„Jeder sollte sich verantwortlich fühlen für den Frieden“

Aus der ursprünglichen Idee, Friedenslösungen für Konflikte im Nahen Osten zu suchen, ist das „Peacecamp“ zu einem Projekt geworden, das aus jungen Menschen in erster Linie engagierte Bürger und Friedensstifter machen will.

Die bereits 16. Ausgabe des „Peacecamps“ findet heuer vom 3. bis zum 13. Juli im niederösterreichischen Ort Lackenhof am Ötscher, im Bezirk Scheibbs statt.

„show4peace“ im Theater Dschungel

Die Abschlussveranstaltung „show4peace“ wird am 12. Juli um 19:00 Uhr im Theater Dschungel in Wien stattfinden. „Peacecamp soll Jugendliche für Themen wie Frieden und Unfrieden in ihren jeweiligen Ländern sensibilisieren“, sagt Evelyn Böhmer-Laufer, Mitbegründerin des Projekts im APA-Gespräch. „Wir wollen junge Menschen unterstützen, sich als aktive, mündige Bürger in der Gestaltung ihrer sozio-politischen Landschaft verantwortlich zu fühlen.“

Jugendlicher Peacecamp

HFH/ORF

Peacecamp 2014

Zusammenleben mit „dem Feind“ möglich

Am Peacecamp 2018 nehmen vier Gruppen mit je acht Schülern zwischen 16 und 18 Jahre teil: Jüdische und palästinensische Jugendliche aus Israel, eine Schülergruppe aus Budapest und eine Gruppe aus mehreren Schulen in Wien, darunter auch Schüler mit Fluchthintergrund. „Sie sollten lernen, dass blutige Konflikte beendet und neue Formen des Zusammenlebens entwickelt werden können“, sagt Böhmer-Laufer, die als Psychotherapeutin in Wien tätig ist. Es sei wichtig, Jugendliche erleben zu lassen, dass ein Zusammenleben mit „dem Feind“ möglich sei.

Teilnehmende als Multiplikatoren

In den 33 teilnehmenden Jugendlichen und 14 Erwachsenen sieht die Organisatorin sogenannte Multiplikatoren. „Wir möchten einer breiten Öffentlichkeit den Beweis dafür liefern, dass es jenseits offizieller Schlagzeilen und transportierter Bilder in jeder Teilnehmergruppe reflektierte, engagierte, zu Kooperation und Solidarität bereite junge Menschen gibt“, erläutert Böhmer-Laufer. „Wir wollen ihnen dabei helfen, tradierten Feindbildern, Verhetzung und Hass die Stirn zu bieten.“

Sich für Frieden und Unfrieden verantwortlich fühlen

Das Projekt wolle vermitteln, dass sich für Frieden und Unfrieden jede einzelne Person verantwortlich und zuständig fühlen sollte. „Die Schüler lernen zuzuhören und zu kooperieren, und vor allem einen Blick in die Tiefen der eigenen Seele zu werfen, in der sich möglicherweise Stolpersteine auf dem Weg zu einem friedlichen Miteinander befinden“, so die Psychologin.

„Lustvollere“ & „ernsthaftere“ Workshops

Beim Peacecamp würden sowohl „lustvollere“ als auch „ernsthaftere“ Workshops mit individuellen und gemeinsamen Aufgaben gut alternieren: von künstlerischen Workshops, Outdoor-Aktivitäten, Kulturabenden mit Tanz, Musik oder Kulinarik bis hin zum Projekt „Life-Story-Book“, bei dem jeder Teilnehmer seine Lebensgeschichte kreativ darstellen sollte. Alle Workshops werden gefilmt und werden im Rahmen der „Peacecamp-Matinee“ am 14. Oktober um 11.00 Uhr beim Jüdischen Filmfestival in Wien gezeigt.

Hoffnung auf friedliche Lösung

Böhmer-Laufer, die zwischen 1970 und 1990 in Israel gelebt hatte, will die Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts zwischen Israel und Palästina nicht aufgeben. „Was mich in Israel immer wieder erstaunt, ist die große Lebensfreude, die dort herrscht“, erzählt sie von ihren jährlichen Reisen nach Jerusalem. „Man sieht ein wunderbares Zusammenleben von diesen zwei Völkern, das auf so vielen Ebenen funktioniert.“ Die politische Situation habe sich seit der ersten Intifada - sie begann 1987 - zwar deutlich verschlechtert, aber die Menschen würden neben dem Krieg trotzdem ein normales Leben führen. „Auch daher bemühen wir uns so sehr, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, die Realität mit eigenen Augen zu sehen und zu überprüfen“, betont die Expertin.

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