Dechdecker-Lehrling an einer Maschine in einer Firma im oberösterreichischen Pabneukirchen (15.6.2018)
ALEX HALADA / AFP / picturedesk.com
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Forschung

Studie analysiert beruflichen Abstieg von Flüchtlingen

Flüchtlinge aus dem Nahen Osten finden in Österreich häufig nur einen deutlich schlechteren Job als sie daheim hatten. Das zeigt eine Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw).

Das gilt vor allem für jene, die ein Studium oder eine Facharbeiterausbildung mitbringen. Die Aufwertung des Jobs erfolgt nur teilweise und langsam. Trotzdem ist das wiiw zuversichtlich, dass sich die Lage langfristig bessern wird.

60 Prozent der Befragten „überqualifiziert“

Die Befragung von 4.000 Flüchtlingen hat gezeigt, dass sie beim Jobeinstieg in Österreich einen stärkeren Rückgang des beruflichen Status erleiden. Vor allem bei Geringqualifizierten folgt in der Regel bald eine leichte Aufwertung. Aber etwa 60 Prozent der Befragten sehen sich in ihrer derzeitigen Beschäftigung als „überqualifiziert“, das gilt vor allem für Männer. Unter den Flüchtlingen mit höherem Bildungsniveau fühlen sich sogar 70 bis 74 Prozent überqualifiziert. Flüchtlinge mit regelmäßigen sozialen Kontakten mit der österreichischen Bevölkerung fanden eher einen der Qualifikation entsprechendem Arbeitsplatz, stellte das wiiw fest. Das sei als Aufforderung an die Politik zu sehen, für die soziale Integration von Flüchtlingen zu sorgen.

Die Studie „Refugees’ integration in the Austrian labour market: occupational mobility and job-skills mismatch“ basiert auf einer Befragung (2017-2019) unter 4.000 Flüchtlingen, die zwischen 2014 und 2016 v.a. aus Syrien, Afghanistan, Irak, Iran nach Österreich kamen.

Frauen besonders betroffen

Frauen übten in ihren Heimatländern höherwertige Berufe aus als Männer und erlebten in Österreich einen steileren beruflichen Abstieg. Auch konnte das wiiw kaum einen Wieder-Aufstieg vermerken: „Darüber hinaus schienen weibliche Flüchtlinge während der dritten Erhebungswelle zwischen März und Mai 2019 sogar einen weiteren beruflichen Abstieg zu erfahren“, heißt es in einer Aussendung des wiiw.

Bessere Nutzung der Qualifikation für Arbeitsmarkt

Die Studienautoren Sandra Leitner und Michael Landesmann erwarten aber eine deutlichere Erholung des beruflichen Status der Flüchtlinge über einen längeren Zeitraum. Der Politik empfehlen sie, besonders auf Personen mit höherem Bildungsniveau und auf Frauen zu fokussieren, um einen langfristigen Verlust ihres beruflichen Status zu vermeiden. Das würde auch eine bessere Nutzung der Qualifikationen für den österreichischen Arbeitsmarkt ermöglichen. Da gehe es nicht nur um die Demotivation der Betroffenen, „es ist auch schlichtweg ineffizient, das vorhandene Qualifikationspotenzial der Flüchtlinge nicht zu nutzen“.