Journalist Claus Gatterer (17.3.1972)
ORF
ORF
Neuer Gatterer-Preis

Schwachen und Leisen Gesichter und Stimmen geben

Ein neuer Journalistenpreis erinnert an Claus Gatterer. Die „Auszeichnung für hervorragenden Journalismus im Gedenken an Claus Gatterer“, die heute präsentiert wurde, wird vom Presseclub Concordia gemeinsam mit der Michael-Gaismair-Gesellschaft Bozen vergeben.

Die Auszeichnung ist dem Südtiroler Journalisten, Historiker, Schriftsteller und Dokumentarfilmer Claus Gatterer gewidmet. Finanziert wird der mit 10.000 Euro dotierte Preis vom Land Südtirol. Die Einreichung ist bis 31. März möglich, verliehen werden soll die Auszeichnung im Juni in Gatterers Südtiroler Heimatgemeinde Sexten.

Vorwürfe gegenüber ÖJC

Die Ehrung wurde in Reaktion auf die im Herbst 2019 öffentlich gewordenen Vorwürfe rund um den „Prof. Claus Gatterer Preis“, der vom Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) vergeben wird, initiiert. Laut Recherchen des Tiroler Publizisten Markus Wilhelm soll der ÖJC den Sponsoren ein Vielfaches des Preisgeldes in Rechnung gestellt haben. Die bisherigen Preisträger forderten daraufhin den Rückzug des ÖJC als Organisator der Auszeichnung. Dieser wies die Vorwürfe zurück und hält an der Vergabe des „Prof. Claus Gatterer Preises“ fest. Künftig wird es für diesen allerdings kein Preisgeld geben.

Einreichungen bis 31. März

Die Ausschreibung richtet sich an Redaktionen bzw. Journalistinnen und Journalisten aus Österreich und Südtirol bzw. solche, die in österreichischen oder Südtiroler Medien publiziert haben. Beiträge können in deutscher, italienischer oder ladinischer Sprache in Print, Radio, Fernsehen oder Online veröffentlicht worden sein. Die Einreichung ist bis 31. März über die Webseite des Presseclub Concordia möglich.

Kritisches Fragen und soziales Engagement

Mit der neuen Auszeichnung, die bei einer Pressekonferenz heute vorgestellt wurde, werden „journalistische Leistungen, die sich im Sinne Claus Gatterers durch kritisches Fragen, soziales Engagement und hohes stilistisches Niveau auszeichnen“ gewürdigt, wie es auf der Homepage des Presseclub Concordia heißt. „Es ist uns wichtig, das Gedenken, das Erbe von Claus Gatterer hoch und wach zu halten“, betonte der Südtiroler Landesrat Philipp Achammer. Auch von Gatterers Heimatgemeinde Sexten wird die neue Auszeichnung unterstützt. Dort wird auch die Preisverleihung in zeitlicher Nähe zu Gattereres Todestag, dem 28. Juni, stattfinden, kündigte Daniela Kraus, Generalsekretärin des Presseclub Concordia, an. Initiiert wurde der Preis von Peter Huemer und Kurt Langbein, Wegbegleitern Gatterers, von seinem Biografen Thomas Hanifle, dem Südtiroler Journalisten Christoph Franceschini und von Wilhelm.

Zustand der Minderheiten als Gradmesser des Zustands der Gesellschaft

„Claus Gatterer war ein tapferer Mensch“, sagte Huemer. Er habe sich nur seinem journalistischen Gewissen verpflichtet gefühlt. „Für Claus Gatterer war der Zustand aller Minderheiten der entscheidende Gradmesser des Zustands der Gesellschaft“, würdigte auch Langbein den Journalisten. Im Zweifel aufseiten der Schwachen sei eines seiner Mottos gewesen. „Wir brauchen wieder mehr Publizistinnen und Publizisten, die so handeln“, sagte Langbein. Sie sollen mit dem neuen Preis gestärkt werden. Auch Jurymitglied Edith Meinhart betonte, es brauche einen Journalismus, der den Anspruch ernst nehme, „auch den Schwachen, den Leisen, denen an der Peripherie Gesichter und Stimmen zu geben“.

Jury für 2021 und 2022

Über die Vergabe urteilt eine geschlechterparitätisch besetzte Jury. 2021 und 2022 werden jeweils sieben der folgenden Juroren entscheiden: Lisa Maria Gasser (salto.bz), Lilli Gruber (La7), Thomas Hanifle (Journalist und Gatterer-Biograf), Nina Horaczek (Der Falter), Peter Huemer (Publizist und Journalist), Franz Kössler (Journalist), Kurt Langbein (Filmemacher und Journalist), Edith Meinhart (profil), Corinna Milborn (ProSieben.Sat1.Puls4), Günther Pallaver (Michael-Gaismair-Gesellschaft), Armin Wolf (ORF) und Sahel Zarinfard (Dossier).