Filmregisseur Istvan Szabo wird 80

Für das Polit-Drama „Mephisto“ erhielt er den Oscar. Doch im kommunistischen Ungarn verfing er sich in den Fallstricken der Macht. Dennoch zählt Istvan Szabo zu den großen Film-Erzählern unserer Zeit.

Der Schluss des Films „Mephisto" von Istvan Szabo gehört zu den einprägsamsten Szenen der Filmgeschichte. Der Hauptheld, der gefeierte Schauspieler und von den Nazis zum Staatstheater-Intendanten ernannte Hendrik Höfgen, dargestellt von Klaus Maria Brandauer, wird von seinem Gönner, einem hohen Nazi-Funktionär, in die Mitte des Berliner Olympiastadions geschickt. Scheinwerferlichter verfolgen ihn auf groteske Weise. Der Theatermann und Kollaborateur, dem zu spät Zweifel über die Natur des Regimes gekommen sind, dem er dient, wird zum Gehetzten, zum Gejagten. "Was wollen die von mir? Ich bin doch nur Schauspieler“, sind seine letzten Worte.

Für „Mephisto“ erhielt Szabo den Oscar

Für „Mephisto“ (1981) erhielt Szabo den Oscar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film. Was damals niemand wissen konnte und was erst viele Jahre nach dem Ende des Kommunismus im Osten Europas klar wurde: Das Drama des Hendrik Höfgen - einer Kunstfigur, die Klaus Mann in der Romanvorlage „Mephisto“ (1936) dem deutschen Theaterstar und Nazi-„Staatskünstler“ Gustav Gründgens (1899-1963) nachempfunden hat - war gewissermaßen auch das sehr persönliche Drama des Filmregisseurs Istvan Szabo. Beim Studium der Akten im ungarischen Stasi-Archiv fand der Filmwissenschaftler Andras Gervai im Jahr 2006 heraus, dass Szabo von 1957 bis 1961 als Informant für den kommunistischen Geheimdienst tätig war und Kollegen verraten hatte.

Erhielt als 26-Jähriger die Möglichkeit, den ersten großen Spielfilm zu drehen

Der in Budapest geborene Szabo erhielt bereits als 26-Jähriger die Möglichkeit, seinen ersten großen Spielfilm zu drehen. Die Kritik feierte „Die Zeit der Träumereien“ (1964), eine peinvolle Auseinandersetzung mit den Illusionen und den Reifungs- und Anpassungsprozessen seiner Generation, als ersten originär ungarischen Beitrag zum Autorenfilm.

Nach der Wende drehte er „Sunshine - Ein Hauch von Sonnenschein“ (1999), das generationenübergreifende Porträt einer Budapester jüdischen Familie, und „Taking Sides - Der Fall Furtwängler“ (2001). Sein letztes Werk, „Hinter der Tür“ (2012), erzählt die Geschichte zweier Frauen, einer Schriftstellerin und ihres Dienstmädchens, auf der Suche nach gegenseitiger Zuneigung und Vertrauen im Budapest der 1960er Jahre.

Den Ankerpunkt in Szabos Schaffen bildet jedoch seine noch im Kommunismus entstandene Trilogie, die außer „Mephisto“ (1981) auch „Oberst Redl“ (1985) und „Hanussen“ (1987) umfasst. Die von Klaus Maria Brandauer äußerst intensiv verkörperten Titelhelden sind allesamt Emporkömmlinge, soziale Aufsteiger, die sich letztlich in den Fallstricken der Macht, der sie so bereitwillig dienen, verfangen.