Fussballschuhe liegen beim Training der Mannschaft von FC Red Bull Salzburg vor dem Cup-Finale in Salzburg am Rasen. (27.5.2020)
BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com
BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com
Studie

Diskriminierung ethnischer Minderheiten im Amateursport

Sportvereine könnten für Menschen, die in ein anderes Land gekommen sind, eine gute Gelegenheit sein, soziale Kontakte zu knüpfen.

Eine im Fachjournal „Humanities and Social Sciences“ veröffentlichte Studie in 22 Ländern zeigt aber, dass Personen mit fremd klingenden Namen, die um ein Probetraining in einem Amateurfußball-Verein baten, deutlich seltener Antworten bekamen als solche mit einheimisch klingenden Namen. Österreich zählte dabei zu den Ländern mit der stärksten derartigen Diskriminierung.

Aufbau von sozialem Netzwerk

Kommt man in ein anderes Land, will man sich üblicherweise ein neues soziales Netzwerk aufbauen und neue Freunde finden. Ein lokaler Amateur-Sportverein, wo man sich ein, zwei Mal die Woche zum Training trifft und danach vielleicht noch etwas trinken geht, könnte dafür ein idealer Anknüpfungspunkt sein.

Fiktive Bewerbung als Grundlage

In früheren Studien wurde gezeigt, dass bei fiktiven Bewerbungen Zuwanderer und ethnische Minderheiten beim Zugang zu Arbeit, Wohnen, Transport oder der Sharing Economy benachteiligt werden. Vor diesem Hintergrund haben sich die Wirtschaftswissenschafter Carlos Gomez-Gonzalez und Helmut Dietl von der Universität Zürich sowie Cornel Nesseler von der Norwegian University of Science and Technology in Trondheim in ihrer Arbeit angeschaut, wie es um die soziale Integration in Amateur-Sportvereinen aussieht.

Experiment in 22 Ländern

Sie erstellten dazu E-Mail-Konten mit fremd und einheimisch klingenden Namen. Die ausländisch klingenden Namen repräsentierten dabei jede der drei größten zugewanderten ethnischen Gruppen im jeweiligen Land. Per E-Mail wurden dann in der jeweiligen Landessprache Amateurfußballvereine mit der Bitte um Teilnahme an einer Trainingseinheit kontaktiert. „Jemandem die Einladung dazu zu verweigern, ist vergleichbar damit, der Person keinen Zugang zu einem sozialen Netzwerk zu gewähren“, erklärte Cornel Nesseler. Dieses Experiment führten sie in 22 Ländern durch und schrieben in Summe mehr als 23.000 Klubs an – darunter mehr als 1.800 in Österreich.

Um zehn Prozent geringere Wahrscheinlichkeit einer Antwort

Die Ergebnisse zeigten, dass Personen mit einem fremd klingenden Namen im Durchschnitt eine zehn Prozent geringere Wahrscheinlichkeit hatten, eine Antwort auf ihre Anfrage zu erhalten, als Personen mit einheimisch klingenden Namen. In einigen Ländern lag der Unterschied unter vier Prozent, etwa in Irland, Frankreich und Portugal.

Österreich, Ungarn und Kroatien besonders ablehnend

In anderen Ländern hatten Personen mit ausländisch klingenden Namen dagegen eine um 20 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, eine Antwort zu erhalten. Konkret waren das Österreich, Ungarn und Kroatien. Die Forscher haben keine Erklärung dafür, warum in den drei Ländern nur so wenige Anfragen beantwortet wurden. „So haben zum Beispiel kulturelle Nähe oder Distanz zu den ethnischen Gruppen, die Größe der ethnischen Gruppen oder fußballerische Stärke der ethnischen Gruppen keinen Einfluss auf die Ergebnisse“, erklärte Nesseler auf Anfrage der APA. Für die Wissenschafter offenbart das Experiment jedenfalls „die Diskriminierung ethnischer Minderheiten und deckt organisatorische Mängel in einem System auf, das eigentlich soziale Interaktionen fördern sollte“, wie sie in ihrer Arbeit schreiben.