Illustration zum Thema „Staatsbürgerschaftsrecht“: Im Bild ein österreichischer Staatsbürgeschaftsnachweis und Reisepass, aufgenommen. (21.8.2005)
HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com
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Studie

Großes Interesse an Staatsbürgerschaft in Wien

Eine aktuelle Studie zeigt, dass knapp 40 Prozent der befragten Wienerinnen und Wiener mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft ein Interesse an einer Einbürgerung hätten. Warum sie diese bisher nicht erreicht haben, war Fragestellung der Untersuchung.

Bei der vom Institut für Empirische Sozialforschung (IFES) im Februar 2021 durchgeführten Studie wurden rund 500 in Wien lebende Personen zu ihrem Wunsch nach dem Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft befragt. Dabei sollten die größten Zuwanderergruppen in Wien erfasst werden, insbesondere Staatsbürgerinnen und Staatsbürger von Deutschland, den jugoslawischen Nachfolgestaaten, den östlichen EU-Mitgliedsstaaten und der Türkei. In Wien hat mittlerweile rund ein Drittel der Bevölkerung keine österreichische Staatsbürgerschaft, aber ein hoher Anteil von ihnen wäre aufgrund der Dauer der Anwesenheit und der Lebensverhältnisse berechtigt, um die österreichische Staatsbürgerschaft anzusuchen.

Studie: „Wunsch nach Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft. Eine empirische Untersuchung in Wien“

Gründe für Nicht-Erreichen der Staatsbürgerschaft

Drei Gründe wurden dafür benannt, dass die österreichische Staatsbürgerschaft trotz der notwendigen Voraussetzungen nicht erreicht werde. Nämlich Überlegungen, dass die österreichische Staatsbürgerschaft wenig zusätzliche Vorteile bringen würde, aufgrund der Bindung bzw. Identifikation mit dem Herkunftsland, verbunden mit der Absicht eventuell dorthin zurückkehren zu wollen und schließlich die gesetzlichen und administrativen Vorgaben, welche den Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft erschweren.

Interesse auch abhängig vom Herkunftsland

39 Prozent der befragten Wienerinnen und Wiener haben einen konkreten Wunsch nach Einbürgerung, weitere 31 Prozent wissen noch nicht, ob sie die österreichische Staatsbürgerschaft vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt erlangen wollen und 30 Prozent haben – zumindest derzeit – keinen solchen Wunsch. Die Studie zeigt auch, dass EU-Bürgerinnen und -Bürger – darunter besonders deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger – weniger Interesse an der österreichischen Staatsbürgerschaft haben als jene anderer Länder.

Restriktives Staatsbürgerschaftsgesetz

Die zwei mit Abstand am häufigsten genannten Gründe für Einbürgerung sind: weil man sich als Österreicherin bzw. Österreicher fühlt und weil man einen sicheren Aufenthalt in Österreich möchte. Ein Drittel der Interessierten nennt das Wahlrecht als Motiv. Die Hürden zur Erlangung der Staatsbürgerschaft sind in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern relativ hoch. „Ein vereinfachtes Einbürgerungsrecht würde weniger Menschen abschrecken einen Antrag zu stellen“, so einer der Studienautoren, Max Haller. Als eine weitere Empfehlung der Studie wird die Ermöglichung der Doppelstaatsbürgerschaften genannt. „Österreich ist auch in dieser Hinsicht inzwischen weltweit ein Nachzügler. Nachbarländer wie Deutschland, die Schweiz und Italien sind hierbei großzügiger“, betont Haller.

Der Forschungsbericht wurde im Rahmen der Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, mit finanzieller Unterstützung der Stadt Wien erstellt.