Die ungarische Volksgruppe in der Ukraine konzentriert sich auf die Grenzgebiete zu Ungarn. In der Region „Transkarpatien“ leben rund 140.000 Ungarn, die sich in zahlreichen Vereinen organisiert haben. Sie sind Donnerstagfrüh – so wie viele in der Ukraine – in einem Krieg aufgewacht, mit dem sie nicht gerechnet haben.
Für viele war die erste Reaktion Angst, berichten die Volksgruppenvertreter. An den Tankstellen bildeten sich schnell lange Schlangen, viele haben begonnen Vorräte einzulagern, andere sind sofort Richtung Grenze aufgebrochen. Nach ersten Berichten flüchteten vor allem jene nach Ungarn, die dort Verwandte haben aber auch junge Männer, die einer möglichen Einberufung entkommen wollten.

Donnerstagnachmittag überschlugen sich die Ereignisse. Am Nachmittag erklärte noch der Historiker und Journalist László Zubánics der ungarischen Volksgruppenredaktion des ORF Burgenland, dass vor allem jene Männer zusammengeschrieben werden, die in den vergangenen Jahren Militärdienst geleistet haben. Er sprach davon, dass es noch keine allgemeine Mobilmachung gebe, gleichzeitig gebe es aber bereits Menschen, die nur mit einer Sondererlaubnis des Militärs die Ukraine verlassen dürfen. Am Abend verkündete dann das ukrainische Innenministerium die allgemeine Mobilmachung, das bedeutet, dass ab Freitag Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.
Mit einem unmittelbaren russischen Angriff in der Region rechne er nicht, es gebe dort keine nennenswerten militärischen Einrichtungen, sagt Zubánics, der auch politisch tätig ist. Er ist Obmann der UMDSZ, der Demokratischen Union der Ungarn in der Ukraine und er betont, dass für die Ungarn in der Region die Integrität und Souveränität der Ukraine unumgänglich ist.

Humanitäre Hilfsangebote auch aus Österreich
Die Lage sei im Grenzgebiet zu Ungarn angespannt, aber es herrsche keine unmittelbare Kriegsgefahr, sagt Pál Popovics, der Präsident des Ungarischen Pfadfinderverbandes in Transkarpatien im Gespräch mit der Volksgruppenredaktion des ORF Burgenland.

Er sei im Laufe des Donnerstags von vielen Menschen – auch aus Österreich – kontaktiert worden, die humanitäre Hilfe angeboten haben. Er sei dankbar für die Aufmerksamkeit, so Popovics, er hoffe und bete, dass sich die Lage beruhigen wird und dass man zu den Verhandlungen zurückkehren wird.