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AP/Darko Bandić
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chronik

Verletzte nach Erdbeben in Zagreb

Die kroatische Hauptstadt Zagreb wurde Sonntagfrüh vom stärksten Erdbeben der letzten 140 Jahre erschüttert. Die Behörden haben die Bewohner aufgefordert, vorerst nicht in ihre Wohnungen zurückzukehren. Vor allem ältere Gebäude in der Innenstadt wurden stark beschädigt. Ein Mädchen wurde schwer verletzt.

In der Altstadt verursachte das Beben schwere Schäden an Gebäuden. Fassadenteile von mehreren Häusern stürzten auf die Straße. Auch Spitäler wurden beschädigt, die Zagreber Geburtenklinik musste evakuiert werden.

Um die Trümmer von den Straßen zu beseitigen, wurde laut Medien auch die Armee eingesetzt. Ein Turm der Kathedrale von Zagreb, das Wahrzeichen der Stadt, wurde ebenfalls beschädigt, wie Bürgermeister Milan Bandić bekanntgab. In großen Teilen der Stadt fiel zudem der Strom aus.

Bei dem Erdbeben wurde ein 15-jähriges Mädchen schwer verletzt, berichtete die Nachrichtenagentur HINA. Das Mädchen befindet sich in kritischem Zustand, hieß es aus dem Kinderspital, wo sie behandelt wird. Zunächst hatte es geheißen, die Jugendliche sei tot.

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Epizentrum des Bebens nahe bei Zagreb

Das European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) gab die Stärke des ersten Bebens um 6.24 Uhr mit 5,3, die des zweiten Bebens um 7.01 Uhr mit 5,0 an.

Die Zentren der beiden Beben lagen sieben beziehungsweise zehn Kilometer nördlich von Zagreb. „Es hat über zehn Sekunden gedauert“, sagte ein Zeuge. „Es war bei Weitem das stärkste, das ich je gefühlt habe.“

Innenministerium warnt wegen CoV

Das Innenministerium forderte die Menschen auf, zunächst draußen zu bleiben, aber keine Gruppen zu bilden, um eine Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus zu verhindern. „Halten Sie Distanz. Stellen Sie sich nicht zusammen. Wir sind mit zwei schweren Krisen konfrontiert, dem Erdbeben und der Epidemie“, erklärte Innenminister Davor Božinović.

Die kroatische Seismologin Ines Ivančić sprach von einem starken Beben. Die Schäden könnten noch nicht abgeschätzt werden.

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Erdbeben auch in Österreich spürbar

Der Erdbebendienst der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien teilte mit, dass sich das Erdbeben um 6.24 Uhr ereignet und eine Magnitude von 5,4 aufgewiesen habe. In Österreich sei nicht mit Gebäudeschäden zu rechnen.

Das Erdbeben wurde deutlich im südlichen Burgenland, aber auch in Eisenstadt verspürt.

Die Bevölkerung in der Steiermark und im südöstlichen Teil Kärntens habe die Erschütterungen „großräumig deutlich verspürt“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Auch in weiter entfernten Städten wie Villach, Salzburg, Linz und Wien sei das Beben vor allem in höheren Stockwerken wahrgenommen worden.

AKW Krško nicht betroffen

Das in Slowenien gelegene Atomkraftwerk Krško, das sich etwa 50 Kilometer nordöstlich von Zagreb befindet, blieb von dem Erdbeben unbetroffen. „Das Atomkraftwerk funktioniert trotz des Erdbebens sicher“, teilte der Betreiber des von Slowenien und Kroatien gemeinsamen betriebenen AKW mit.

In der Anlage, die weiterhin mit voller Kraft in Betrieb bleibe, werden präventive Checks durchgeführt, hieß es weiter. Das slowenische Infrastrukturministerium teilte unterdessen via Twitter mit, dass die Experten im AKW Krško Analysen gemäß Protokolle durchführen und es bisher nicht erforderlich gewesen sei, die Anlage abzuschalten. „Es gibt keine Konsequenzen oder Gründe für eine Abschaltung“, hieß es.

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USGS, Open street map

Forderungen nach Krško-Schließung

In Österreich wurden hingegen wieder Forderungen nach einer Schließung des AKW laut. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sowie der steirische Landespolitiker und FPÖ-Umweltsprecher Walter Rauch verwiesen erneut auf das Sicherheitsrisiko, das die Anlage darstelle.

„Dieses Mal ist vielleicht alles gut gegangen, aber was ist beim nächsten Mal?“, fragte Kaiser in einer Aussendung, der Umstieg auf alternative Energiequellen sei mittel- und langfristig „alternativlos“.

Der steirische Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) und Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) forderten die Schließung des AKW: „Die Konstruktion des im Jahr 1981 in Betrieb genommenen Atomkraftwerks in Krško ist auf eine maximale Laufzeit von 40 Jahren ausgelegt. Daher muss der Betrieb spätestens im Jahr 2023 enden.“

Die steirische Landtagsklubobfrau der Grünen, Sandra Krautwaschl, sagte, das Erdbeben beweise einmal mehr, wie gefährlich das AKW Krško sei, der „Schrottmeiler“ dürfe keine Zukunft haben. Und FPÖ-Umweltsprecher Rauch sagte, das Erdbeben in Kroatien solle ein „Weckruf für Slowenien“ sein, das AKW herunterzufahren und zu schließen: „Auch der geplante Zubau eines zweiten Atomreaktors darf nicht zur Umsetzung kommen.“

Razrušen vrh katedrale
Alban Gecaj
Die Spitze eines Turmes der Kathedrale von Zagreb stürzte während des Erdbebens in die Tiefe