Im Jahr 1972 trat in Südtirol eine erweiterte Autonomie in Kraft. Seit über einem Jahrhundert fand sich die Region in einem Spannungsfeld zwischen Österreich und Italien, Nationalismus und Vielfalt, Faschismus und Demokratie wieder. Ob die Autonomieregion jedoch auch als eigenständiger Nationalstaat überlebensfähig wäre, das wird nun im Buchprojekt von „Noiland“ auf über 300 Buchseiten umrissen. Die Antwort ist klar: Ja.
Eigenstaatlichkeit im Herzen Europas
Zahlreiche Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Bloggerinnen und Blogger, Expertinnen und Experten wurden herangezogen, um erstmals umfassend die Möglichkeit zu erörtern, ob die Gründung eines Nationalstaates Südtirol wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich machbar wäre. Nach dem Vorbild etwa von Luxemburg, Malta oder Island sei das, wie in 40 Kapiteln untersucht wird, lediglich eine demokratiepolitische Entscheidung.
„Kann Südtirol Staat? 40 Antworten für eine unabhängige Zukunft“
Noiland. 2023. 19,90 Euro. ISBN 9791221009187
Debatte über Unabhängigkeit
Die Idee für das „Weißbuch Südtirol“ entstand vor rund zehn Jahren, in jener Zeit, als Schottland in einem Referendum über seine Unabhängigkeit – zwar zugunsten des Vereinigten Königreichs – abstimmte und die Regierung in Madrid gegen die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien einschritt. Das Werk trifft allerdings nicht nur auf Zustimmung: Die postfaschistische, rechtsnationale Regierungspartei Fratelli d’Italia reagierte verständnislos auf die Idee. Ihr Ziel haben die Initiatorinnen und Initiatoren des Buchprojekts auf jeden Fall erreicht. Es scheint, als hätten sie eine Debatte über die Unabhängigkeit von Südtirol entfacht.
Die Story entstand im Rahmen einer journalistischen Reise der Mentor*innen des interkulturellen Medienprojekts „Claus-Tandems“ Ende März nach Südtirol.