Nachlass von Kertesz steht Forschung offen

Die Berliner Akademie der Künste hat als Bewahrerin zahlreicher Manuskripte, Tagebücher, Briefe und Fotografien des ungarischen Literatur-Nobelpreisträgers Imre Kertesz (1929-2016) die geplante Schaffung eines Kertesz-Museums und -Instituts in Budapest begrüßt.

„Der schriftliche Nachlass von Imre Kertesz befindet sich auf Wunsch des Schriftstellers seit 2002 im Archiv der Akademie der Künste in Berlin und steht hier der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung“, teilte Archiv-Direktor Werner Heegewaldt am Donnerstag auf Anfrage mit.

Budapester Stiftung, als Träger

In Budapest war am Vortag bekannt geworden, dass eine regierungsnahe Kulturstiftung Träger des künftigen Instituts und Museums in der ehemaligen Budapester Wohnung von Kertesz sein wird. Die Stiftung für die Erforschung der Geschichte und Gesellschaft Mittel- und Osteuropas (KTTKK) übernahm demnach aufgrund einer Vereinbarung mit der inzwischen gestorbenen Witwe des Schriftstellers dessen gesamten Nachlass. Künftig werde man auch den Berliner Dokumente-Bestand „aufarbeiten“, hatte es geheißen.

Die Formulierung ließ offen, ob die Budapester Stiftung Ansprüche auf den Nachlass-Bestand im Archiv der Berliner Akademie erhebt. Dieser sei „inzwischen weitgehend erschlossen“, betonte Heegewaldt. „Über die näheren Umstände der Museumseinrichtung und die Trägerstiftung ist uns nichts bekannt“, fügte er hinzu. Kertesz, der als Jugendlicher in deutsche Konzentrationslager deportiert worden war, schuf mit dem „Roman eines Schicksallosen“ (dt. 1996) eines der wichtigsten literarischen Zeugnisse über die Shoah.

Die Stiftung KTTKK wird von der umstrittenen Historikerin Maria Schmidt kontrolliert, die dem rechts-konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orban nahesteht. Kritiker werfen ihr vor, die Verantwortung Ungarns am ungarischen Holocaust zu leugnen.