Roma-Literaturpreis des Österreichischen PEN an Rosa Gitta Martl

Der Österreichische PEN vergibt den Roma-Literaturpreis nun zum dritten Mal. Der diesjährige Preis geht an Rosa Gitta Martl. Als Kind einer Sinti Familie kam Rosa Gitta Martl 1946 in Linz auf die Welt. Ihre Eltern haben die Konzentrationslager von Ravensbrück und Sachsenhausen mit knapper Not überlebt.

On demand | Roma sam | 18.3.2019

Gitta Martl und Nicole Sevik

KVÖR

Die in der KZ-Haft erlittenen gesundheitlichen und seelischen Leiden der Eltern blieben nicht folgenlos. In dem äußerst erfolgreichen Buch „Uns hat es nicht geben sollen“ erzählen drei Generationen Sinti-Frauen, Preisträgerin Gitta Martl, Mutter Rosa Winter, und die Tochter Nicole Schevik. Das war im Jahr 2004.

Der Österreichische PEN vergibt den Preis um seine Wertschätzung für „einen wesentlichen Teil europäischer Kultur auszudrücken und Vertreterinnen und Vertreter der Roma und der Sinti zu ermutigen, unbeirrbar ihre Kultur, ihre Lebensart und ihre Sprachen in ihrer Besonderheit weiter zu pflegen“, steht in der offiziellen Presseaussendung des PEN Clubs.

Gitta Martl breitet auf mehr als achtzig dicht beschriebenen Seiten ihr Leben vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen in der Zweiten Republik Österreichs, mit großer Erzählkraft und Offenheit aus.

Die KZ-Überlebende, Sintiza Rosa Winter, Mutter von Gitta Martl, wurde 1923 in Oberösterreich als Kerndlbacher getauft. Im Jahre 1991, erst 68 Jahre nach ihrer Geburt, bekam sie die österreichische Staatsbürgerschaft, diesmal mit dem Nachnamen Winter. Im Dezember 2004 erhielt Mutter Rosa Winter das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich. Nach einem Jahr starb sie 81-jährig.

Roma sam | 18.3.2019 | 20:50 Uhr Radio Burgenland | livestream

16 Jahre lang dauerte der Kampf der Tochter Gitta Martl, bis ihrer Mutter Rosa Winter die österreichische Staatsbürgerschat zuerkannt wurde. Erst dann erhielt sie eine Haftentschädigung für sechs Jahre Internierungslager und KZ-Haft, Entschädigung für Wiedergutmachung vom Österreichischen Nationalfonds und seither auch eine kleine Opferrente. Ein Teil des Kampfes um die Staatsbürgerschaft der Mutter Rosa Winter war auch die Entstehung des Vereins „Ketani“ für Sinti und Roma in Oberösterreich.

Rosa Gitta Martl war Mitbegründerin und langjährige Geschäftsführerin des Vereins Ketani für Sinti und Roma in Linz.

Rosa Gitta Martl

Land ÖO

Für ihre Leistungen wurde Rosa Gitta Martl am 21. Oktober 2013 von Bundespräsident Heinz Fischer, vertreten durch Landeshauptmann Josef Pühringer und Landeshauptmann-Stv. Josef Ackerl, das „Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich“ im Landhaus in Linz verliehen.

Für ihren großen Einsatz für die Volksgruppe der Roma und Sinti erhielt sie bereits den Elfriede-Grünberg-Preis, den Marianne-von-Willemer-Preis, den Demokratiepreis der Margaretha-Lupac-Stiftung sowie 2013 das goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich.

Anlässlich der Preisvergabe am 10. April 2019 erscheint nun ein weiteres Buch von Rosa Gitta Martl mit dem Titel „Bleib stark“ in der edition pen im Löcker Verlag in Wien. Es wird im Rahmen der Preisverleihung am 10. April, um 11 Uhr, im Presseclub Concordia in Wien präsentiert.