORF
Emmerich Gärtner-Horvath

„Gedenkkultur immer wieder nach außen tragen“

Viele setzen sich heute noch immer nicht mit der Vergangenheit auseinander und die Geschichte der Roma im Burgenland ist vielen immer noch nicht bewusst. Nur 10 Prozent der burgenländischen Roma haben den Nationalsozialismus überlebt. Genau aus diesem Grund sei es so wichtig, die Geschichte aufzuarbeiten, so Emmerich Gärtner-Horvath, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma. Man müsse die Gedenkkultur immer wieder nach außen tragen, nur so kann es zu einer vollkommenen Anerkennung kommen.

Denkmal für NS-Opfer
ORF
Denkmal für Pinkafelder Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft

75 Jahre hat es nun gedauert, dass mit Pinkafeld wieder ein Ort eine Gedenkstätte auch für Roma und Romnia errichtet hat. Dies liegt laut Gärtner-Horvath daran, dass die Diskriminierung und Ausgrenzung der Volksgruppe auch lange nach Kriegsende weitergingen.

Anerkennung der Roma als Opfer des Nationalsozialismus

Christian Klippl, Vorsitzender des Kulturvereins Österreichischer Roma, war ebenfalls unter den Gästen. In Wien seien sich viele, dank der Arbeit der jungen Roma Aktivisten/innen, der Geschichte der Roma bewusst. Schon seit einigen Jahren wird in Wien ein zentrales Mahnmal für Roma und Sinti gefordert, dabei geht es vor allem um die Anerkennung der Roma als Opfer des Nationalsozialismus, so Klippl. Er sieht Gedenkorte vor allem als Botschaft an junge Menschen, über die eigene Geschichte zu reflektieren. Denkmäler seien ein Anreiz, kritisch zu hinterfragen, was mit Bewohnern der eigenen Heimatgemeinde im Nationalsozialismus passierte und sich deren tragisches Schicksal bewusst zu machen.

Christian Klippl
ORF
Christian Klippl

Die Aufarbeitung der Geschichte ist mit dem Errichten des Gedenkortes in Pinkafeld nicht abgeschlossen, im Jahr 2021 plant man ein Symposium mit Historikern und eine umfassende Dokumentation der Lebensgeschichten der Opfer.

Black Lives Matter, zweite Welle Corona, Gedenktafeln in Oberpullendorf & Pinkafeld