Sowohl der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister als auch IGGÖ-Präsident Ümit Vural betonten die gemeinsame Rolle in der Arbeit gegen Antisemitismus. „Es steht niemandem zu, bei Antisemitismus stumm zu bleiben“, mahnte Vural in einer Rede an die Gläubigen.
Bedeutung der Teilnahme von „Multiplikatoren“
Für viele der rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – der Großteil Muslime und Musliminnen – war es das erste Mal in der Gedenkstätte in Auschwitz. Umso wichtiger sei es, dass an der Reise „Multiplikatoren“, Imame und Lehrer und Lehrerinnen teilnehmen, die das Gelernte weiter geben könnten, so Vural. Denn „Gedenken dient nicht und darf nicht zum Selbstzweck dienen“, betonte Hofmeister. Ein Ort der Trauer sei die Gedenkstätte in Auschwitz für jene, die hier Angehörige verloren haben. Für alle anderen sei das ehemalige Konzentrationslager ein Ort des Lernens.
Hinschauen, wenn Extremisten Hass säen
Waren in der Vergangenheit vereinzelt Mitglieder der Muslimischen Jugend gemeinsam mit Jüdinnen und Juden in Auschwitz, ist die namhafte Delegation der IGGÖ ein Novum. Neben Vural nahmen unter anderem auch dessen Stellvertreter Adis Čandić und Seyfi Recalar sowie die Schulamtsleiterin Carla Baghajati an der Reise teil. „Wir müssen genau hinschauen, wenn Extremisten, egal welcher Religion, Kultur, Ethnie oder politischer Gesinnung auch immer Hass säen, wie der Rechtsextremismus, der für all die Gräueltaten hier verantwortlich war“, sagte Mitorganisator Ramazan Demir, Fortbildungsleiter am Institut für Islamische Religion der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems und betonte weiters: „Der Antisemitismus hat keinen Platz im Islam.“
„Zwei Seiten derselben Medaille“
Begonnen habe die Shoah mit Worten, Vorurteilen und Angstschürerei, betonte Demir. Auch heute beginne die Fremdenfeindlichkeit bei der Sprache. „Es gibt eine Partei in Österreich, die immer wieder gegen Minderheiten hetzt und in den Umfragen sehr gut liegt“, sagte Vural zur APA. Gemeinsam müsse man die Leute erreichen, denn „Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus sind zwei Seiten derselben Medaille“, bekräftigte Vural.
Geschlossen der Politik entgegentreten
Es brauche diese Geschlossenheit von Muslimen und Juden, um „der Politik entgegentreten zu können“, betonte auch Hofmeister. Denn „der Missbrauch von Religion ist das was zu Konflikten zwischen Religion führt“, nur gemeinsam könne man es vermeiden zum politischen Spielball zu werden.
Antisemitismus gemeinsam angehen
Sowohl durch das Stammlager Auschwitz und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, in denen über eine Million Menschen, darunter großteils Jüdinnen und Juden ermordet wurden, als auch am Montag durch die Krakauer Altstadt führte die Gruppe Awi Blumenfeld, Institutsleiter für jüdische Religion an der KPH, dessen Eltern die Shoah überlebten und selbst einige Wochen in Auschwitz gefangen waren. „Antisemitismus gibt es in der migrantischen Gesellschaft genauso wie von Rechts oder Links, deshalb wird das Thema auch gemeinsam angegangen, und das finde ich gut“, betonte dieser gegenüber der APA.
Geschichte erzählen und weitergeben
In der Gedenkstätte richtete auch Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, ein paar Worte an die Gruppe. „Es gibt schon jetzt kaum mehr Zeitzeugen, deshalb müssen wir schauen, dass eine Gedenkstätte eine Geschichte erzählt, und diese auch weitergegeben wird.“
Organisiert wurde die dreitägige Bildungs- und Gedenkreise von Vertretern der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems mit Schulamt und Fachinspektorat der beiden Religionsgesellschaften mit finanzieller Unterstützung des Bundeskanzleramts. Aus den in der Gedenkstätte Auschwitz gewonnenen Eindrücken soll Unterrichtsmaterial erstellt und schon ab September im muslimischen Religionsunterricht an der AHS eingesetzt werden.