Greenpeace AktivistInnen vor der Milka-Konzernzentrale in Wien einen verbrannten Regenwald nachgebaut, um auf die andauernde Regenwaldzerstörung und Ausbeutung durch Milka-Zulieferer aufmerksam zu machen. (5.5.2021)
APA/GREENPEACE/MITJA KOBAL
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Greenpeace-Aktion

Gegen Waldzerstörung und Menschenrechtsverletzungen

Brennende Regenwälder und eine Milka-Kuh in Wien-Meidling: Die Umweltorganisation Greenpeace hat heute vor der Konzernzentrale der Milka-Mutter Mondelez mit einer Aktion auf die Regenwaldzerstörung und Ausbeutung aufmerksam gemacht, die sie den Zulieferern des Unternehmens vorwirft.

Die NGO beanstandet gegenüber Mondelez, Nestle und anderen Konzernen, dass dies trotz freiwilliger Selbstverpflichtungen weiterhin der Fall ist.

„Zehntausende Hektar Regenwald“ gerodet

„Obwohl der Milka-Mutterkonzern Mondelez, Nestle und Co. in den letzten 20 Jahren dutzende freiwillige Selbstverpflichtungen zum Stopp von Entwaldung sowie Schutz von Menschen- und Kinderrechten beschlossen haben, wurden erst im Vorjahr wieder zehntausende Hektar Regenwald für den Anbau von Kakao und Palmöl gerodet“, schrieb Greenpeace in einer Aussendung. Im Juni wird die EU-Kommission einen Entwurf für ein EU-Gesetz für globalen Waldschutz vorlegen, für das Greenpeace einen starken Gesetzesentwurf und ein Lieferkettengesetz fordert, das sicherstellt, dass für die Produkte von Unternehmen wie Mondelez nicht mehr länger Wälder zerstört und Menschen ausgebeutet werden.

"Situation ist nach wie vor dramatisch

„Während für Milka-Schokolade Urwälder brennen und Kinder ausgebeutet werden, macht der Mondelez-Konzern seit Jahrzehnten nur leere Versprechungen, sich bessern zu wollen. Doch die Situation ist nach wie vor dramatisch. In den letzten Wochen haben sich knapp 40.000 Menschen an Milka gewendet und gemeinsam mit Greenpeace ein Ende von Waldzerstörung und Menschenrechtsverbrechen gefordert“, sagte Lukas Meus, Biodiversitätsexperte bei Greenpeace in Österreich.

1,5 Millionen Kinder in Ghana und der Elfenbeinküste betroffen

2001 erklärten die weltweit größten Schokoladenhersteller, dass sie bis 2005 die schlimmsten Formen von Kinderarbeit stoppen werden. Doch laut eines aktuellen Berichts der Universität Chicago arbeiten heute schätzungsweise noch 1,5 Millionen Kinder in Ghana und der Elfenbeinküste unter widrigsten Bedingungen im Kakaoanbau. 2010 haben sich die Mitglieder des Consumer Good Forums – ein Industrienetzwerk der Konsumgüterbranche, in dem Mondelez den Co-Vorsitz führt – dazu verpflichtet, bis 2020 keine Abholzung in den Lieferketten mehr zuzulassen. Ein Bericht der New York Declaration on Forests zeigte 2020 auf, dass das nicht gelungen ist, stattdessen steigt die Gefahr der Waldzerstörung sogar.

Mondelez mit Nachhaltigkeitsprogramm „Cocoa Life“

In einem Statement zu den Vorwürfen unterstreicht der Konzern Mondelez, dass der Kakao für die Milka Schokolade seit einigen Jahren zu 100 Prozent aus dessen Nachhaltigkeitsprogram „Cocoa Life“ bezogen werde. „Wir sind Vorreiter mit diesem Nachhaltigkeitsprogramm und nehmen die Herausforderungen der Kakaobranche, wie Klimawandel und Entwaldung, seit über 10 Jahren aktiv in Angriff. Darüber hinaus unterstützen wir eine verpflichtende Sorgfaltspflicht-Regulierung auf europäischer Ebene“, so das internationale Unternehmen. Betont wird auch die eigene Expertise, die Verantwortung aller Beteiligten und der ständige Dialog mit verschiedenen Gruppen und Partnern zu diesem Thema.

Sammelklage von Menschenrechtsorganisation IRA

Ende März veröffentlichte Greenpeace den Report „Süße Versprechen, bittere Realität“, der sich mit Milka-Schokolade und was diese mit weltweiter Zerstörung der Regenwälder und Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferkette zu tun hat beschäftigt. Im Februar landete vor einem US-Gericht in Washington eine Sammelklage der Menschenrechtsorganisation International Rights Advocates (IRA) gegen den Konzern samt sechs weiteren Schokolade-Giganten.

Einhaltung von Menschenrechten

Die Einhaltung der Menschenrechte darf keine moralische Frage von Eigenverantwortung sein, hieß es vonseiten der NGO Südwind. Es brauche auch die rechtliche Verpflichtung", hielt Stefan Grasgruber-Kerl, der Menschenrechtsexperte der NGO fest. Südwind fordert gemeinsam mit einer breiten zivilgesellschaftlichen Allianz, koordiniert vom Netzwerk Soziale Verantwortung im Rahmen eines Lieferkettengesetzes eine umfassende, zivilrechtliche Haftung für Unternehmen aller Größenordnungen bei Menschenrechtsvergehen.

„Starkes Lieferkettengesetz längst überfällig“

„Ein starkes Lieferkettengesetz längst überfällig“, erklärte SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr und verwies auf den gemeinsam mit Petra Bayr, SP-Bereichssprecherin für globale Entwicklung, eingebrachten Antrag für ein österreichisches Lieferkettengesetz: „Nehmen wir Konzerne endlich in die Pflicht! Ein Lieferkettengesetz verpflichtet Konzerne zur Einhaltung von Menschen- und Umweltrechten entlang der gesamten Lieferkette!“. Im Umweltausschuss wurde der Antrag zuletzt jedoch vertagt. „Die Ausbeutung von Menschen und Natur geht Tag für Tag weiter“, schloss Herr.