Breite Proteste gegen Pläne der Flüchtlings-Beratung

Die Pläne zur Flüchtlings-Beratung durch eine Bundesagentur stoßen in der Begutachtung auf Widerstand. So äußert die Richtervereinigung in ihrer Stellungnahme Bedenken, ob eine unabhängige Rechtsberatung unter Einfluss des Innenministeriums überhaupt möglich sei.

Protest kommt von Caritas und Diakonie, die selbst Rechts- und Rückkehrberatung durchführen und auch von der Asylkoordination. Die Begutachtungsfrist endet heute.

Richtervereinigung äußert Bedenken

Begrüßt wird von der Richtervereinigung zwar, dass der Entwurf die Rechtsberater bei Erfüllung ihrer Aufgaben weisungsfrei stellt, um ihre Unabhängigkeit zu gewährleisten. „Ungeachtet dessen bestehen Bedenken, eine unabhängige und weisungsfreie Rechtsberatung und/oder -vertretung dienstrechtlich und organisatorisch in einer Gesellschaft anzusiedeln, die unter dem beherrschenden Einfluss des Bundesministers für Inneres steht“, heißt es aber weiter.

Ein in sich abgeschlossenes System

Die römisch-katholische Caritas hat laut Generalsekretär Bernd Wachter „massive Bedenken“ bezüglich der vorgeschlagenen Ausgestaltung der Agentur. Durch die Zusammenfassung aller Funktionen in einer dem Innenministerium unterstehenden Agentur bestehe die Gefahr, dass ein in sich abgeschlossenes System entstehe. Eine unabhängige Rechtsberatung und -vertretung sei wesentlich für ein faires und effizientes Asylverfahren.

Unabhängige Rechtsberatung „de facto abgeschafft“

Protest kommt auch von den Protestanten. Die Evangelische Kirche A.B. und H.B. in Österreich lehnt den Gesetzesentwurf zur Gänze ab. Die bisher unabhängige Rechtsberatung im Asylverfahren solle durch die neu zu schaffende Bundesagentur für Betreuungs-und Unterstützungsleistungen (BBU) „de facto abgeschafft“ werden. „Fundamentale Menschenrechte für Schutzsuchende“ würden durch die Neuregelung ausgehöhlt, warnt der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker.

Schwerer Angriff auf den Rechtsstaat

Auch die Hilfsorganisation der evangelischen Kirche, die Diakonie, sieht im Gesetzesvorschlag einen schweren Angriff auf den Rechtsstaat. „Es soll eine Blackbox geschaffen werden, in der die schutzsuchenden Menschen und ihr Zugang zu fairen Asylverfahren verschwinden werden“, so Direktorin Maria Katharina Moser. Der Zugang zu fairen Verfahren und Rechtsstaatlichkeit könne nicht durch Verstaatlichung sichergestellt werden.

Rechtsberatung muss unabhängig sein

Dem schließt sich der Samariterbund an. Eine Rechtsberatung müsse unabhängig sein, so Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller. „Wenn mehr als 40 Prozent der negativen Bescheide des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom Bundesverwaltungsgericht aufgehoben oder abgeändert werden, ist dies ein deutliches Zeichen, wie wichtig und effizient die unabhängige Rechtsberatung ist.“

An Weisungen des Innenministeriums gebunden

Kritik äußerte auch die asylkoordination österreich: „Wir sehen hier das wichtige Kriterium der Unabhängigkeit nicht gegeben, wenn letztendlich alle Beteiligten in der einen oder anderen Form an Weisungen aus dem Innenministerium gebunden sind.“ Es sei grotesk und eines Rechtsstaats unwürdig, wenn in einem solchen sensiblen Bereich, wo es oft um Leben und Tod gehe, die Behörde, die eine Entscheidung trifft, auch die Macht über jene Stelle hat, die dagegen Beschwerden führen könnte, so die asylkoordination.