Kunstprojekt „Wir 28“ von Verein Xenos
Joachim Hainzl
Joachim Hainzl
„Wir 28“

Kunstprojekt macht EU-Bürgerinnen in Graz sichtbar

28 Porträts von Frauen, die aus Ländern der Europäischen Union kommen, werden seit einigen Tagen in der Grazer Herrengasse und am Hauptplatz präsentiert. Initiiert wurde das Projekt vom „Verein Xenos“ anlässlich des EU-Beitritts Österreichs vor 25 Jahren.

Mit dem Kunst- und Kulturprojekt „Wir 28“ werden 28 überwiegend in der Steiermark lebende Frauen aus allen EU-Mitgliedsstaaten – inklusive Großbritannien – porträtiert. Neben der künstlerischen Intervention durch Fahnen berichten die Frauen in einer eigenen Publikation über ihre Erfahrungen als Migrantinnen in Österreich.

Kunstprojekt „Wir 28“ von Verein Xenos in Graz
Joachim Hainzl

Die Fahnen am Grazer Hauptplatz und in der Herrengasse sind noch bis 18. Oktober zu sehen. Die Publikation „Wir 28. EU-Bürgerinnen in ihrer zweiten Heimat Österreich“ ist im Eigenverlag erschienen und per E-Mail beim Verein Xenos zu beziehen.

Herrengasse wird zur „Frauenmeile“

Für den „Verein Xenos“ wird die Herrengasse damit zur „Frauenmeile“. „Die Bezeichnung der Herrengasse erinnert uns an jene Jahrhunderte, in welchen Männer Frauen ihre Menschenrechte vorenthielten. Noch heute gibt es eine gesellschaftliche Schlechterstellung von Frauen. Darum ist es mir wichtig, dass wir Frauen uns – zumindest für wenige Wochen – mit dieser Sichtbarkeit und Vielfalt des öffentlichen Raums bemächtigen“, betont die Grazer Fotokünstlerin Maryam Mohammadi, die die Frauen porträtiert hat und die nun in überlebensgroßen künstlerischen Fotos auf Fahnen in der Innenstadt zu sehen sind. Im Mittelpunkt des Projekts stand damit die Frage nach weiblichen Identitäten und wie sich diese durch Migration verändern.

Porträtierte Frauen des Kunstprojekts „Wir 28“ mit der Fotokünstlerin Maryam Mohammadi (1. Reihe r) und Kultur- und Europalandesrat Christopher Drexler (ÖVP) (1. Reihe l)
Sophie Ederer

Frauen aus EU-Ländern kaum wahrgenommen

Generell werden Frauen aus Ländern der EU in geringem Ausmaß als kulturell und sprachlich bereichernder Teil der steirischen Kultur wahrgenommen, betonen die beiden Projektleiter Maryam Mohammadi und Joachim Hainzl vom Verein, die sich um die Förderung der soziokulturellen Vielfalt in der steirischen Hauptstadt bemühen. So werden in der begleitenden Publikation „Wir 28. EU-Bürgerinnen in ihrer zweiten Heimat Österreich“ Gespräche und Geschichten dieser 28 EU-Bürgerinnen versammelt. „Das Buch stellt einen wichtigen Beitrag zur medial oft vernachlässigten Gruppe von EU-BürgerInnen in der Steiermark dar“, so Hainzl. Die Auswirkungen der Migration dieser Frauen auf Mehrfachidentität, Spracherwerb und Beheimatung seien im Unterschied zur Gruppe der Migrantinnen und Migranten aus Nicht-EU-Staaten kaum beleuchtet. Aktuell leben mehr als 80.000 EU-Bürgerinnen und Bürger in der Steiermark und machen damit rund 58 Prozent aller zugezogenen Menschen im Bundesland aus.