Eine leise, aber wirksame Aktion der ORF Roma Redaktion für Roma in der Slowakei

Zur aktuellen Sendung „Roma sam“ begrüßt Sie Susanne Horvath. Diesmal entführt sie in eine Hilfsaktion der ORF Volksgruppenredaktion. Unsere ORF Roma Volksgruppen Redaktion fährt in unterschiedlichen Intervallen in die Slowakei, bringt Haushaltsgegenstände oder Spielzeuge, Fahrräder zu den Roma Familien, die es dringend brauchen.

On demand | Roma sam | 14.1.2019

Siedlung "Orechov dvor" bei Nitra

yvonne erdost

Etwa 300 Menschen leben am Rande der slowakischen Stadt „Nitra“ in den vier dreistöckigen Plattenbauten. Sie wurden vor einigen Jahren errichtet. Geheizt wird mit Kohle, als „Dankeschön“ für die Familien, die regelmäßig ihre Stromrechnungen zahlen, gibt es vom Kommunalzentrum auch schon mal eine Waschmaschine, oder einen Staubsauger gratis.

Spenden für Siedlung "Orechov dvor" bei Nitra

yvonne erdost

Die letzte Fahrt mit einem mit Sachspenden befüllten ORF Bus führte Yvonne Erdost in die SIedlung Orechov dvor in Nitra

Die Stadt „Nitra“ ist ungefähr 40 Minuten von der Landeshauptstadt Bratislava entfernt. Die Tafel einer Autobuslinie, deren Nummer für einen Außenstehenden unerkenntlich ist, zeigt die Endstation. Nach der Endstation befindet sich „Orechov dvor | zu Deutsch der Nussgarten", eine kleine Siedlung, in die im Jahr 2004 Menschen aus der Stadt Nitra angesiedelt wurden.

Siedlung "Orechov dvor" bei Nitra

yvonne erdost

Es seien damals zu 60% Nicht-Roma und zu 40% Roma gewesen, die sich hier ansiedeln mussten, erzählt Martin Paška, Leiter des heute dort ansässigen Kommunalzentrums. Sie konnten entweder ihre Miete nicht zahlen, oder galten als sozial hilfsbedürftig, als schwer anpassungsfähig an die Gesellschaftsstrukturen.

Siedlung "Orechov dvor" bei Nitra

yvonne erdost

Außer zahlreichen Spielsachen ist der ORF Bus voll mit schön sortiertem Gewand, Schuhen, Kinderbetten, Heizstrahlern, Computern, oder Staubsaugern.
Martin Paschka freut sich über diese Kooperation zwischen der ORF Volksgruppenredaktion und der Siedlung und betont, dass sie sich besonders über Kinderfahrräder freuen würden, denn: „Wissen sie, die bekommen die Kinder als Belohnung, wenn sie regelmäßig die Schule besuchen“, so Paška.

Seit einigen Jahren stehen in der Siedlung neue Containergebäude. Das eine ist eine Schule, die als Vorschulklasse geführt wird. Hier werden Kinder auf die Schulzeit vorbereitet, mit dem Fokus auf das Erlernen einer Regelmäßigkeit und Hygiene im Alltag.

Eine Nonne und eine Grundschullehrerin begleiten die 5-7 jährigen hier bis zu 4 Stunden am Tag. In der Räumlichkeit neben der Schulklasse ist ein Mutter-Kind Zentrum. Gemeinsam wird gekocht, manchmal auch so manche Sorge besprochen. Die Gewalt an Frauen sei hier stark präsent.

Spenden für Siedlung "Orechov dvor" bei Nitra

yvonne erdost

Gleich um die Ecke im Erdgeschoß eines mehrstöckigen Containergebäudes ist ein Kindergarten untergebracht.
Es sei schwer, erklärt der Kommunalarbeiter, die Eltern zu motivieren, morgens aufzustehen, um ihre Kinder in die Schule zu schicken. So müssen er und sein Team immer neue Methoden finden, um das Interesse der Kinder am Unterricht aufrecht zu erhalten.

Nachdem die Sachspenden in ein kleines aus Wellblech zusammengebautes Lager abgeladen wurden, erzählt Martin Paška noch auf einem kurzen Spaziergang durch die Siedlung: Er und seine Mitarbeiterinnen sind fünf Mal in der Woche in Orechov dvor, helfen den Menschen hier, wo immer sie es brauchen und wollen. „Wir helfen ihnen Arbeit zu suchen, Bewerbungsschreiben zu formulieren, Ansuchen zu schreiben, wir borgen ihnen Kinderwagen aus, wenn sie mit ihrem Kind zum Arzt müssen, oder finden gar einen Arzt in der Nähe. Wir helfen einfach, wo es geht und glauben sie mir, es gibt keinen Tag, an dem wir verschnaufen würden“, so Paška.

Spenden für Siedlung "Orechov dvor" bei Nitra

yvonne erdost

Fünf Kinder hüpfen fröhlich herum. Sie können nicht zur Schule, sagen sie. Denn einer von ihnen sei krank, einer habe Beinschmerzen. Sie und ihre Familien müssen, wenn sie in die Stadt, zur Volks- oder Mittelschule, oder in die Arbeit, zum Arzt etc. wollen, etwa 20 Minuten zu Fuß die Feldstraßen überqueren, um die Bushaltestelle zu erreichen. “Hier ist es immer etwa drei Grad kühler als in der Stadt“, sagt der Sozialarbeiter.
Die Strecke ist zurück zur Haltestelle schlammig eisig, vorbei an überfüllten Mülltonnen, im Feld liegenden Autositzen und Rädern. In drei Monaten wird unsere Redaktion in das ORF Auto steigen und kommt wieder hierher mit Dingen, die liebevolle Menschen aus Österreich entbehren konnten, die Siedlung am Rande der Stadt Nitra gerne beschenken.

Ein Bericht von Yvonne Erdost