Zeitzeugen Lotte und Hugo Brainin am 18. Dezember 2017 an ihrem 69. Hochzeitstag in ihrer Wohnung in Wien.
GISELLA LINSCHINGER / APA / picturedesk.com
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Festakt & Ausstellung

Auschwitz-Überlebende Lotte Brainin wird 100

Am Donnerstag feiert Lotte Brainin, jüdische Widerstandskämpferin und Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück, ihren 100. Geburtstag.

Der ursprünglich geplante Festakt muss Corona-bedingt online stattfinden und kann am Donnerstag ab 18.00 Uhr live via Youtube verfolgt werden. Zu den Festrednern zählen Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundespräsident a.D. Heinz Fischer.

Festakt für Lotte Brainin

Donnerstag, 12. November 2020, um 18.00 Uhr, Youtube Kanal des Bezirksmuseums Alsergrund

Digitale Ausstellung

Die Multimediakünstlerin Marika Schmiedt hat für den Geburtstag eine digitale Ausstellung gestaltet, die sich anhand zahlreicher Bild-, Text- und Tondokumente mit dem Leben von Lotte Brainin auseinandersetzt und auf www.brainin.at zu besichtigen ist. Teil ist auch eine über fünfminütige Grußbotschaft von Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die ihren Text persönlich vor der Kamera liest. „Dieses Leben ist zu groß für mich, ich kann mir nicht anmaßen, auch nur einen Blick hineinzuwerfen. Aber man muss es wissen, und Lotte hat dafür gesorgt, dass man es weiß“, so Schriftstellerin Elfriede Jelinek in ihrer Videobotschaft über Lotte Brainin, mit der sie verwandtschaftlich verbunden ist.

Würdigung der Widerstandskämpferin

„Trotz all der Bedrohungen kämpfte Lotte Brainin für ein freies, demokratisches Österreich und riskierte dabei wirklich alles“, sagt Bundespräsident Alexander van der Bellen. Auch er würdigt die Widerstandskämpferin im Rahmen des Festaktes zum 100. Geburtstag. Weitere Beiträge aus Politik und Kultur stammen von Heinz Fischer, Doris Bures und Doron Rabinovici. Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgt die jüdische Sängerin Isabel Frey.

Mitbegründerin der Lagergemeinschaft Auschwitz und Ravensbrück

Lotte Brainin (Mädchenname: Sontag) wurde 1920 in Wien geboren. 1938 flüchtete sie nach Belgien und wurde Mitglied der Widerstandsgruppe Österreichische Freiheitsfront (ÖFF). Im Juni 1943 wurde sie in Brüssel verhaftet und 1944 nach Isolationshaft, schwerer Folter und Misshandlungen nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurde sie Mitglied einer Widerstandsgruppe, 1945 wurde sie nach Ravensbrück verlegt. Nach der Befreiung war sie Mitbegründerin der Österreichischen Lagergemeinschaft Auschwitz sowie der Lagergemeinschaft Ravensbrück und war jahrzehntelang als Zeitzeugin in österreichischen Schulen aktiv. Sie ist mit Hugo Brainin verheiratet, der 1938 als Kind nach England flüchten konnte und ebenfalls als Zeitzeuge aktiv ist.

Das Jubiläumsprojekt entstand auf Initiative und in Zusammenarbeit mit der Familie Brainin, der Stabstelle Bezirksmuseen im Wien Museum, dem Bezirksmuseum Alsergrund sowie ESRA.