Werbung für Smartphones, aufgenommen in einem Showroom in Seoul (29.10.2020)
JUNG YEON-JE / AFP / picturedesk.com
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Let’s go viral!

Sind wir auch schuld?

Wir alle verwenden täglich das Handy und den Laptop. Surfen kurz mit dem Tablet und schalten abends auch gerne den Fernseher an. All diese Geräte benötigen „Seltene Erden“ – also Rohstoffe, die, so nimmt man an, selten vorkommen und daher heiß umkämpft sind.

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Ana Grilc

Tatsächlich kämpfen Rebellen und Regierung in der DR Kongo darum – und auf der Strecke bleiben die, die sie abbauen: die Kinder.

Die Demokratische Republik Kongo zählt zu den reichsten Ländern der Welt, obwohl sie andererseits auch zu den ärmsten zählt. Sie ist reich an Bodenschätzen, jedoch steht sie in der Tabelle für menschliche Entwicklung an Platz 179 von 189 Ländern. 77 Prozent der Bevölkerung leben unter der internationalen Armutsgrenze. Sie haben am Tag ca. 1,69 Euro zur Verfügung.

Bis in die 1960er Jahre waren die Förderung und der Export von Bodenschätzen wie Gold, Diamanten, Kupfer und Öl das wichtigste finanzielle Standbein der kongolesischen Wirtschaft. Seit der Unabhängigkeit 1960 ist das Land politisch instabil. Es kommt immer wieder zu Bürgerkriegen und die Korruption ist ein sehr großes Problem. Dadurch leben wenige Menschen im Wohlstand, aber der Großteil lebt in Armut.

Menschen tragen Säcke mit Rohstoffen, welche für Mobiltelefone und Computer gebraucht werden, den Hang hinunter, nahe Rubaya im Osten der Demokratischen Republik Kongo.
JUNIOR D. KANNAH / AFP / picturedesk.com

Die DR Kongo beheimatet große Vorkommen an Kobalt, Kupfer, Erdöl, Diamanten, Gold, Mangan, Zink, Blei und Zinn. Die DR Kongo zählt damit zu den rohstoffreichsten Ländern der Welt. Für Kobalt, welches ein unersetzliches Metall in den Lithium-Ionen-Akkus bildet, ist sie der weltgrößte Produzent, für Kupfer der neuntgrößte.

Coltan, ein Erz aus dem Tantal, welches für elektrische Geräte benötigt wird, gewonnen wird, muss teilweise ohne Einsatz von Maschinen per Hand abgebaut werden. Belastend für Arbeiter und Umwelt, da dabei auch Giftstoffe freigesetzt werden. Regenwälder müssen abgeholzt werden und Kinder werden für den Abbau eingesetzt. In den meisten elektronischen Geräten sind also Bauteile enthalten, die durch Kinderarbeit gewonnene Rohstoffe beinhalten.

Ein Kind das Steine bricht, die vom Kobaltabbau in der Kupfer- und Kobaltmine in Lubumbashi in der DR Kongo gewonnen werden. (23.5.2016)
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Warum müssen Kinder arbeiten?

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in der DR Kongo beträgt 17 Jahre. Knapp die Hälfte ist überhaupt unter 14 Jahren. Im Durchschnitt hat jede Familie sechs Kinder. Dieser hohe Anteil ist einerseits der hohen Geburtenrate geschuldet, andererseits auch, weil viele Eltern im Bürgerkrieg oder an AIDS starben.

Insgesamt gibt es ca. vier Millionen Waisen, welche zum Teil auf der Straße leben und nur durch Betteln überleben können. Sie sind durch Hunger gefährdet, schneller krank zu werden. Und Arzt oder Medikamente können sie sich nicht leisten.

Kinder müssen somit für ihren eigenen Unterhalt aber oft auch für den der Familie sorgen. Als Viehhüter, Erntehelfer und Marktverkäufer bis hin zur Arbeit im Bergbau. Sie werden für den Abbau von Gold, Diamanten, Coltan und Kobalt eingesetzt. Sie schuften dafür, dass es Rohstoffe für die elektronischen Geräte gibt, denn Kobalt und Coltan werden speziell bei Smartphones und Laptops verwendet. Geringe Bezahlung, anstrengende Arbeit und Schädigung der Gesundheit durch Lärm, Staub und Giftstoffe stehen an der Tagesordnung.

Ein Kind und eine Frau brechen Steine, die aus einer Kupfer- und Kobaltmine in Lubumbashi, der DR Kongo gewonnen werden. (23.5.2016)
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Die meisten Rohstoffe liegen im Osten des Landes, welcher dadurch zwischen den Truppen der Regierung und den Rebellen heiß umkämpft ist. Zudem kommen auch ausländische Investoren, die sich durch das Aufkaufen der Abbaugebiete bereichern möchten. Der Aufschwung, der aus dem ständig steigenden Bedarf an den „Seltenen Erden“ resultiert, kommt also nur wenigen zu Gute. Rebellen und Regierung benötigen das Geld für ihre Kämpfe um diese Rohstoffe und sollte sich ein ausländischer Investor eingekauft haben, zieht er das Geld für seine Zwecke ab. Auf der Strecke bleiben die, die es abbauen – also meist die Kinder in der DR Kongo.

Handys, Elektroautos und -räder werden immer beliebter. Laptops, Nintendos etc. gehören bei uns schon zum Standard. Mit unserem Konsumverhalten unterstützen wir somit unbewusst diese Entwicklung. Wir fördern nicht die dortige Wirtschaft, sondern die dortige Ausbeutung von Umwelt und Kindern.

Wollen wir das wirklich? Wir sollten also nachdenken, ob wir diese Folgen unseres mobilen Lebens wirklich in Kauf nehmen und für die Zerstörung und Ausbeutung in diesen Ländern verantwortlich sein wollen. Vielleicht schon beim nächsten Telefonat …

Ein Text von Laurin Reichl, Schüler am Privatgymnasium der Herz-Jesu-Missionare in Salzburg.