Der Gründer und Leiter des „Jewish Welcome Service“  Leon Zelman anlässlich des Festaktes zu „25 Jahre Jewish Welcome Service“ im Wiener Rathaus. (2.4.2006)
HERBERT PFARRHOFER / APA / picturedesk.com
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Leon Zelman-Preis 2021

Likrat und Republikanischer Club ausgezeichnet

Zum neunten Mal wurde gestern Abend der Leon Zelman-Preis für Dialog und Verständigung des Jewish Welcome Service im Wiener Rathaus verliehen. Das Dialogprojekt „Likrat“ und die Initiative „Republikanischer Club – Neues Österreich“ wurden für ihr Engagement ausgezeichnet.

Seit 2013 wird der Preis an Personen oder Initiativen vergeben, die sich im Sinne Leon Zelmans aktiv für die Erinnerung an die Shoah und den Dialog zwischen dem heutigen Österreich und den Opfern der NS–Verfolgung und ihren Nachkommen einsetzen, betont in einer Aussendung das Jewish Welcome Service, dessen langjähriger Leiter Zelman war. Zivilgesellschaftliches Engagement, das Eintreten gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Bildungs– und Jugendarbeit wie Projekte, die den interkulturellen Dialog fördern, zählen zu besonderen Kriterien für die Preisvergabe.

Anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums des Jewish Welcome Service wurden diesmal zwei Preise vergeben. Der Preis ist mit jeweils Euro 5.000,- dotiert und wird von der Stadt Wien gestiftet.

„Likrat“ proaktiv bei Abbau von Vorurteilen

Durch Information und Dialog trage „Likrat“ proaktiv zum Abbau von Vorurteilen bei, um gemeinsam – ganz im Sinne des Namensgebers des Preises – an einer Welt zu bauen, in der Hass, Antisemitismus und Rassismus keinen Platz mehr haben, so das Jewish Welcome Service. Seit 2015 gibt es das ursprünglich aus der Schweiz stammende „Likrat“ (hebr. für „auf jemanden zugehen“) mit Jugendlichen der Jüdischen Gemeinde in Wien. Unter den Motto „Lass uns Reden“ besuchen die „Likratinos“ im Alter von 14 bis 18 Jahren gleichaltrige nichtjüdische Jugendliche vor allem in Schulen, um über ihr Judentum Auskunft zu geben und über die Vielfalt jüdischen Lebens in Wien zu berichten.

Republikanischer Club gegen Antisemitismus, Rassismus

Der zweite Preisträger, der Republikanischer Club – Neues Österreich, wurde 1986 als überparteiliche Initiative im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfs und der „Waldheimaffäre“ als Symbol für die Geschichtsvergessenheit eines Landes und Österreichs späte Auseinandersetzung mit seiner NS-Vergangenheit gegründet. Seit 35 Jahren stehen der Republikanische Club und seine Mitglieder für ein „neues Österreich und eine neue Generation“, für eine aktive Zivilgesellschaft im Engagement und unermüdlichen Einsatz gegen Xenophobie, Antisemitismus, Rassismus wie soziale Ungerechtigkeit, heißt es seitens des Jewish Welcome Service. Mit seinem umfangreichen Veranstaltungsprogramm zu sozial- wie menschenrechtlichen Themen sei der Republikanische Club seit vielen Jahren auch ein wichtiger Veranstaltungsort und trage wesentlich zu Bildung, Dialog und Verständigung im Sinne Leon Zelmans bei.

„Vienna Trips“ des Jewish Welcome Service

Zu den Hauptaufgaben des 1980 gegründetetn Jewish Welcome Service zählen Besuchsprogramme für vertriebene Wiener Jüdinnen und Juden sowie deren Nachkommen, Studienreisen für die jüngere Generation sowie die Unterstützung von Gedenk- und Erinnerungsinitiativen. Neu sind die sogenannten „Vienna Trips“, die seit August vergeben werden. Zielgruppe sind Nachkommen österreichischer Shoah-Überlebender im Alter von 20 bis 35 Jahren, also die 3. und 4. Generation.