Michal Klučka | „Wichtig ist, dass der Mensch stets auf der Suche ist“

Das aktelle Volksgruppenmagazín Dia:tón spricht der Salesianer und Wiener Slowake Michal Klučka über einen etwas anderen Schulbeginn. Er begann kürzlich sein Praktikum als Mathematik Lehrer in einem kleinen Dorf im afrikanischen Ghana.

Michal Klucka

Yvonne Strujic-Erdost, Michal Klucka

Michal Klučka

On demand | Rádio Dia:tón | 17.9.2018

„Da sage ich immer: ‚Ja und deshalb tust du es auch nicht.‘ Ich fühle mich berufen, mein Glaube und meine Mitbrüder geben mir die Kraft dazu. Ich habe ein Ideal, nämlich mit meinem Leben die Welt zu verändern, die Welt der jungen Menschen zum Guten zu verändern. Und das kann man in der Form, in der wir sie tun, eben nur ohne eigene Familie“, spricht Michal Klučka in der aktuellen Sendung Rádio Dia:tón | 17.9.2018 | 21:40 Uhr | Rádio Burgenland livestream.

Auf der Landkarte ist es ein winziger Punkt im Nordosten des afrikanischen Ghana, dicht an der Grenze zum benachbarten Land Togo. Das Dorf Tatale. Die Internetlandkarte zeigt beim Vergrößern der Karte die Einzelheiten der Region. Eine Landstrasse scheint das kleine Dorf mit dem einige Kilometer weiter liegenden Fluss „Oti River“ zu verbinden. Auch ein kleiner See ist in Reichweite des im Küstenland Ghana gelegenen Tatale auf der Mappe zu sehen. In Tatale selbst genießen die Menschen inzwischen eine Erleichterung des Alltags durch fließendes Wasser. Um in den umliegenden Dörfern den ersten Schritt für dieses Privileg zu schaffen, stieg der Wiener Slowake und Komenskýschul Absolvent Michal Klučka kürzlich in den Flieger. Ein Flug in eine Richtung, die er gemeinsam mit seinen Mitbrüdern vom Salesianerorden gehen möchte: Jungen Menschen helfen.

Salesianer Jugendarbeit in Ghana | Michal Klucka

Michal Klucka

Michal Klučka ist einerder Absolventen der tschechisch/slowakisch-deutschen Komenský Schule. Er gehört zu jenen ehemaligen Schüler/innen, die sich schon nach wenigen Jahren Studium nach der Gemeinschaft innerhalb des Klassenzimmers seiner Schule zurücksehnten. Während seines Lehramtstudiums unterrichtete Klučka Religion im Realgymnasium Komenský. Für den jungen Lehrer mehr als eine Fachrichtung, wie ihm schon bald klar wurde. Der Student lernte in dieser Zeit die salesianische Jugendbewegung kennen. Ein bedeutender Funke für seine weiteren Lebensentscheidungen:

„Damals lernte ich die Salesianer und ihre Arbeit mit den Jugendlichen kennen. Das hat mich sehr angesprochen. Ihre Auffassung von Glaube, wie sie als Gemeinschaft leben und wie sie mit der Jugend arbeiten. Deshalb habe ich mich entschlossen diesen Weg zu gehen. Ein Salesianer zu werden und mein Leben Gott und den jungen Menschen zu schenken“, erzählt Michal Klučka eine Woche vor einer Abreise in das Dorf Tatale im afrikanischen Gahna, in dem er ein Schuljahr Jugendliche als Lehrer für die Matura vorbereiten wird, im Gespräch mit Yvonne Strujic für das slowakische Volksgruppenmagazín Rádio Dia:tón.

Michal Klucka

Yvonne Strujic-Erdost, Michal Klucka

Glaubensbrüder im Einsatz

Seit 27 Jahren helfen die Salesianer, wie in zahlreichen anderen Teilen der Erde, auch an Schulen in Ghana. Vor 2 Jahren, im Rahmen der Feierlichkeiten zum 25. Jubiläum hat die christliche Glaubensgemeinschaft in Tatale, einem kleinen Dorf im Nordosten des Landes ein Haus gebaut. Dort arbeiten seit dem Ordensbrüder, die vor allem Kindern und Jugendlichen dabei helfen, Bildung zu erlangen. Damit hänge selbstverständlich auch die Gewährleistung einer Trinkwasserzufuhr, also der Bau eines Brunnens im Dorf, sowie der Bau einer Schule zusammen, erläutert Klučka. Der Bau einer Kirche im Dorf folge nach der Erfüllung der beiden ersteren Notwendigkeiten.

Im Süden von Ghana betreiben die Salesianer schon sehr viele Schulen, im Norden gebe es noch keine, sagt Michal.

Um ein Glaubensbruder der Salesianer zu werden, ist neben dem Studium der Sozialarbeit, oder des Lehramts auch ein zweijähriges Praktikum im Bereich der Jugendarbeit zu absolvieren. Danach folgt noch ein Theologiestudium. Bei Michal Klučka war es ein wenig anders. Er hat bereits alle notwendigen Studien hinter sich gelassen und nach einem Jahr Praktikum im Tiroler Fulpmes, zog es ihn für das zweite Jahr in ein anderes Land. „Ich spreche Slowakisch, Tschechisch, Deutsch. Also wären für mich ja auch andere Länder möglich, ich wollte diese Erfahrung auch sammeln. Letztendlich wählte man für mich das weite Ghana in Afrika aus. Wir haben nämlich eine Kooperation mit der Provinz Westafrika. Und diese Kooperation funktioniert sehr gut, wir haben auch hier Brüder aus Nigeria“, erläutert Klučka und ergänzt:

„Die Jugendarbeit bedeutet für die Salesianer vor allem ein Leben nach den Prinzipien der Assistenz zu führen. Das bedeutet, unter den jungen Menschen zu sein“.

Michal Klucka

Yvonne Strujic-Erdost, Michal Klucka

Michal mit seinen Ordensbrüdern Peter und Bayo

Gemeinsam mit seinen Salesianerbrüdern hat es sich der Wiener Slowake Michal Klučka zur Aufgabe genommen, den Jugendlichen beizustehen und sie nach den Spuren von Don Bosco zu formen.

Was ein Ziel mit Wurzeln im Mitgefühl ist, wie ich erfahre. Don Bosco war ein italienischer Pfarrer im 19. Jahrhundert, der in Turin lebte, erklärt Michal. Der Priester beobachtete damals mit Sorge die Kinder der zahlreichen, wegen der Arbeit in die Stadt zugezogenen Menschen. Denn für die Kinder gab es während der langen Arbeitszeiten damals keinerlei Betreuung. Don Bosco suchte einen Weg, diesen jungen Menschen Hoffnung für ihre Zukunft zu vermitteln und fand ihn, in dem er einen Schritt auf sie zumachte. Anders als es die Geistigen zu der Zeit gewohnt waren. Er spielte mit ihnen, lehrte sie, wollte ihnen ein positives Vorbild sein. Für ihn waren die Schule, das zu Hause, der Spielplatz und die Kirche vier Dimensionen die für die Entwicklung junger Menschen bedeutend sind.

„Don Bosco sah, dass die jungen Menschen in dieser Art von System sehr gut wachsen konnten. Es gab auch viele, die seinen Weg gehen wollten. So gründete er diese Community, die für die jungen Menschen lebt und sich um sie kümmert“ erzählt der Salesianerbruder Klučka über sein Vorbild Don Bosco, dessen Idee von einer liebevoll tragenden Begleitung der Jugendlichen, für ihn nun auch den Weg nach Ghana bereitete.

Michal Klucka

Michal Klucka

Michal und Volontärin Petra

Maturavorbereitung in Ghana

Michal Klučka wird ein Jahr in Ghana verbringen und Mathematik und Religion unterrichten. Bei seinem Vorhaben, den Jugendlichen zu helfen, ist er natürlich nicht allein. Vor Ort sind seine Mitbrüder aus Kroatien, Ghana, Nigeria und der Slowakei.

„Tatale ist ein sehr kleines Dorf von welchem aus wir die umliegenden noch kleineren weiteren Dörfer besuchen werden und dort Schulen bauen werden. Was soviel bedeutet wie Holzpfosten mit irgendeinem Dach darüber zu bauen, um vor der Sonne geschützt zu sein. Dort werden wir sitzen und lernen“, schmunzelt der Ordensbruder, der zu dieser Zeit schon in Ghana ist und, wie es sein Plan war, wohl schon mit den Jugendlichen lernt und ihre Freizeit mit ihnen verbringt.

Die Schüler in Ghana sprechen Englisch, wie Michal Klučka schon verraten wurde und sind sehr engagiert und wollen lernen, sich auf die Matura vorbereiten. „Das sind die besten Voraussetzungen dafür, dass es klappt“, freut sich der Salesianer. Außerdem seien die Jugendlichen sehr dankbar für das Angebot, denn wie wissen, dass Bildung Zukunft bedeutet. In Dankbarkeit Wissen anzunehmen sei wohl der größte Unterschied zu den Jugendlichen in Europa, so wie er sie kennengelernt hat, sagt der Lehrer.

Michal Klucka

Yvonne Strujic-Erdost, Michal Klucka

Um die Welt zum Guten zu verändern

Seine Entscheidung, ein Glaubensbruder zu werden, und „sein Leben Gott und der Jugend nach Don Boscos Vorbild zu schenken“, wie es Michal selbst formuliert, zieht auch einige Lebensmuster mit sich: „Wir verzichten auf eine eigene Familiengründung, wir leben in einer Gemeinschaft und widmen uns den jungen Menschen“, erklärt Michal Klučka und fügt hinzu, dass nicht jeder in seinem Bekanntenkreis seine Entscheidung, trotz dieser Kriterien nachvollziehen kann: „Da sage ich immer: ‚Ja und deshalb tust du es auch nicht.‘ Ich fühle mich berufen, mein Glaube und meine Mitbrüder geben mir die Kraft dazu. Ich habe ein Ideal, nämlich mit meinem Leben die Welt zu verändern, die Welt der jungen Menschen zum Guten zu verändern. Und das kann man in der Form, in der wir sie tun, eben nur ohne eigene Familie“, spricht Michal Klučka in der aktuellen Sendung Rádio Dia:tón | 17.9.2018 | 21:40 Uhr | Rádio Burgenland.

Salesianer Jugendarbeit in Ghana | Michal Klucka

Michal Klucka

„Wichtig ist, dass der Mensch stets auf der Suche ist. Während meiner Suche bin ich darauf gekommen, dass der Weg, den ich gerade als Salesianer gehe, für mich meine Lebenserfüllung sein kann. Am wichtigsten ist es, authentisch zu sein und seine Wahrheit zu leben und zu suchen. Ich bemühe mich so zu leben. Damit möchte ich ein Vorbild für die jungen Menschen sein. Damit sie sich auch darum bemühen. Wenn jemand davon überzeugt ist, dass er genau weiß wie und wer Gott ist, hört er/sie auf zu suchen. Die Botschaft der Religion ist es, dass es diese Dreierbeziehung gibt zwischen Gott, der Welt und dem Menschen selbst. Das ist ein sehr tiefgehender Gedanke. Dieser motiviert uns weiterzuerforschen und im Leben weiterzusuchen und weiterzugehen und die Beziehungen untereinander in diesem Sinne zu leben“, rundet Michal ab.

Ein Vorbild für die jungen Menschen zu sein. Ein Vorhaben eines jungen Lehrers, mit dem sich die Welt tatsächlich in eine, um noch ein Stück mitfühlendere Richtung zu drehen beginnen könnte.

Yvonne Strujic-Erdost | ORF Volksgruppenredaktion

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