Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher
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Claus-Tandems

Seufzer des Landeshauptmanns zur Lage der Sinti

Südtirol gilt europaweit als Modellregion für eine erfolgreiche und blühende Minderheitenpolitik. Doch jenseits der Sprachenvielfalt und gelebten Diversität scheint die Situation der autochthonen Minderheit der Romnja und Roma sowie Sintizze und Sinti auf der Strecke zu bleiben.

Die Community der Romnja und Roma, Sintizze und Sinti ist in Südtirol im internationalen Vergleich zahlenmäßig überschaubar. Laut offiziellen Angaben sollen bis zu 1.100 Personen, welche der ethnischen Minderheit der Sinti und Roma angehören, in Südtirol leben. Doch das Leben für Angehörige der größten europäischen Minderheit ist in Norditalien wie in vielen Teilen Europas alles andere als ideal. Das räumt auch der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher im Gespräch mit der ORF-Minderheitenredaktion ein. Auf die Frage nach der Förderung der Romnja, Roma, Sintizze und Sinti in Südtirol beginnt er seine Antwort mit einem tiefen Seufzer: Es hätte immer wieder Versuche gegeben, Lösungen zu finden, die allerdings mehrfach an der öffentlichen Verwaltung – seitens der Gemeinden oder des Landes – gescheitert seien. „Wir sind da nicht gut aufgestellt“, räumt er ein.

Fehlende Sichtbarkeit

Auch Konflikte innerhalb der Community hätten die Situation in den letzten Jahren nicht gerade erleichtert. Laut Landeshauptmann Kompatscher bräuchte es „Hilfe zur Selbsthilfe“ und eine stärkere Zusammenarbeit zwischen der italienisch-, deutsch- und ladinischsprachigen Minderheit und den Romnja, Roma, Sintizze und Sinti. Etwa mit Projekten zur Sichtbarmachung der Geschichte und Kultur der verfolgten Minderheit wolle die Landesregierung die Lage verbessern. Es müsse mit mehr Vehemenz an politischen Lösungen gearbeitet werden als in den Jahren zuvor.

Erarbeitung neuer Konzepte

Durch die Unterstützung des Forschungszentrums „Eurac Research“ mit Sitz in Bozen sollen nun neue Konzepte für ein gutes Zusammenleben erarbeitet werden. Auch durch die Vernetzung mit internationalen Selbstorganisationen der Romnja, Roma, Sintizze und Sinti sollen neue Perspektiven für eine Verbesserung der Situation der Community geschaffen werden, so der Landeshauptmann.

Das Gespräch mit dem Südtiroler Landeshauptmann wurde im Rahmen einer journalistischen Reise der Mentor*innen des interkulturellen Medienprojekts „Claus-Tandems“ Ende März nach Südtirol geführt.