Das Lichtermeer vom 23. Jänner 1993 auf dem Wiener Heldenplatz mit rund 300.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gilt als größte Kundgebung der zweiten Republik gegen Intoleranz und Fremdenhass. Unmittelbarer Anlass dafür war das Ausländervolksbegehren der FPÖ „Österreich zuerst“. Bereits im Dezember 1992 traten Prominente aus Kunst, Wissenschaft, Politik und Kirche – wie Willi Resetarits, André Heller, Josef Haslinger oder Helmut Schüller – mit der Organisation SOS Mitmensch an die Öffentlichkeit, um gegen verschärfte Fremdengesetze und eine zunehmende Stimmung der Feindlichkeit gegenüber zugewanderten Menschen ein Zeichen zu setzen. Seither spielt SOS Mitmensch eine wesentliche Rolle im Kampf für Menschenrechte in Österreich und das aus der Perspektive des zivilgesellschaftlichen Engagements.
Meilenstein für Menschenrechts-Zivilgesellschaft
„Das Lichtermeer fand in einer Zeit statt, in der Grenzen geöffnet wurden und Österreich vom Rand ins Zentrum Europas rückte. Zugleich formierte sich das rechte politische Lager neu und machte das aggressive Spiel mit Sündenböcken zu ihrem Wesenskern. Dem stellten sich mit dem Lichtermeer hunderttausende Menschen entgegen“, beschreibt SOS Mitmensch die Ereignisse im Jänner 1993. Aus Sicht der Menschenrechtsorganisation sei das Lichtermeer ein Meilenstein für die Menschenrechts-Zivilgesellschaft in Österreich gewesen, die seitdem enorm an Breite und Stärke gewonnen habe. Zwar habe der Aufstieg des Rechtspopulismus nicht gestoppt werden können, doch es sei immer wieder gelungen, wichtige Menschenrechtsanliegen durchzusetzen und die Handlungsspielräume der extremen Rechten einzuengen, so SOS Mitmensch.
Broschüre „Unrecht braucht Widerstand!“
Mit der nun erschienenen Broschüre „Unrecht braucht Widerstand!“ zeigt SOS Mitmensch einige markante menschenrechtliche Erfolge auf: So werden etwa die Einsetzung des Menschenrechtsbeirats nach der Tötung des Asylwerbers Marcus Omofuma, die Öffnung des Zugangs zur Lehre für junge Asylsuchende, die Rettung der afghanischen Frauenrechtsaktivistin Amena Karimyan, erfolgreiche Wahlbeteiligungs- und Demokratieinitiativen, die Einschränkung der Handlungsspielräume von Bundesregierungen mit FPÖ-Beteiligung sowie Schubkraft für zahlreiche zivilgesellschaftliche Initiativen angeführt. Und abschließend betont die Menschenrechtsorganisation: „Der Kampf für Menschenrechte und gegen Unrecht kennt keine Atempause.“
Bundespräsident würdigt SOS Mitmensch
Bundespräsident Alexander Van der Bellen erinnerte heute an das Lichtermeer vor 30 Jahren. „Hunderttausende standen Anfang 1993 Seite an Seite am Heldenplatz und setzten ein weithin sichtbares Zeichen für Menschlichkeit und gegen Rassismus“, betonte Van der Bellen in einer Aussendung. Die Kundgebung war Startpunkt für den Verein „SOS Mitmensch“, dem das Staatsoberhaupt persönlich zum 30. Geburtstag gratulierte. Der Bundespräsident dankte den Vertreterinnen und Vertretern des Vereins in der Hofburg für ihr Engagement. In der Zwischenzeit habe sich viel getan, „das Engagement für Menschenrechte ist heute aber leider mindestens genauso nötig wie damals“, verwies Van der Bellen auf den „Kampf gegen Armut, Hetze und Ungerechtigkeit“ oder „für gelungene Integration und Zivilcourage“. „SOS Mitmensch“ habe seit dem Lichtermeer unzählige weitere „leuchtende Zeichen“ gesetzt.