Hanna Herbst
ZDF/SRF/ORF/3sat
ZDF/SRF/ORF/3sat
Let’s go viral!

Junge Menschen müssen in Berufswelt Fuß fassen können

Hanna Herbst ist nicht nur Journalistin, sie ist seit Juni dieses Jahres verantwortlich für die journalistischen Inhalte des ZDF Magazin Royal mit Jan Böhmermann.

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Ana Grilc

Hanna Herbst wurde zum Ingeborg-Bachmann-Preis eingeladen – in Anlehnung an das Gedicht von Ingeborg Bachmann gestaltete sie mit Leon Engler ein großartiges Lied. (Der Link ist unten angeführt.) Für den Job zog die Wienerin nach Köln. Hanna Herbst hat unserer Redakteurin Jennifer Uzodike per Skype ein Interview gegeben und sie hat Jennifer mit einer Einladung nach Köln überrascht.

Hallo Hanna! Es sind wegen der Ermordung des US-Amerikaners George Floyd viele Millionen Menschen überall auf der Welt auf die Straße gegangen und haben unter dem Leitspruch „Black lives matter“ demonstriert. Was assoziierst du mit diesem Thema?

Herbst: Auf Twitter hat jemand geschrieben, dass Dinge wie die Ermordung von Floyd das „best behavior“ der amerikanischen Polizei ist. Das sind Dinge, die gefilmt werden und in aller Öffentlichkeit passieren. Da kann man sich vorstellen, was da unter dem Radar vor sich geht. Das macht mich todtraurig!

Lesung Hanna Herbst
ORF/Johannes Puch

Die Menschen haben an der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd Anteilnahme gezeigt. In Wien sind statt den erwarteten 3.000 Demonstranten 50.000 Menschen auf die Straße gegangen. Ist das nicht ein starkes Zeichen?

Herbst: Das ist unglaublich schön und macht mich richtig sentimental. So eine große Bewegung! Das hat es in der Geschichte öfter gegeben und es macht Hoffnung, dass etwas Großes in Richtung mehr Menschenrechte geschehen könnte. Durch die 50.000 Menschen könnten sich Strukturen verändern, es könnte sich die Polizei verändern.

Wenn man in die sozialen Medien schaut, werden diese Bewegungen wie „#me too“ und „Black lives matter“ oft zu Trends. Was kann man tun, damit das mehr wird als nur eine vorüber gehende Modeerscheinung?

Herbst: Du als Bundesschulsprecherin weißt, wie wichtig gute Bildung ist, die solche Themen nicht ausspart. Wir brauchen einen Fokus auf die Kolonialgeschichte, diese Machtdynamiken müssen den SchülerInnen sichtbar gemacht werden. Man muss in der Schule lernen, Missstände zu erkennen und kreativ nach Lösungen zu suchen.

Wenn heute Jugendliche mit Migrationshintergrund zu einem Jobinterview aufgrund der Hautfarbe, Herkunft oder des Namens nicht eingeladen werden, verstehen sie die Welt nicht mehr. Diese Diskriminierungen sind ja in Österreich ganz alltäglich. Was würdest du den Jugendlichen raten?

Herbst: Ich nehme das Beispiel Journalismus. Die Jugendliche müssen selber aktiv werden. Bitte nicht aufgeben, auch wenn man das zehnte Mal nicht eingeladen wird. Die jungen Menschen mit Migrationsbiografie müssen in der Politik, im Journalismus und allen Berufen Fuß fassen. Leider muss man alles selber machen, überall der Erste oder die Erste sein. Es gibt immer mehr Politikerinnen, die halt Kopftuch tragen. Mit oder ohne Kopftuch, egal mit welcher Hautfarbe, der Mensch steht im Vordergrund und alle Jugendlichen sollten die Chance auf ein gutes Leben haben. Dass man das 2020 in Mitteleuropa noch diskutieren muss, ist ein Wahnsinn.

Also sollte Solidarität im Vordergrund stehen?

Herbst: Wir müssen uns gegenseitig stärken. Ziel ist es, dass wir uns gegenseitig fördern und wir uns gegenseitig Macht und Kraft zusprechen. Jennifer, ganz konkret, wenn du zu mir nach Köln kommen möchtest, lade ich dich gerne ein. Wenn du willst, kriegen wir vielleicht auch ein Praktikum hin.

Danke Hanna, das ist gelebte Solidarität. Ich nehme die Einladung gerne an.