Französische Polizei räumt Zelte von Flüchtlingen in der Pariser Innenstadt.
MARTIN BUREAU / AFP / picturedesk.com
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Paris

Polizei setzte Tränengas bei Räumung von Flüchtlingslager ein

Die Pariser Polizei hat ein neues Flüchtlingslager im Zentrum der französischen Hauptstadt geräumt. Die Einsatzkräfte vertrieben gestern Abend Hunderte Flüchtlinge aus einem Zeltlager auf der Place de la République.

Die Polizei hatte in der vergangenen Woche ein Flüchtlingscamp unter einem Autobahnzubringer im Pariser Vorort Saint-Denis aufgelöst. Hunderte Flüchtlinge sind seitdem ohne Unterkunft. Die Polizei rückte etwa eine Stunde nach dem Aufbau des Camps auf der Place de la République an. Die Beamten trugen die Zelte weg, in denen sich teilweise noch Flüchtlinge befanden. Später setzten sie dann auch Tränengas gegen die Menschen und ihre Unterstützer ein. „Sie sind zu gewalttätig. Wir wollen nur ein Dach über dem Kopf“, sagte der afghanische Flüchtling Shahbuddin. „Wir sind hier, um zu zeigen, dass wir nirgendwo hin können“, sagte der Afghane Murtasa. Mit dem Aufbau der Zelte haben Hilfsorganisation auf die Lage von Flüchtlingen in Frankreich aufmerksam gemacht.

Bilder von Räumung für Innenminister „schockierend“

Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin nannte die Bilder von der Räumung des Lagers „schockierend“. Er forderte vom Polizeipräfekten einen Bericht an. Sobald dieser vorliege, werde er über weitere Schritte entscheiden, schrieb Darmanin im Online-Dienst Twitter. Die Polizeipräfektur und die Präfektur der Region Ile-de-France erklärten in einer gemeinsamen Stellungnahme, der Aufbau nicht genehmigter Flüchtlingslager sei „nicht hinnehmbar“. Die Polizei sei eingeschritten, um die „illegale Besetzung des öffentlichen Raums“ zu beenden.

Menschen sichtbar machen

Die Organisation Médecins du monde (Ärzte der Welt) erklärte, bei der Aktion ginge es darum diejenigen sichtbar zu machen, die man sonst zerstreuen wolle. „Die Errichtung solcher Lager, die von bestimmten Organisationen organisiert werden, ist nicht akzeptabel“, hieß es in einer Mitteilung der Pariser Polizei vom Abend. Man habe sofort mit der Räumung begonnen. Der Sender Franceinfo berichtete von einer angespannten Lage. „Wir sind von Polizisten umzingelt, die die Migranten verjagen und die Zelte wie üblich abbauen, ohne eine Lösung für die Unterbringung zu haben“, schrieb Utopia 56.

Räumung von großem Camp

In der vergangenen Woche wurde ein riesiges Camp im Pariser Vorort Seine-Saint-Denis geräumt – unterschiedlichen Angaben nach haben dort um die 3.000 bis 4.000 Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen in Zelten gelebt. Die Polizeipräfektur betonte, dass die Menschen betreut und in Unterkünfte gebracht worden seien. Die Organisationen monieren, dass nach der Räumung nicht für alle Menschen ein Dach über dem Kopf organisiert worden sei.

Fehlende dauerhafte Unterkünfte

Immer wieder kommt es zu Räumungen solcher Flüchtlingscamps, kurze Zeit später entstehen dann an anderer Stelle wieder neue Zeltstädte – meist im Nordosten von Paris. Das Problem sind fehlende dauerhafte Unterkünfte für die Menschen. Bereits im Sommer hatten Hilfsorganisationen in einer Grünanlage in der Nähe der Place de la République Zelte aufgebaut, um speziell auf die Situation von minderjährigen Flüchtlingen aufmerksam zu machen.