Ein Boot der libyschen Küstenwache patroulliert im Mittelmeer nahe der libyschen Küste. (29.9.2015)
ALBERTO PIZZOLI / AFP / picturedesk.com
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IOM

75 Tote bei Schiffsunglück vor Libyen

Im Mittelmeer hat sich erneut ein Flüchtlingsdrama ereignet. Mehr als 75 Menschen sind am vergangenen Mittwoch bei einem Schiffsunglück vor der libyschen Küste ertrunken, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) gestern mitteilte.

15 Personen überlebten. Sie wurden von Fischern gerettet und nach Zuara in Libyen gebracht, hieß es. „Das ist der Preis der Untätigkeit“, kritisierte IOM-Sprecherin Safa Msehli. Sei Jahresbeginn seien mindestens 1.300 Männer, Frauen und Kinder bei dem Versuch, das zentrale Mittelmeer zu überqueren, ertrunken.

Zehn Tote am Boden des Holzbootes

In einem völlig überfüllten Flüchtlingsboot vor der Küste Libyens hatten Seenotretter nach eigenen Angaben am Mittwoch neben 99 Überlebenden auch zehn tote Menschen entdeckt. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen nahm am Dienstagnachmittag mit ihrem Schiff „Geo Barents“ die Menchen an Bord, wie sie in der Nacht auf Mittwoch bei Twitter mitteilte. Dabei fanden die Retter am Boden den Holzbootes, das rund 56 Kilometer von den libyschen Küste entfernt war, die zehn Leichen.

Sea-Watch 4 wartet auf sicheren Hafen

Nach drei Rettungseinsätzen im Mittelmeer hat das deutsche Rettungsschiff „Sea Watch-4“ knapp 500 Menschen im Mittelmeer gerettet. Beim ersten Einsatz kam die „Sea Watch-4“ einem überladenen Schlauchboot mit 102 Personen an Bord zu Hilfe. Kurz daraufhin wurden weitere 73 Menschen von einem anderen Boot in Schwierigkeiten gerettet, teilte die deutsche Hilfsorganisation „Sea Watch“ gestern mit. Die anderen Geflüchteten waren bei einem Rettungseinsatz am Donnerstag in Sicherheit gebracht worden. „Wir brauchen jetzt einen sicheren Hafen“, schrieb „Sea Watch“ auf Twitter. Heute wird von erneut 107 Menschen berichtet, die aus einem Holzboot in Seenot gerettet werden konnten.

Von Libyen oder Tunesien in die EU

Die Menschen versuchen meist von den Küsten Tunesiens oder Libyens über das Mittelmeer in die EU zu gelangen. Sie sind auf der Flucht oder erhoffen sich dort ein besseres Leben. Immer wieder kommt es auf den gefährlichen Überfahrten auch zu Unglücken mit Todesopfern. Mitunter greifen die Küstenwachen der nordafrikanischen Länder die Menschen auf und bringen sie wieder zurück.

Dutzende Menschen vor Kreta gerettet

Unterdessen haben griechische Küstenwache und vorbeifahrende Schiffe gestern Abend 68 Menschen von einem sinkenden Boot südöstlich der Insel Kreta gerettet. Für einen der Schiffbrüchigen kam jede Hilfe zu spät. Der Mensch ertrank, berichtete der staatliche griechische Rundfunk unter Berufung auf die Küstenwache. Welcher Nationalität die Menschen sind und von wo aus sie gestartet waren, blieb zunächst unklar.

Weg aus der türkischen Ägäisküste

Verzweifelte Menschen versuchen immer wieder, von der türkischen Ägäisküste oder auch aus anderen Staaten im Osten des Mittelmeeres auf der gefährlichen Route südlich von Kreta nach Italien zu gelangen. Wegen der langen Fahrt kommt es häufig zu Maschinenschäden oder anderen Havarien der in der Regel uralten Boote, die Schlepperbanden einsetzen.