Jennifer Uzodike anl. einer PK der Schülerunion zur „Vorstellung der neuen Bundesschulsprecherin“ (16.9.2019)
HANS PUNZ / APA / picturedesk.com
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In der Coronakrise hat die Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike einen Forderungskatalog an den Bundesminister Fassman übergeben. Mit diesem digitalen Projekt können die SchülerInnen von Objekten zu Subjekten werden, meint sie.

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Ana Grilc

Jennifer Uzodike, die älteste von fünf Geschwistern, hat im Corona-Jahr maturiert und studiert seit Herbst in Wien Jus und will sich auf Menschenrecht spezialisieren. Interkulturelle Kompetenzen hat sich Jennifer ab Minute eins erworben. Die Wienerin ist Tochter einer ungarisch-stämmigen Mutter und eines Vaters aus Nigeria.

Warum glaubst du ist unser Projekt zum digitalen Lernen und dem Empowerment von Diversity notwendig?

Uzodike: Ich glaube, dass diese Projekte für die SchülerInnen einen Anstoß sind, vom Objekt zum Subjekt zu werden. Auf dieser Plattform können wir unsere Gedanken und Ängste artikulieren, aber auch zeigen, dass SchülerInnen mit Migrationsbiografie kein Problem sind. Sie sind ganz normal, außer dass sie meist mehrere Sprachen beherrschen und in mehr Kulturen zuhause sind. In einer anderen Welt würden solche Kinder die Elite eines Landes ausmachen – aber da ist jetzt viel in Bewegung.

Bundessschulsprecherin Jennifer Uzodike
ORF

Jennifer, wir alle wurden vom Fernunterricht überrascht. Passiert hier viel Schaden?

Uzodike: Nein, das sehe ich überhaupt nicht so. Gerade im Sinne der Digitalisierung des Unterrichtes, die wir als Schülerinnenvertretung auch schon sehr lange fordern, sind wir jetzt einen gigantischen Schritt vorangekommen. Endlich hat die Schülerschaft, die Eltern und der Lehrkörper erkannt, dass die Digitalisierung nicht gefährlich ist. Es wird klar, dass die Digitalisierung uns in der Schule nützen kann und die Schule wird sehr viele positive Aspekte daraus ziehen können.

Hast du bemerkt, dass migrantische Familien in der jetzigen Situation fast immer nur mit Problemen in Zusammenhang gebracht werden?

Uzodike: So ist es, aber ich glaube man muss die Gesamtheit der SchülerInnen sehen, nicht polarisieren und auf eine fiktive Gruppe losgehen. Nicht alle Migrantinnen in Österreich sind sozial schwach und können nicht Deutsch. Es gibt auch sozial schwache autochthone Österreicher. Ich glaube in dieser Situation müssen wir alle zusammenhalten, und es ist wichtig, dass jede Schülerin und jeder Schüler die gleiche Ausbildung und Unterstützung bekommt.

SchülerInnen mit ersichtlichem Migrationshintergrund sind oft mit Rassismus konfrontiert. Was kann man dagegen tun?

Uzodike:Ja, Rassismus steht auf der Tagesordnung. Was kaum verständlich ist, denn die Vielfalt macht Österreich schön. Die vielen Kulturen, die vielen Sprachen, einfach das Diverse ist einer der schönsten Aspekte an unserem Land.

Wie soll man auf solche Angriffe reagieren?

Uzodike: Der wichtigste Schritt ist, man darf nicht schweigen, man muss aufstehen und sagen, das und das ist mir passiert. Durch das Schweigen schützt man die TäterInnen. Wenn die Gewalt angesprochen wird, wird gleichzeitig der Täter zur Rechenschaft gezogen. Da braucht es noch genauere Instrumente, die im Internet, aber auch im realen Leben bei der Verfolgung von Rassimus mithelfen. Eigentlich müsste diese Kapitel der Vergangenheit angehören. In jedem Fall darf es keine gesellschaftliche Akzeptanz für Rassismus geben.

Die Wienerin Jennifer Uzodike von der VP-nahen Schülerunion wurde im September 2019 zur Bundesschulsprecherin gewählt. Zu ihren Schwerpunkten zählten u. a. der Klimawandel und der Umweltschutz, dabei vor allem auch eine plastikfreie Schule.