A demonstrator holds a Ukrainian flag in front of the Austrian Ministry of Foreign Affairs during protest against Russia’s invasion of Ukraine, on February 24, 2022 in Vienna, Austria
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Krieg in der Ukraine

„Wir sind im Frieden schlafen gegangen, und in einem Krieg aufgewacht“

Am 24. Februar hat Russland den Angriff auf die Ukraine gestartet. Die russischen Truppen haben an mehreren Stellen die ukrainische Grenze übertreten, den ganzen Tag wurden Luftangriffe gegen die Ukraine geflogen. In der Ukraine lebt auch eine relativ große ungarische Minderheit. Die Volksgruppenredaktion des ORF Burgenland hat mit ihren Vertretern gesprochen.

Die ungarische Volksgruppe in der Ukraine konzentriert sich auf die Grenzgebiete zu Ungarn. In der Region „Transkarpatien“ leben rund 140.000 Ungarn, die sich in zahlreichen Vereinen organisiert haben. Sie sind Donnerstagfrüh – so wie viele in der Ukraine – in einem Krieg aufgewacht, mit dem sie nicht gerechnet haben.

Für viele war die erste Reaktion Angst, berichten die Volksgruppenvertreter. An den Tankstellen bildeten sich schnell lange Schlangen, viele haben begonnen Vorräte einzulagern, andere sind sofort Richtung Grenze aufgebrochen. Nach ersten Berichten flüchteten vor allem jene nach Ungarn, die dort Verwandte haben aber auch junge Männer, die einer möglichen Einberufung entkommen wollten.

Zubánics László, UMDSZ elnök
UMDSZ
László Zubánics, Historiker, Journalist, Obmann der UMDSZ (Demokratische Vereinigung der Ungarn in der Ukraine)

Donnerstagnachmittag überschlugen sich die Ereignisse. Am Nachmittag erklärte noch der Historiker und Journalist László Zubánics der ungarischen Volksgruppenredaktion des ORF Burgenland, dass vor allem jene Männer zusammengeschrieben werden, die in den vergangenen Jahren Militärdienst geleistet haben. Er sprach davon, dass es noch keine allgemeine Mobilmachung gebe, gleichzeitig gebe es aber bereits Menschen, die nur mit einer Sondererlaubnis des Militärs die Ukraine verlassen dürfen. Am Abend verkündete dann das ukrainische Innenministerium die allgemeine Mobilmachung, das bedeutet, dass ab Freitag Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Mit einem unmittelbaren russischen Angriff in der Region rechne er nicht, es gebe dort keine nennenswerten militärischen Einrichtungen, sagt Zubánics, der auch politisch tätig ist. Er ist Obmann der UMDSZ, der Demokratischen Union der Ungarn in der Ukraine und er betont, dass für die Ungarn in der Region die Integrität und Souveränität der Ukraine unumgänglich ist.

Firefighters work on a fire on a building after bombings on the eastern Ukraine town of Chuguiv on February 24, 2022, as Russian armed forces are trying to invade Ukraine from several directions, using rocket systems and helicopters to attack Ukrainian position in the south, the border guard service said. – Russia’s ground forces today crossed into Ukraine from several directions, Ukraine’s border guard service said, hours after President Vladimir Putin announced the launch of a major offensive. Russian tanks and other heavy equipment crossed the frontier in several northern regions, as well as from the Kremlin-annexed peninsula of Crimea in the south, the agency said.
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Ausgebrannte Wohnblock in der Ostukraine

Humanitäre Hilfsangebote auch aus Österreich

Die Lage sei im Grenzgebiet zu Ungarn angespannt, aber es herrsche keine unmittelbare Kriegsgefahr, sagt Pál Popovics, der Präsident des Ungarischen Pfadfinderverbandes in Transkarpatien im Gespräch mit der Volksgruppenredaktion des ORF Burgenland.

Popovics Pál, a Kárpátaljai Magyar Cserkészszövetség elnöke
TV21 Ungvár

Er sei im Laufe des Donnerstags von vielen Menschen – auch aus Österreich – kontaktiert worden, die humanitäre Hilfe angeboten haben. Er sei dankbar für die Aufmerksamkeit, so Popovics, er hoffe und bete, dass sich die Lage beruhigen wird und dass man zu den Verhandlungen zurückkehren wird.