CEU zieht zunächst nach Favoriten

Die Central European University (CEU) ist ab Herbst zum Teil in Wien beheimatet: Bevor sie aber einen fixen Standort auf dem Otto-Wagner-Areal beziehen kann, wird sie ihren Lehrbetrieb in einem Gebäude in der Quellenstraße in Favoriten starten.

Das hat die Universität mit derzeitigem Hauptsitz in Budapest am Freitag bekanntgegeben. Das Gebäude liegt in der Quellenstraße 51 in unmittelbarer Nähe zum Sonnwendviertel und ist damit gut an den öffentlichen Verkehr angebunden. Laut CEU werden die Studierenden im September auf einer Fläche von 12.000 m2 starten. Dort wird ein sechsstöckiges Gebäude renoviert.

CEU Favoriten

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Nur als Zwischenlösung gedacht

Für die CEU ist die Quellenstraße allerdings eine Zwischenlösung. Die Stadt Wien verhandelt mit der CEU derzeit über den fixen Standort auf dem Otto-Wagner-Areal. Noch ist allerdings nichts fixiert. Vor einigen Monaten war noch davon die Rede, dass der Campus samt Wohneinheiten und Kulturangebot ab 2023/24 auf dem - dann schon ehemaligen - Krankenhausgelände einziehen kann.

Die Privatuniversität hatte sich gegen Ende des Vorjahres gezwungen gesehen, ihre US-akkreditierten Programme nach Wien zu verlegen, weil die rechtspopulistische ungarische Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban die Unterzeichnung eines einschlägigen Abkommens mit dem US-Staat New York verweigerte, welches den Fortbestand der US-Universität in Budapest garantiert hätte. Die CEU wurde von dem liberalen, ungarischstämmigen US-Milliardär und Demokratieförderer George Soros gegründet, den sich Orban zum Feindbild auserkoren hat.

Für Stadt „wirtschaftlicher Mehrwert“

„Wien als Universitätsstadt bietet für die CEU perfekte Forschungs- und Studienbedingungen. Wir bereiten dieser renommierten Universität ein herzliches Willkommen“, sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

Auch Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) rührt die Werbetrommel: „Wien als größte Universitätsstadt im deutschsprachigen Raum erfährt hier eine weitere Aufwertung. Nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht, sondern auch wirtschaftlich wird damit Mehrwert geschaffen.“ Die Wirtschaftsagentur Wien hat ihr Beratungsteam für Expatriates aufgestockt, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der CEU bereits vor ihrer Übersiedlung nach Wien zu unterstützen.

Teil soll in Budapest bleiben

Die CEU werde „sicher“ einen Campus in Wien betreiben, betonte der stellvertretende Rektor Zsolt Enyedi am Freitag im ungarischen Klubradio. Die Größe der Einrichtung in Wien hänge davon ab, ob die ungarische Regierung - in Erfüllung der Forderung des EVP-Spitzenkandidaten Manfred Weber (CSU) - die notwendige Vereinbarung unterzeichnet, damit die CEU auch weiterhin ihre Tätigkeit in Budapest fortsetzen kann oder nicht.

Einen Brief, den Premier Viktor Orban an den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder hinsichtlich des Fortbestehens der CEU in Ungarn schrieb, sei „ein ermutigendes Zeichen, doch nicht mehr“, sagte Enyedi. Damit habe sich grundlegend noch nichts geändert. Das seien nur „neue Töne“, die der bisherigen Regierungspropaganda, wonach die CEU mit ihren US-akkreditierten Programmen gesetzwidrig in Ungarn tätig sei, widersprächen. Setze Orban das „Spiel auf Zeit“ fort, würde das weiterhin eine rechtliche Unsicherheit für die CEU bedeuten und dazu führen, dass die Universität letztlich in einigen Jahren nur noch in Wien tätig sein werde.