Mehr Geld soll das nicht kosten, jedoch übernimmt der Bund einen größeren Teil der Aufwendungen. Seit Jahren beklagen die Länder, dass die vom Bund geleisteten Zahlungen nicht die realen Kosten bei der Beherbergung und Betreuung von Flüchtlingen abdecken. Nun haben sich Bund und Wien zusammengesetzt und ein gemeinsames Modell entwickelt, das die Bundeshauptstadt und die Hilfsorganisationen bei der Unterbringung und auch der Betreuung entlasten soll.
Modell für vulnerable Gruppen ab 2023
Für besonders vulnerable Gruppen – also z.B. unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Pflegebedürftige – wird das Realkosten-Modell sogar schon für das Jahr 2023, rückwirkend mit Jahresanfang gelten. 2024 kommen dann alle anderen Personen dazu, die in organisierten Quartieren untergebracht sind. Der Mehraufwand für den Bund wird im ersten Jahr mit sieben Millionen geschätzt. Allerdings werden auch die anderen Länder eingeladen, sich dem Modell anzuschließen. Entsprechende Gespräche sollen bereits kommende Woche beginnen.
Aktuell werden die Kosten noch pauschal abgerechnet. So gibt es 95 Euro am Tag für Kinder und Jugendliche, 48 Euro für Menschen mit Pflegebedarf und 25 Euro für Personen in organisierten Quartieren. Waren die Kosten real aber höher, mussten die entweder vom Fonds Soziales Wien oder der betreuenden NGO berappt werden. Angelegt ist das Pilotprojekt auf vier Jahre, Mitte kommenden Jahres erfolgt die Evaluierung.
Aufteilung tatsächlicher Kosten
Es sei intensiv verhandelt worden. Nun habe man jedoch ein Realkosten-Modell entworfen, dass auch die Kritik des Rechnungshofs berücksichtigte, betonte Karner. Das Modell sei transparenter und würde auf die Aufteilung tatsächlicher Kosten abzielen. Er bekräftigte, dass die Maßnahme nicht dafür sorgen solle, dass die Ausgaben mehr werden. „Die Kosten sind auch bisher schon angefallen“, gab er zu bedenken.
Nun werde nach dem Motto „Was es wiegt, das hat es“ vorgegangen. Das Modell ermögliche zudem eine bessere Betreuung, etwa von Jugendlichen. Obdachlosigkeit und damit Kriminalität könne verhindert werden, weil es möglich sei, in den Unterkünften eine verbesserte Tagesstruktur vorzugeben.
Knapp 20 Jahre alte Vereinbarung
Stadtrat Hacker verwies darauf, dass die Vereinbarung zur Grundversorgung vor knapp 20 Jahren abgeschlossen worden sei und diese fortgesetzt werde. Jedoch: „Die Kosten haben sich anders entwickelt.“ Es sei klar, dass es nicht sein könne, dass in diversen Einrichtungen die Stadt oder die Betreiber dazu zahlen müssten – zusätzlich zu den anteiligen Kosten, die die Länder laut Vereinbarung ohnehin tragen.
Intensivierung von Integrations- und Sicherheitsarbeit
Die Non-Profit-Organisationen könnten nicht gezwungen worden, sich die notwendigen Aufwände selbst zu zahlen. Das Realkosten-Modell trage dazu bei, dass Integrations- und Sicherheitsarbeit intensiviert werden könne, zeigte sich auch der Stadtrat überzeugt.
Es könne auch dazu führen, dass bundesweit wieder mehr Einrichtungen Betreuung übernehmen – mit der Folge, dass die Bundesbetreuungsagentur weniger Quartiere bereitstellen müsse. Letztere seien oft teuer, das neue Modell könne somit sogar dazu führen, dass Kosten reduziert würden, meinte Hacker.