Nikitsch gedenkt der Toten der Räterepublik

Anlässlich des 100. Jahrestages der Hinrichtung des in Nikitsch/Filež tätigen Pfarrers Anton Szemelliker fand am Wochenende eine Reihe von Veranstaltungen zu Ehren der Toten des Nikitscher Dorfaufstandes 1919 statt.

Am Samstag und am Sonntag führte die Theatergruppe ein von Martin Jordanich verfasstes Theaterstück auf, das auf historischen Dokumenten und Zeitzeugenaussagen basiert.

Insgesamt arbeiteten am Theaterstück „Der Nikitscher Dorfaufstand und seine Opfer“ etwa 30 Personen mit, 20 davon auf der Bühne.

Spomenpriredba Antun Semeliker Filež

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Der Autor des historischen Theaterstücks Martin Jordanich

Spomenpriredba i igrokaz

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Die Regisseurin des Theaterstücks Heli Domnanovits

Gottesdienst, Kranzniederlegung und Theater

Sonntag Nachmittag wurde in der Nikitscher Pfarrkirche ein Gedenkgottesdienst abgehalten und am Grab des von Vertretern der Ungarischen Räterepublik ermordeten Pfarrers ein Kranz niedergelegt.

Organisiert wurden die Gedenkveranstaltungen vom Literatur- und Kulturverein Nikitsch - Literarno i kulturno društvo Filež LIKUD.

Spomenpriredba i igrokaz

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Franjo Palkovits, der Leiter des Literatur- und Kulturvereins Nikitsch LIKUD

Nikitscher leisteten Widerstand

Auslöser für den Nikitscher Dorfaufstand im April 1919 waren die Repressionen der Ungarischen Räterepublik (Sowjets) unter Béla Kun. Kommunistische „Direktorien“ entmachteten gewählte Gemeindevertretungen, führten Eigentumsrequisitionen durch, verbaten den Religionsunterricht und wollten konfessionelle Schulen schließen.

Die empörten Nikitscher ignorierten die „neue Ordnung“ und verprügelten Funktionäre der Räterepublik. Die Kroatisch Minihofer Nachbarn leisteten dabei Hilfe. Als 50 Rotarmisten und 300 Soldaten zur Niederhaltung des Aufstands einrückten, gab es Schießereien und Tote.

Die Politkommissare Várady und Entzbruder wollten mit Verhaftungen und Todesandrohungen die Schuldigen ermitteln, doch gelang ihnen das nicht.

Szemelliker als „Rädelsführer“ hingerichtet

Als Hauptverdächtiger für den Widerstand wurde Pfarrer Anton Szemelliker ohne ausreichende Beweismittel zum „Tode durch die Kugel“ verurteilt.

Aus Angst vor weiteren Unruhen wurde das Todesurteil vom 9. April aus Nikitsch durch das Revolutionstribunal in Sopron bestätigt und am 10. April im Gerichtsgebäude durch Rotarmisten vollstreckt.

Das Budapester Höchstgericht telegraphierte tagsüber, dass der Verurteilte freizulassen sei, doch es war zu spät.

Neben Szemelliker starben noch drei Menschen

Insgesamt starben bei der Niederschlagung des Nikitscher Volksaufstandes drei Menschen. Zwei Kinder, Marica Drimmel und Ivan Buczolich wurden von Rotarmisten erschossen, als diese die Menschenmenge mit Schüssen disziplinieren wollten.

Anton Semeliker 100 ljet smrti grob na mjenovskom cimitoru Ivan Bucolić žrtva fileške bune 1919. ljeta

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Das Grab des 16-jährigen Ivan Buczolich in Kroatisch Minihof / Mjenovo

Marica Kostyan starb an einem Gehirnschlag, als Soldaten ihr Hab und Gut requirierten.

Gedenktafelenthüllung in Sopron

Am 10. April, dem 100. Todestag von Anton Szemelliker, wird in Sopron eine Gedenktafel zu Ehren des aus Wulkaprodersdorf/Vulkaprodrštof stammenden Priesters enthüllt.

Link:

Broschüre des LIKUD zum Nikitscher Volksaufstand

PDF (4.0 MB)