ORF TVthek | Roma sam | 29.6.2020

Ludwig Horvath wurde vergangenen Mittwoch auf dem römisch-katholischen Friedhof in Oberwart beigesetzt. Die weiterhin existierende Diskriminierung und die offene Gewalt an der Volksgruppe der Roma hinderten Ludwig Horvath nicht daran, seinen großen Lebenswunsch wiederholt an die Öffentlichkeit zu tragen, dass Roma und Nichtroma „friedlich zusammenleben.“
Ludwig wuchs in der zweiten Roma Siedlung in Oberwart auf. Bis zu seinem Schuleintritt wurde in der Familie ausschließlich Romani gesprochen. Deutsch lernte er zwar rasch, der schulische Erfolg und ein schulisches Weiterkommen blieben jedoch aus, auch wenn es damals vereinzelt Lehrer/innen gab, die auch Romakinder in ihrer Freizeit förderten. Die Vorurteile der Nicht-Roma waren generell zu groß.
Auf eine Lehrstelle konnten Oberwarter Roma-Jugendliche zu dieser Zeit nicht hoffen. Ludwig Horvath musste daher eine Hilfsarbeit beim Straßenbau in Wien annehmen. 1975 lernte er seine spätere Frau kennen und beide beschlossen, nach Ungarn zur Familie seiner Frau zu ziehen. Ludwig Horvath erlernte die Landessprache und schloss dort eine Berufsausbildung als Forstarbeiter ab.

Anfang der 1980er Jahre kam er mit seiner Familie zurück nach Österreich und wohnte bis zuletzt in der Roma-Wohngegend in Oberwart. Ein großes Anliegen war „Burli“ schon immer der Zusammenhalt innerhalb der Volksgruppe, weiß auch Gärtner Horvath.
Auch das Redaktionsteam von Roma Sam nimmt Abschied von einem großartigen Menschen, der ein Vorbild für die gesamte Roma Bewegung war. Mit ihm verlor die Volksgruppe einen wahrhaftigen Träger und Vermittler der Kultur und Tradition. Die ORF Volksgruppenredaktion wünscht der Familie viel Kraft für diese schwere Zeit.