Lena und Marko Živković
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Let’s go viral!

Wir passen auf die Großeltern auf

Durch die Corona-Krise können SchülerInnen, die in zwei Kulturen aufwachsen, oft über Monate ihre Großeltern nicht sehen. Opa und Oma Živković machten im März letzten Jahres Urlaub in Serbien. Nach dem Lockdown konnten sie nicht mehr zurückkehren.

Logo „Let’s go viral!“
Ana Grilc

Zum Glück gibt es Computer und Handys, denn so können die Kinder täglich mit ihren Großeltern in Kontakt treten.

Wir haben uns digital bei Familie Živković eingeklinkt, die gerade versucht, mit den Großeltern in Serbien Kontakt aufzunehmen. Die Kinder wollen für die digitale SchülerInnenzeitung „Let´s go viral!“ ein Interview mit den Großeltern machen.

Wie läufts, Lena und Marko?

Marko: Wir versuchen Opa seit einer Stunde ins Meeting hereinzubringen. Es gelingt nicht, Opa ist einfach kein Technik-Profi. (lacht)

Über was sprecht ihr denn mit Euren Großeltern jeden Tag?

Lena: Opa hat sich ein neues Spiel für mich überlegt. Er nennt mir ein Land, wohin wir gemeinsam fliegen und ich muss ihm dann die Hauptstadt von diesem Land nennen. Ich glaube, dass er sich das überlegt hat, weil ich nicht die Beste in Geografie bin. So lernt er mit mir über das Telefon.

Welche Sprachen werden in Eurer Familie gebraucht?

Nina Živković (Mama): Ich wurde in Wien geboren und wir haben zu Hause immer deutsch gesprochen. Es galt das Motto: Je mehr Sprachen du kannst, desto reicher bist du. Meine Kinder besuchten einen englischen Kindergarten. Das heißt, dass die beiden Mega-Englisch sprechen. Ich spreche mit ihnen Deutsch und der Papa spricht mit ihnen Serbisch. Jetzt haben sie mit Spanisch begonnen. Also sind die zwei bald perfekt viersprachig.

Frau Živković, wie kommen sie mit der Situation, dass ihre Eltern in Serbien sind, zurecht?

Nina: Ich bin mit dem Satz aufgewachsen, dass man auf Mama und Papa aufpassen muss, wenn sie alt sind. Das habe ich mir sehr zu Herzen genommen. Wir sind alle sehr zwiegespalten. Ich telefoniere vier Mal am Tag mit meinen Eltern, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist.

Kommen da Ängste auf?

Nina: Ich muss sagen, dass wir das gut hinbekommen haben. Es läuft gut und auch der Kontakt zwischen den Kindern und meinen Eltern ist sehr lebendig. Die Kinder lieben ihre Großeltern sehr. Unsere Aufgabe ist es, dass Oma und Opa glücklich und zufrieden sind. Mit meinem Vater haben wir einen Pakt geschlossen. Er wird 100 Jahre alt werden. Auf das arbeiten wir hin und das heißt, dass wir noch 30 Jahre Opa-Versorgung vor uns haben. (alle lachen)

Plötzlich funktioniert die Leitung mit dem Großvater und Lena und Marko machen ihr Interview.

Marko: Zdravo deda, was machst du? Gehst du spazieren?

Großvater: Es ist verboten, spazieren zu gehen. Ich bin schon über 70 Jahre alt und wir Alten hatten ein komplettes Ausgangsverbot. Oft wird die Verordnung gelockert und wir durften zu gewissen Stunden das Haus verlassen.

Lena: Habt ihr genug zu essen?

Großvater: Ihr habt ja vorgesorgt, damit wir nicht verhungern. Wenn sie die Ausgangssperre lockern, fahre ich mit dem Auto ins Geschäft. Wir haben auch noch Vorräte aus unserem Garten. Ihr wisst ja, dass die Arbeit im Garten unsere große Leidenschaft ist.

Marko: Deda, grüße Oma von mir. Bis morgen! Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen und gemeinsam spielen können.

Lena und Marko Živković gehen in der Wiener Neustiftgasse zur Schule. Die Wurzeln der 24 SchülerInnen in ihrer Klasse liegen in 14 Nationen. Die Kinder in der Europäischen Mittelschule Neustiftgasse werden im Unterricht ermutigt, ihre Muttersprachen und Kulturen in Projekten vorzustellen.

Das Gespräch der beiden Kinder mit dem Großvater fand während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 statt.