Zigeunerschnitzel
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Roma sam

Teilerfolg gegen rassistisch besetzte Namen in Lebensmittelbranche

Benennungen wie „Zigeunerschnitzel“, „Zigeunersoße“ oder „Zigeunerräder“ sind vielen geläufig. Nach jahrelangen Bemühungen verschiedener Vereine und Institutionen der Roma und Sinti wird die rassistisch bezeichnete „Zigeunersauce“ der Marke Knorr nun umbenannt und in Zukunft als „Paprikasauce Ungarische Art“ angeboten.

On demand | Roma sam | 24.8.2020

Schon im Jahr 2013 wurde das Thema diskutiert. Damals forderten Roma und Sinti Organisationen den Begriff „Zigeunersoße“ aus dem Sortiment der Firma Knorr zu nehmen. Knorr lehnte ab und begründete die Entscheidung mit einer 100-jährigen Tradition ihrer Soße. Neu entflammt wurde die Debatte aufgrund des Todes des US-Amerikaners George Floyd und der darauffolgenden „Black Lives Matter“ Bewegung. Emmerich Gärtner-Horvath, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates für Roma in Österreich, erzählt, wie er und ein Aktivist aus der Schweiz mit burgenländischen Roma Wurzeln die Gunst der Zeit nutzten.

Der junge Volksgruppenangehörige und Aktivist aus der Schweiz will mit seinem Namen in der Öffentlichkeit nicht auftreten. Die Interview Anfrage der Redaktion hat er abgelehnt, er wollte anonym bleiben.

Zigeunerbaron historisches Plakat
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Unsere Kollegin, die Literaturwissenschafterin Katharina Janoska hielt verganges Jahr einen Vortrag über Stereotype in der Roma Küche. Vermutlich habe die Namensgebung gewisser Speisen auch mit dem burgenländischen Tourismus Mitte des 20. Jahrhunderts zu tun, so Janoska.

Die falsche Darstellung der Roma und Sinti im kulinarischen Bereich gibt es aber nicht nur im Burgenland. Auch in anderen Ländern bringt man Roma und Sinti immer wieder mit falschen Klischees in Verbindung.

Es gab aber auch Gerichte, die ausschließlich aus der Armut entstanden, wie zum Beispiel gekochter und gebratener Schweinedarm, den die Roma meist von Schlachtbetrieben bekamen. Die „Borja“, wie es in Romani heißt, waren sehr günstig oder gratis, da es sonst als Abfall, von den Betrieben entsorgt wurde. Auch die Jagd war den Volksgruppengehörigen, bis auf das Niederwild, darunter auch der Igel, verboten. So entstand das Igelgulasch.

Sauce Flasche
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Beim ersten Romani Kongress im Jahre 1971 wurde festgelegt, dass Roma die offizielle Bezeichnung der Volksgruppe sein soll. Trotz allem haben die Volksgruppenangehörigen auch heute noch mit vielen Klischees zu kämpfen. Diese Stereotypen müssen aus den Köpfen der Mehrheitsbevölkerung verschwinden, sagt Gärtner-Horvath:

Viele Artikel mit der Bezeichnung „Zigeuner“ werden in nächster Zeit von den Einkaufsregalen der Supermärkte und auch von den Speisenkarten der Gasthäuser und Restaurants verschwinden. Gärtner-Horvath weiß, dass diese Errungenschaft nur ein kleiner Baustein der täglichen Arbeit gegen Rassismus und Diskriminierung ist.

Ob man die Umbenennung der Lebensmittel positiv oder negativ empfindet, ist natürlich jedem selbst überlassen. Wenn man aber nur einem einzigen Menschen dabei helfen kann, sich nicht mehr diskriminiert zu fühlen, ist es schon ein großer Erfolg für die Menschlichkeit und ein kleiner Sieg im ewigen Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung.