Afghanistan sei kein sicherer Ort, die Regierung könne ihre Bürger nicht beschützen. Abschiebungen dorthin müssten deshalb gestoppt werden, forderte das VIDC.
Sicherheitslage äußerst instabil
Die Sicherheitslage in Afghanistan ist trotz der Aufnahme von Friedensgesprächen zwischen den militant-islamistischen Taliban und der Regierung in Kabul äußerst instabil, laut UNO stieg die Zahl gezielter Tötungen ziviler Akteure vergangenes Jahr sprunghaft an. Die Rückkehrer seien einem zunehmenden Ausmaß an Gewalt ausgesetzt, betonte heute das VIDC anlässlich der Veröffentlichung einer Befragung von 16 zwischen 2015 und 2020 aus Österreich zurückgekehrten Afghanen. Die Ergebnisse der Interviews verdeutlichen, dass die Abschiebungen nach Afghanistan wegen zunehmender Gewalt, wirtschaftlicher Not, dem Verlust von sozialen Netzwerken und wegen Stigmatisierung ausgesetzt werden sollten, so das VIDC.
„Enorme wirtschaftliche Schwierigkeiten“
13 der 16 befragten Männer kämpfen seit ihrer Rückkehr um ein stabiles Einkommen und den Zugang zu sozialen Diensten, „sie stehen somit vor enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten“, so das Institut. Die Situation der drei freiwilligen Rückkehrer sei relativ gesehen besser. Sie erhielten im Rahmen des Rückkehrprogramms der Internationalen Organisation für Migration (IOM) auch eine Art Startbonus von 3.000 US-Dollar. Neben dem Verlust des sozialen Netzwerkes in Folge der Flucht ist laut VIDC das schwierigste soziale und psychologische Problem für die Zurückgeschobenen die Stigmatisierung in der alten Heimat als „Verlierer“ oder „Kriminelle“.
Großteil will Afghanistan wieder verlassen
Auch wenn die Flucht nach Europa beschwerlich und gefährlich ist und meist hohe Schulden nach sich zieht, will ein Großteil der vom VIDC Befragten Afghanistan aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage erneut verlassen. Österreich schiebt wie viele andere EU-Staaten trotzdem nach Afghanistan ab. Am Wochenende fanden Proteste der Zivilgesellschaft gegen die für morgen geplante Sammelabschiebung statt.