Kleidung hängen am Stacheldraht eines provisorischen Flüchtlingslagers nahe der serbisch-ungarischen Grenze Nähe der serbischen Stadt Horgoš. (29.9.2016)
ANDREJ ISAKOVIC / AFP / picturedesk.com
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Flucht & Asyl

„Hemayat“ unterstützt Helfende an EU-Außengrenzen

Seit September 2021 bietet das Wiener Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende „Hemayat“ Supervision über online Medien speziell für Helfende in den griechischen Flüchtlingslagern und an den EU-Außengrenzen an.

Das Online-Pilotprojekt, an dem sich ein vierköpfiges Team an Psychotherapeutinnen und -therapeuten beteiligt, wurde aufgrund der seit Jahren vor Ort anhaltenden extremen Notsituation ins Leben gerufen, betont das Beratungszentrum in einer Aussendung.

Unterstützung durch Supervision

Waren es zuerst vor allem Berichte und Bilder über geflüchteten Menschen aus griechischen Lagern, über deren katastrophale und menschenunwürdige Unterbringung, häufen sich nun auch vermehrt Berichte über Geflüchtete, die an anderen EU-Außengrenzen, vor allem in Bosnien und seit einigen Monaten auch in Belarus, gestrandet sind. In ihrer Notsituation werden sie von Helferinnen und Helfern vor Ort unterstützt und dieser hat sich „Hemayat“ angenommen. „Wir sind von unseren Kolleg*innen vor Ort sehr beeindruckt, wie sie auch unter schwierigsten Umständen für die Menschen, die in den Lagern ausharren und um ihre Zukunft bangen, gute Hilfestellungen anbieten. Mit unserem online Supervisionsangebot wollen wir sie unterstützen und entlasten“, betont die am Projekt beteiligte Psychotherapeutin Barbara Preitler.

Psychotherapeutische Betreuungszentrum „Hemayat“ für Kriegs- und Folterüberlebende
ORF

Helfende stoßen an ihre Grenzen

Bei den Helfenden handelt es sich laut „Hemayat“ um engagierte Einzelkämpferinnen und -kämpfer, kleine NGOs oder professionelle Betreuerinnen und Betreuer, die bei ihrer Arbeit an ihre Grenzen stoßen. „Sie sind selbst oft ehemals Geflüchtete, selbst von Traumatisierung betroffen und in einer prekären Lebenssituation. Dennoch arbeiten sie mit allen Kräften daran, positive zwischenmenschliche Begegnungen und etwas Sicherheit nach der oftmals traumatischen Flucht zu ermöglichen“, wird berichtet.

„Manchmal ist es einfach nur wichtig, zuzuhören“

Die Beratungseinheiten werden meist via Zoom durchgeführt, teilweise werden auch dolmetsch-gestützte Supervisionen angeboten. Der Vorteil ergebe sich durch die rasche, flexible sowie stabile Verfügbarkeit der Unterstützung, berichtet das Betreuungszentrum. Die „Hemayat“-Psychotherapeutinnen Barbara Preitler, Andrea Scheutz und Barbara Winzely sowie Psychotherapeut Rok Habjan, die diese Supervision online anbieten, sind auf die Behandlung von schwerst traumatisierten Menschen spezialisiert und haben langjährige Praxiserfahrung in der interkulturellen Psychotherapie. Herausfordernde arbeitsbezogene Themen, Schwierigkeiten und Prozesse werden mit den Helferinnen und Helfern vor Ort besprochen. Die Unterstützung geht aber auch darüber hinaus, wie Preitler berichtet: „Manchmal ist es einfach nur wichtig, zuzuhören, verlässlich da zu sein, diese so wichtige Arbeit anzuerkennen und zu würdigen.“

Das Wiener Betreuungszentrum „Hemayat“ unterstützt seit 25 Jahren Menschen, die aufgrund von Krieg und Folter an Traumafolgestörungen leiden. Letztes Jahr konnte insgesamt 1.271 Menschen – darunter 134 Minderjährige – aus 50 Ländern betreut werden. Die Einrichtung finanziert sich durch Förderungen und Spenden.