Der Stadtrat von Grenoble hatte am Montag eine weitgehende Aufhebung der Bekleidungsvorschriften für Frauen in den städtischen Schwimmbädern gestimmt. Künftig ist Frauen dort sowohl Oben-ohne-Baden als auch der häufig von muslimischen Frauen getragene Ganzkörper-Badeanzug erlaubt. Während der Oben-ohne-Vorschlag weitgehend unbeachtet blieb, erregte besonders der Burkini die Gemüter. Kritiker sehen darin einen Verstoß gegen den Grundsatz des Laizismus, also der in Frankreich strikten Trennung zwischen Religion und Staat.
Verbot aus hygienischen Gründen
Burkinis sind in öffentlichen Schwimmbädern in Frankreich verboten, allerdings nicht aus religiösen, sondern formell aus hygienischen Gründen. Auch sind Badegäste nicht gesetzlich verpflichtet, ihre Religion beim Baden zu verbergen. Grenoble war zudem nicht die erste Stadt, die das Burkini-Verbot lokal abschaffte. Die Stadt Rennes hatte in 2019 ohne großes Aufsehen die Bekleidungsvorschriften für seine öffentlichen Schwimmbäder entsprechend überarbeitet.
Für Darmanin „inakzeptable Provokation“
Dem grünen Bürgermeister von Grenoble, Éric Piolle, warf Darmanin eine inakzeptable Provokation vor, die im Widerspruch mit den französischen Werten stünde. Die Regierung werde gerichtlich dagegen vorgehen. Nach einem neuen Gesetz zur Bekämpfung des „islamistischen Separatismus“, das im vergangenen Jahr vom Parlament verabschiedet wurde, kann Paris Entscheidungen anfechten, welche die strengen laizistischen Traditionen Frankreichs untergraben.
Jeden Sommer in Frankreich neu diskutiert
Das Wort Burkini ist eine Kombination aus Bikini und Burka, dem Ganzkörperschleier für Frauen. Das Thema wird nahezu jeden Sommer in Frankreich neu diskutiert. 2016 hatten mehrere südfranzösische Städte das Tragen von Burkinis an ihren Stränden verboten. Das Verbot wurde später gerichtlich als diskriminierend befunden und gekippt.