„Belinda Kazeem-Kamiński setzt sich als Künstlerin und Theoretikerin auf inhaltlich wie formal überzeugende Weise kritisch engagiert mit Fragen der kolonialen Vergangenheit und deren rassistischen Aspekten auseinander“, begründete die Jury.
„In ihren Fotografien, Filmen und installativen Arbeiten thematisiert sie Gewalterfahrungen und weist auch aus der Perspektive von schwarzen Menschen in der Diaspora auf Traumata der kolonialen Geschichte hin. Dabei erörtert sie auf der Grundlage schwarzer feministischer Theorie Wirkungszusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart.“ Ausgangspunkt für viele ihrer Arbeiten sei eine intensive Recherche in den Archiven der kanonisierten Geschichtsschreibung, in deren Lücken und Auslassungen sie einen Möglichkeitsraum für Neues imaginiert.

Polarisierende Sichtweisen & dialogische Perspektiven
Auch in ihrer Arbeit als Autorin und Wissenschafterin analysiere sie polarisierende Sichtweisen und setze diesen dialogischen Perspektiven in Gestalt der Verknüpfung von Dokumentation und Fiktion entgegen. Besonders überzeugte die Jury, „dass Belinda Kazeem-Kamiński relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen einen unverkennbaren und ästhetisch präzisen Ausdruck verleiht“.
Ausgewählte Arbeiten von Belinda Kazeem-Kamiński
JesuitenFoyer, Bäckerstraße 18, 1010 Wien, jeweils Do & Fr, 16.00-18.00 Uhr, Sa 11.00-13.00 Uhr, vom 12. Jänner bis 4. Februar 2024
Kazeem-Kamiński studierte Internationale Entwicklung in Wien und besuchte die Schule für Künstlerische Photographie Friedl Kubelka. Von 2015 bis 2021 absolvierte sie ein Doktoratsstudium an der Akademie der bildenden Künste Wien mit dem Dissertationsprojekt „The Non-Human. The Believer“. In dem von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften geförderten Projekt beschäftigt sie sich mit den Auswirkungen von Versklavung und Kolonialismus in Österreich.

Jury & Otto Mauer Fonds
Der Jury gehörten heuer Sabine Folie (Direktorin Kunstsammlungen der Akademie der bildenden Künste), Rainer Fuchs (Chefkurator und stellvertretender Direktor mumok), Katrin Hornek (Künstlerin, Msgr. Otto Mauer Preisträgerin 2021), Almut Rink (Künstlerin), Johanna Schwanberg (Direktorin Dom Museum Wien) und Pater Gustav Schörghofer an.
Der 1980 errichtete Otto Mauer Fonds ist eine Stiftung kirchlichen Rechtes der Erzdiözese Wien, der sich um die Fortführung der Tätigkeit des 1973 verstorbenen Priesters, Kunstsammlers und Mäzen Otto Mauer bemüht. Dieser engagiert sich für den Dialog zwischen der katholischen Kirche und wichtigen Entwicklungen in Gesellschaft und Kultur. Internationale Anerkennung konnte er durch sein Engagement für zeitgenössische Kunst und junge Künstlerinnen und Künstler finden.