Der Fall Karl Horvath. Freigesprochen, aber nicht rehabiliert

Vergangenen Montag fand im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes die Buchpräsentation „Der Fall Karl Horvath. Ein Loipersdorfer Zigeuner vor dem Linzer Volksgericht“ von Wolfgang Freitag statt. Dem Journalisten, den dieses Thema seit vielen Jahren beschäftigt, war es ein Anliegen, die Geschichte des Karl Horvath zu erzählen.

On demand | Roma sam | 11.3.2019

Roma sam | 11.3.2019 | 20:50 Uhr | Radio Burgenland |livestream

Der KZ-Überlebende Horvath wurde kurz nach dem Ende des Krieges beschuldigt, ein sogenannter Kapo im Konzentrationslager Mauthausen/Gusen gewesen zu sein. Die Kapos wurden von den Nationalsozialisten in den diversen Lagern gezwungen, für Ruhe unter den Insassen zu sorgen – egal mit welchen Mitteln. Oft gingen diese mit ihren Bestrafungen härter vor, um ihr eigenes Leben zu schützen. Karl Horvath wurde vor Gericht gestellt und als Kriegsverbrecher angeklagt und verurteilt. Wie es dazu kam, schildert der Autor im Gespräch.

Der Fall Karl Horvath

Mandelbaum Verlag

Ferne Wahrheit

Der Prozess sei nach Prüfung durch Wolfgang Freitag fehlerfrei verlaufen. Ob es sich bei den Anschuldigungen der jüdischen Holocaustüberlebenden um die Wahrheit handelte, konnte bis heute nicht geklärt werden. Karl Horvath bestand jedoch darauf, dass es sich um eine Verwechslung handeln muss und kämpfte bis 1952 für die Wiederaufnahme des Verfahrens bis hin zu seinem Freispruch.

Zeugen aus Polen entlasteten ihn

Im Auszug des Buches „Der Fall Karl Horvath“ versucht der Autor die Grundstimmung und –Situation, die damals im Land herrschten, zu beschreiben. Zahlreiche Flüchtlinge strömten nach Kriegsende aus der russischen Besatzungszone Richtung Westen. Oberösterreich, besonders Linz, wurde hierbei zum Auffangbecken nicht nur für die Opfer des Holocaust, sondern auch für Kriegsüberlebende, Kriegsverbrecher und Menschen, die vor der sowjetischen Armee flüchteten. Karl Horvath war einer von ihnen.

Karl Horvath wurde 1952 entlassen und dies durch die Hilfe der Menschen in seinem Umfeld, so Freitag. Zeugenaussagen aus Polen wurden herangezogen, um die Unschuld Horvaths zu beweisen.

Ziehsohn bemüht um Gerechtigkeit

Im Anschluss nahm ihn eine Romafamilie bei sich auf – der Ziehsohn war es auch, der den Kontakt zu Wolfgang Freitag suchte und die Geschichte von Karl Horvath weitertrug.

1971 starb Karl Horvath im Alter von 55 Jahren. Für Wolfgang Freitag steht er als Sinnbild für so viele andere, denen nie Gerechtigkeit wiederfahren ist: nicht vor, schon gar nicht während und auch nicht nach dem Krieg.

Tipp

Wolfgang Freitag
Der Fall Karl Horvath. Ein Loipersdorfer „Zigeuner“ vor dem Linzer Volksgericht | 128 Seiten | 15.00 €
ISBN: 978385476-575-2